Straßenrad-WM in Italien: Frauen fahren nicht wegen Geld

Die Straßenrad-Weltmeisterschaft in Varese wird überschattet von neuen Doping-Verdächtigungen. Doch immerhin: Die Frauen fahren halbwegs unbelastet ihre neue Titelträgerin aus.

Die Deutsche Judith Arndt (r.) gewinnt Bronze bei der Straßenrad-WM in Italien. Bild: dpa

Drei Rennen fanden an diesem Wochenende in Varese statt. Männliche und weibliche Radprofis ermittelten bei der Straßen-WM in Italien in den zwei Straßenrennen ihre Besten. Und die Journalisten jagten zu Fuß Anne Gripper hinterher. Die Australierin ist Anti-Doping-Beauftragte des Weltradsportverbandes UCI und daher dessen meist gesuchte Vertreterin. Auch in Varese brauchte sie sich über Arbeitsmangel nicht zu beklagen.

Denn die Karriere des frischgebackenen Juniorenweltmeisters Fabio Andres Duarte weist bereits Flecken auf. Der Bauernsohn aus dem kolumbianischen Bergland war im Juli letzten Jahres in Europa bei einer Dopingkontrolle mit erhöhten Testosteronwerten aufgefallen. Er hatte sich daraufhin - angeblich wegen Heimweh - nach Kolumbien verabschiedet. Der kolumbianische Verband hatte allerdings kein Dopingverfahren gegen Duarte eröffnet. Er wollte erst prüfen, ob Duarte nicht über einen erhöhten natürlichen Wert verfüge. Ein Ergebnis liegt nicht vor. Gripper meint: "Ein Dopingfall Duarte existiert nicht. Wir sind in gutem Kontakt mit dem kolumbianischen Verband. Wir haben Vertrauen in dessen Arbeit."

Dass sich bei den erwachsenen Profis mit dem Spanier Alejandro Valverde und - wie die Süddeutsche Zeitung behauptet - Fränk Schleck zwei mutmaßliche Fuentes-Kunden im Starterfeld befanden, störte Gripper ebensowenig. Der Luxemburger Schleck hat im März 2006 Eufemiano Fuentes 6.991 Euro überwiesen, wie laut SZ BKA und Luxemburgische Staatsanwaltschaft bestätigten. Luxemburgs Anti-DopingAgentur leitet ein Verfahren ein. Für Gripper kein Dopingfall: "Wir werden die Entwicklungen in Luxemburg abwarten."

Konsequenz konnte sie immerhin im Falle Armstrong signalisieren. "Das Reglement sieht vor, dass aus dem Ruhestand zurückkehrende Fahrer sich sechs Monate lang dem Kontrollregime der UCI unterziehen müssen, bevor sie an Wettkämpfen teilnehmen können", sagte sie. Die Australier haben also Glück. Der Tour Down Under anfangs des Jahres bleibt der Amerikaner erspart.

Aus dem Fanggriff der Journalisten löste sich Gripper schließlich, als es um jene Anzahl von Profis ging, deren bei der Tour de France genommene Urinproben am Montag in Chateney-Malabry mit Hilfe eines neuen Testverfahrens auf Spuren des Dopingmittels CERA untersucht werden. Zwei WM-Starter und fünf CSC-Profis sollen sich nach Angaben französischer und italienischer Medien unter den 14 Verdächtigen befinden. "Keine Namen, kein Kommentar", meinte sie und verschwand. Ungeachtet dieses "Tornados", der laut Gazetto dello Sport dem Profiradsport bevorsteht, kündigte CSC-Chef Bjarne Riis das Engagement des neuen Co-Sponsors IT Factory an. Er erklärte noch, seinem Fahrer Fränk Schleck zu vertrauen und selbst nichts mit Operacion Puerto zu tun zu haben.

Reine Freude bereitete an diesem Wochenende nur das Frauenrennen, das sich zu einer taktisch erstklassiges Auseinandersetzung entwickelte. Als eine Ausreißergruppe wieder eingeholt war, attackierten auf den flachen Teilstücken der letzten Runde abwechselnd die Deutschen Trixi Worrack und Judith Arndt. "Das war unsere einzige Chance. Wir sind nicht so gut im Sprint und nicht so gut in den Bergen", sagte Allrounderin Arndt. An den zwei Anstiegen gab die Niederländerin Marianne Vos Fersengeld. Das junge Talent wurde indes wieder eingefangen und konnte im Schlussspurt der bis dahin clever auf ihre Chance lauernden britischen Olympiasiegerin Nicole Cooke nichts mehr entgegensetzen. Arndt holte nach dem dritten Platz beim Zeitfahren ihre zweite Bronzemedaille bei diesen Titelkämpfen, Worrack wurde Fünfte.

Anschließend brachte Bundestrainer Jochen Dornbusch den Frauenradsport in Stellung gegen die männliche Konkurrenenz. "Frauen fahren aus Freude am Sport, nicht wegen Geld", meinte er. Das monatliche Gehaltsminimum liegt bei 250 Euro, ein Motiv zum Betrug falle daher weg. Weil sich im Frauenradsport immer mehr professionelle Strukturen herausgebildet haben, die Leistung garantieren, das kritische Manipulationspotenzial aber noch nicht erreicht sei, verdiene dieses Feld mehr Aufmerksamkeit. Die allerdings gehört trotzdem vor allem den radelnden Männern - und deren Dopingproblem.

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