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Google knickt einStreet View nicht in Schleswig-Holstein

Google wird die Straßen von Schleswig-Holstein 2008 nicht für seinen Dienst "Street View" fotografieren. Ein Erfolg für die Gemeinden, die darin eine Einladung für Einbrecher sahen.

Irgendwo außerhalb von Schleswig-Holstein... Bild: dpa

Molfsee hat den Kampf David gegen Goliath gewonnen: Die kleine Gemeinde in Schleswig-Holstein wehrte sich dagegen, für den Google-Service Street View abfotografiert zu werden - und hat damit nun erreicht, dass Google in ganz Schleswig-Holstein darauf verzichtet, Straßen abzuflichten.

Mindestens bis Ende des Jahres sollen die schwarzen Kamerawagen von Google "definitiv" nicht mehr Straßen und Häuser in dem norddeutschen Bundesland ablichten, wie Google dem Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz, Thilo Weichert, mitteilte.

Allerdings stellt Google im gleichen Schreiben offenbar klar, dass "die Erstellung von Aufnahmen von Straßenzügen für eine Straßenansicht in Deutschland" rechtmäßig sei.

Unter Berufung auf die Straßenverkehrsordnung wollten Molfsee und einige weitere Gemeinden hatten angedroht, den Street View-Autos von Google unter Berufung auf die Straßenverkehrsordnung die Nutzung ihrer Straßen zu untersagen. Der Grund dafür: Sie fürchteten, dass Kriminelle Google Street View nutzen könnten, um Einbrüche zu planen.

Datenschützer Weichert unterstützte die Gemeinden in ihrem Widerstand gegen den Internetriesen- und forderte Google per Brief auf, in Schleswig-Holstein keine Fotos mehr zu machen und keine Street View Bilder aus dem Bundesland zu veröffentlichen.

Google Deutschland hatte zunächst jegliche Verantwortung für den Fall zurückgewiesen und auf den Mutterkonzern verwiesen - von dem Weichert nun die postalische Bestätigung bekam, in Schleswig-Holstein vorerst nicht mehr zu fotografieren.

Das freut Datenschützer Weichert - doch er meint, dass sich die Probleme mit dem Straßenansichts-Dienst nicht auf ein einziges Bundesland beschränken. Denn "Street View" verstößt laut Weichert gegen das Bundesdatenschutzgesetz. "Auch wenn die Daten aus dem allgemein zugänglichen Bereich heraus erfasst werden, so überwiegen gegenüber den Veröffentlichungsinteressen die schutzwürdigen Interessen der Betroffenen", erklärte Weichert am Mittwoch in Kiel. Denn ohne vor Ort zu sein kann der Street View-Nutzer sich einen Eindruck von bestimmten Örtlichkeiten verschaffen - von deren Wert und Einbruchmöglichkeiten. (mit dpa)

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4 Kommentare

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  • A
    Andremoda

    Mich würde mal interessieren wozu das Street-View denn überhaupt gut sein soll ? Und im Zuge der derzeit heftigen Datenschutz-Debatte kann ich es überhaupt nicht nachvollziehen, das ein Google-Auto ungefragt "mein ganzes Dorf" ablichtet.

     

    Nur weil die Angst vor "Einbrechern" wirklich lächerlich ist macht es die Sache in keinster Weise legitim.

     

    Was ist, wenn nicht ein Einbrecher dieses Material auswertet, sondern eine kriegswillige Nation ?

     

    Grüße.

  • MM
    marie mounier

    herzlichen glückwunsch, herr gerhard berlin, sie haben ihr soll erfüllt: der firmenname erscheint in ihrem beitrag dreimal. ich möchte sie darauf hinweisen, dass ein ausspielen der datensammelwut der behörden gegen die datensammelwut des bewussten konzerns weder dem einen noch dem anderen problem gerecht wird. denn es gibt keine guten konzerne, da konzerne nicht nach moralischen maßgaben handeln. don't be evil ist deshalb ein werbeslogan unter anderen, der politische/moralische inhalte zur aufwertung der marke nutzt.

    ihr beitrag ist auch deshalb gelungen, weil ausreichend unklar bleibt, ob sie zur konzern-posse gehören oder nicht. ich tippe auf zugehörigkeit.

  • T
    tdzku

    Ja, google und yahoo knicken bei so manchen Beschwerden ein: was hier Vertuschung irgendwelcher üblen Standortfaktoren ist, ist in China selektive Presse- und Meinungsfreiheit.

  • GB
    Gerhard Berlin

    Der Molfseer Bürgermeister Roman Hoppe (CDU) wohnt nicht in Molfsee sondern in Kiel, der CDU-Fraktionschef Reinhold Harwart ist gerade an den Molfsee gezogen.

    Der angebliche Datenschutz und Angst vor Einbrechern ist lächerlich - in Molfsee (bestehend aus den Ortsteilen Molfsee-Dorf, Rammsee und Schulensee) wird seit Jahrzehnten immer mal wieder eingebrochen, da gab es Google noch gar nicht. Durch diesen dilettantischen Versuch, Google von etwas abzubringen, was Google überhaupt nicht vorhatte, hat man Molfsee interessant für andere zwielichtige Gestalten gemacht.

    Die Hoppes und Harwarts der CDU mögen sich besser um ihren Parteigenossen Schäuble kümmern und dessen Datensammelwut stoppen bevor wir ein neues "Reichssicherheitshauptamt" in Deutschland ertragen müssen.