Das Chaos geht weiter: Noch lange kein normaler Bahnverkehr

Viele ICE-Züge sind zwar schon kontrolliert, trotzdem gibt es weiter Verspätungen und überfüllte Waggons. Wann sich der Bahnverkehr normalisiere, sei nicht absehbar, so ein Sprecher.

Vorerst bleibt es vielerorts beim Ersatzfahrplan.

BERLIN taz Der Fernverkehr der Deutschen Bahn AG war auch am Montag erheblich beeinträchtigt; allerdings hatte sich der seit dem Wochenende geltende Ersatzfahrplan auf den ICE-T-Linien nach Angaben des Unternehmens stabilisiert. "Wir haben jetzt zwei Drittel des ICE-T-Angebots geschafft", sagte ein Bahnsprecher. Wann sich der Bahnverkehr wieder normalisiere, sei noch nicht abzusehen. Bahnexperten rechnen noch mindestens für zwei Wochen mit Problemen. Die Bahn fährt seit Tagen nur mit einem Ersatzfahrplan, weil wegen Sicherheitsproblemen ihrer ICEs und ICE-Ts - Zügen mit Neigetechnik - zusätzliche Überprüfungen nötig sind.

Zumindest auf der stark frequentierten Strecke Hamburg-Berlin habe es am Montag Verbesserungen gegeben, erklärte die Bahn. Vor allem am Knotenpunkt Leipzig könne es aber weiter zu Verspätungen und überfüllten Zügen kommen. Betroffen sind nach Angaben der Bahn die Strecken von Hamburg über Berlin und Leipzig nach München, von Wiesbaden über Frankfurt und Leipzig nach Dresden, von Stuttgart über Singen nach Zürich und von Dortmund über Koblenz, Mainz, Frankfurt, Nürnberg und Passau nach Wien. Kunden können sich unter www.bahn.de oder unter der Rufnummer 080 00-99 66 33 informieren.

Über die Ursache der technischen Probleme herrschte auch am Montag Unklarheit. Die Bahn hatte am Freitag überraschend angekündigt, ihre ICEs mit Neigetechnik aus dem Verkehr zu ziehen, um ihre Radsätze zu überprüfen. Dabei hatte das Unternehmen dem Herstellerkonsortium - Siemens, Alstom und Bombardier - vorgeworfen, die Bahn im Stich gelassen zu haben.

In Kreisen der Bahnindustrie stießen die Vorwürfe der Bahn am Montag auf Unverständnis. Die Äußerungen von Bahnchef Hartmut Mehdorn seien unsachlich, hieß es. Bislang gebe es noch kein Gutachten darüber, wie es zu dem Achsbruch im Sommer in Köln gekommen sei. Und: "Kaum ein anderes Schienenfahrzeug ist in so enger Abstimmung mit der Bahn entwickelt worden wie der ICE-T." Zudem würden alle Züge vom Eisenbahnbundesamt abgenommen. Und die Hersteller wüssten nicht, wie die Bahn ihre Züge warte. Wartung und Instandhaltung mache die Bahn selbst, und es geben keine Datenrückfluss an die Hersteller. Nötig sei, zu einer konstruktiven Diskussion zurückzukehren.

Um bei technischen Problemen Chaos zu vermeiden, regte der Fahrgastverband Pro Bahn die Anlegung eines Depots von Reservezügen durch den Staat an. "Die Gewährleistung des Fernverkehrs ist seine Aufgabe", sagte Verbandschef Karl-Peter Naumann. Als Start könnten rund 20 gebrauchte Züge angeschafft werden, die vermietet werden könnten, wenn sie nicht für Notfälle gebraucht werden. Mit 100 Millionen Euro käme man schon weit. "Solche Anschaffungen wären ein sinnvolles kleines Konjunkturprogramm."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.