SOUNDTRACK

Bei O’Children nicht sofort an Joy Division zu denken, mag für manche eine kleine Herausforderung sein. Aber die Anstrengung lohnt sich, denn ohne sie steht die ebenfalls aus England stammende Band am Ende je nach Sichtweise im falschen Licht oder geht in einem großen Schatten verloren. So lässt sich jedenfalls wohl eher sagen, dass die Musik der Band zwar auf eine Punk-Linie verweist, nicht aber auf jene, aus der später Post-Punk entstand, sondern auf jene, die den Gothic-Rock (zum Beispiel Sisters of Mercy) und genreähnliches (zum Beispiel Bauhaus) hervorbrachte. Aber auch von dessen Lebensabgewandtheit sind hier nur homöopathische Dosen übrig geblieben. Stattdessen ranken sich um allgemein düstere Atmosphäre und Tobias O’Kandis’ tiefe Stimme nicht karge Instrumentierung und Trübsal, sondern musikalischer Bombast und Pop-Sound. Do, 7. 2., 20 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84

Diese Dan & Rachel sind nicht aus „Gossip Girl“. Obwohl auch Dan wie die gleichnamige Serienfigur „humorvoll und charmant“ ist und aus Brooklyn stammt. Rachel ist in diesem Fall allerdings nicht seine Lehrerin, die durch die Kulisse der zweiten Staffel huscht, sondern die mit ihm verheiratete und ziemlich gleichpräsente Mitmusikantin. Der Extended Anti-Folk dieses sich als Band bezeichnenden Duos bearbeitet ein recht weites Feld zwischen dem rumpelig-spleenigen New York Sound, Folktronica und Folk-/Indiepop – dies allerdings bedeutend lustiger als Referenzbands wie Mates of State oder Magnetic Fields. Fr, 8. 2., 21 Uhr, Hasenschaukel, Silbersackstraße 27

Programmatischer Name für ordentlichen Krach: Artwon Artown Artnow klingt – vermutlich absichtlich – anspielungsreich nach Boheme oder Dada (man kann es sich aussuchen) und nach Kunstakademie. Allerdings nicht nach dem Noiserock, den die Düsseldorfer Band fabriziert; jener Art von Noiserock, die erstens nicht männlich-breitbeinig bis -schweißig daherkommt, die zweitens plötzlich doch auf genau diese Weise auftrumpft, dies aber drittens in einem Rahmen, den man vielleicht eher Performance als Konzert nennen würde. So wird mal in aktionskunsthafter Weise zu dissonanten Tönen deklamiert, um im nächsten Moment vergleichsweise geschlossen, vergleichsweise bandmäßig irgendwo zwischen Noise und Stoner herumzuimprovisieren. Sa, 9. 2., 21 Uhr, Thalia Nachtasyl, Alstertor 1

Frag Deine Eltern und wenn Du selbst die Eltern bist, sag es Deinen Kindern, wie „es“ in den 80ern „wirklich“ war. Dazu ein Ausgehtipp zur Beweisführung: Men without Hats verantworteten in der Frühphase dieses Jahrzehnts einige veritable Hits wie etwa „Safety Dance“, die – man hatte noch kein ausdifferenziertes Koordinatensystem – unter „New Wave“ eingeordnet wurden. Faktisch waren und sind die Kanadier allerdings eine synthesizerlastige Poprock-Band mit außerordentlich tiefer Stimme als Alleinstellungsmerkmal. Jetzt klopft die Band, im Grunde »simply singer Ivan Doroschuk and some hired guns« (Austin American Statesman) mit alten Songs und tatsächlich neuem Album wieder mal an die Tür. So, 10. 2., 20 Uhr, Logo, Grindelallee 5

Was 2003 als Soloprojekt von Sänger Ritchie Young in Portland startete, ist mittlerweile zu einer jener Bands angewachsen, die man – musikalisch betrachtet – eher als Orchester führen muss. Basierend auf Klavier, diversen Saiten- und Blasinstrumenten, Vibraphone und Schlagzeug, nicht zuletzt Youngs oft in höchste Höhen steigender Stimme bewegen sich Loch Lomond zwischen recht irdischem, das heißt nicht allzu überproduziertem Kammerpop und feinem Indiefolk. Mo, 11. 2., 20.30 Uhr, Hafenklang, große Elbstraße 84 NILS SCHUHMACHER