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Hamburg gegen SchalkePfiffe für Kuranyi, Beifall fürs Spiel

Schalke und der HSV geben beim 1:1 alles. Trochowski und Höwedes glänzen erneut als Torschützen. Kuranyi muss die Ablehnung des Hamburger Publikums ertragen.

War nicht gut gelitten, nach seinem Rauswurf aus der DFB-Elf: Kevin Kuranyi. Bild: reuters

HAMBURG taz Als der Stadionsprecher den Namen "Kevin Kuranyi" vorliest, pfeifen 90 Prozent der 57.000 Zuschauer in der ausverkauften HSH-Nordbank-Arena. Als Kuranyi zum ersten Mal am Ball ist, pfeifen sie wieder. Und die restlichen zehn Prozent rufen "Kuranyi, Kuranyi".

Das Spiel Hamburger SV gegen Schalke 04 endete mit 1:1 (1:0), der Hamburger SV bleibt Tabellenführer der Fußball-Bundesliga. Es war wie eine Landtagswahl mit bundesweiter Bedeutung. Ein Spitzenspiel mit dem entsprechenden Tempo und den entsprechenden Torchancen. Kein Abtasten, kein Taktieren, sondern Volldampf.

Ein Freistoß von Piotr Trochowski, den Ivica Olic verlängert und Manuel Neuer über die Latte lenkt. Schüsse von Jonathan Pitroipa, der für den magenkranken Mladen Petric in der HSV-Anfangself stand, Trochowski und Olic, ein Schuss von Orlando Engelaar, eine Chance von Kuranyi. Alles in den ersten fünf Minuten.

Jermaine Jones mit links. Kein Mittelfeld, kein Ball halten, keine Querpässe. Für den am Innenband verletzten defensiven Mittefeldspieler Nigel de Jong brachte Hamburgs Trainer Martin Jol den Namibier Collin Benjamin. Schalkes Trainer Fred Rutten, der in den frühen achtziger Jahren mit Jol zusammen für Twente Enschede gespielt hatte, musste nur auf Christian Pander (Muskelfaserriss) verzichten.

Engelaar, nicht zum ersten Mal, verbaselt den Ball, Jarolim holt ihn sich und schiebt zum überragenden Trochowski, der, offensichtlich von seinem Tor für die Nationalmannschaft gegen Wales beschwingt, den Ball mit dem rechten Fuß ins von ihm aus gesehen linke Eck jagt (29.).

Unzufrieden: Kapitän Jarolims Hamburger müssen den Ausgleich verdauen. Bild: ap

Ob der vor Laufbereitschaft sprühende Olic, ob Guerreo oder Jarolim, der HSV störte früh, Pitroipa bekämpfte neben Rafinha auch seine Schwächen in der Defensive. Alle HSV-Spieler liefen, rochierten, boten sich an. Das ging manchmal ein wenig zu schnell für den FC Schalke 04.

Zur Halbzeit Beifall für alle, für Kuranyi Pfiffe. Die zweite Halbzeit beginnt mit einem Freistoß von Farfán, den der eingewechselte Benedikt Höwedes, er kam für Mladen Kritajic und setzte sich im Kopfballduell gegen Thimothée Atouba durch, ins HSV-Tor köpft.

Der HSV suchte nach dem Faden, an dem entlang er durch die erste Halbzeit gegangen war. Nach einer gelben Karte für Jarolim nach einem Foul an Kuranyi und einen Kopfballchance für Kuranyi, erinnerten sich die HSV-Fans an ihre Abneigung gegen Kuranyi, und pfiffen.

Einige scheinen Kuranyis Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft als Beleidigung ihrer schwarz-rot-goldenen Ehre miss zu verstehen. Bei seiner Auswechslung, als Rutten dem Spießrutenlaufen ein Ende bereitete, begleiteten Kuranyi Pfiffe, für ihn kam Gerald Asamoah (64.).

Vor dem Spiel zeigten die Spieler beider Mannschaften, unterstützt von den Fanprojekten, dem "Rassismus die Rote Karte". Wie viel solche symbolischen Aktionen Wert sind, zeigten die Pfiffe gegen Kuranyi.

Der HSV brauchte eine Viertelstunde, um wieder ins Spiel zu kommen. In der 63. Minute flankte Olic, und der für Guerrero gekommene Petric setzte den Ball an den Pfosten. Schalke wurde stärker, der HSV verlegte sich auf Konter.

Kuranyi war weg, aber ein wenig Gift war noch immer im Spiel. Beide Teams gaben alles, Jones lag mit einem Wadenkrampf auf dem Rasen, auch die Spieler des HSV waren platt. Trochowski ließ noch einmal seinen rechten Fuß sprechen, doch Neuer hatte eine Antwort.

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2 Kommentare

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  • K
    Kalle

    Mich freut es das nach dem Fussballvergleich in der Politik, jetzt der Politikvergleich im Fussball eingezogen ist.

  • S
    s.fuchs

    Ich bin selbst Schalke-Fan und weiß K. Kuranyi zu schätzen- wie eben die meisten anderen Fan-Kollegen auch. Er ist zwar kein Ausnahmetalent, weiß aber durch seinen Fleiß zu überzeugen. Und die Schalker, das zeichnet sie aus, stehen zu solchen Spielern auch in schwierigen Zeiten.

     

    Trotzdem: Was er sich beim vorletzten Länderspiel gegen Russland erlaubt hat, ist unsportlich. Die Offensivspieler der deutschen Mannschaft haben in der ersten Halbzeit überzeugt wie lange nicht mehr. Und Kuranyi ist nicht bereit ihre Leistung anzuerkennen, haut in der Halbzeit einfach ab und steht als Ersatzspieler nicht mehr zur Verfügung. Ein Unding.

     

    Den Hamburgern bei den Pfiffen gegen ihn nun Rassismus zu unterstellen, ist völlig überzogen. Fehlverhalten wird in Stadien nun mal durch Pfeifkonzerte getadelt. Und dass die Hansestädter auch Deutschland-Fans sind, kann man ihnen ja nicht verbieten. Wenn sie wirklich Rassisten wären, hätten sie schließlich auch Asamoah, der für den geschmähten Kurayi eingewechselt wurde, ausgepfiffen. Solche Schändlichkeiten sind in der Bundesliga inzwischen zum Glück Seltenheit geworden. Die allermeisten stehen zu ihren eingewanderten Helden. Kritik an K. hat sicher nichts mit seiner Herkunft zu tun.