Dokumentation "Let's make money": Kapitalismuskritik goes Stammtisch
"Let's make money" verfolgt, auf wessen Kosten der Westen seinen Reichtum vermehrt. Bei aller Aktualität des Themas - der Film verwechselt oft Komplexität mit Beliebigkeit.
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Leser*innenkommentare
Student
Gast
Stimmt, Firmen werden schamlos zerschlagen und Arbeitsplätze vernichet, was der Wirtschaft schadet! Eigentlich ein Verbrechen am Volke, das strafrechtlich verfolgt werden sollte..
Auch interessant ist, das die sogenannten Wirtshafsprüfer die getürkten Bilanzen absegnen ohne mit der Wimper zu zucken und die Politik diese Berufsgruppe einfach von der Diskussion ausgeklammert hat...
Als Mittelständler, oder auch Privatkunde ist man einem völlig menschenverachtenden, undurchsichtigen, Datenschutzrechtlich zweifelhaften (durch Datamining zusammen gestelltes) Scoringverfahren der Banken ausgeliefert... Und wenn eine Corporation einen 100 Millionen-Kredit möchte, wird kaum geprüft..!
Also herrscht völlige Narrenfreiheit bei den Banken...!
Hans-Jürgen
Gast
Für den "aufgeklärten" Zuschauer mag der Film Schwächen haben. Der Marketing-Psychologe weiß aber, dass eine Botschaft mindestens 6 mal den Adressaten erreichen muss, bevor sie überhaupt bewusst wird. Warum also nicht das Ziel anstreben, die Stammtische zu erreichen.
Andererseits: Wer sich mit "linker Theorie", Kapitalismuskritik beschäftigt, muss feststellen, dass sie in weiten Bereichen unter das Niveau von Karl Marx zurückfällt. Das von Marx erkannte Problem: "Er (der Mensch) tritt neben den Produktionsprozeß, statt sein Hauptagent zu sein." (Grundrisse, Berlin 1953, S. 592 f.) müsste eigentlich das Hauptthema der Debatte sein.
Der mir bis jetzt einzig bekannte Versuch, dieses Thema aufzugreifen, Marx fortzuschreiben und eine "politische Ökonomie der Arbeitskraft" zu entwerfen, ist in der Theoriearbeit von Oskar Negt und Alexander Kluge zu finden; ein mehr als vernachlässigtes, sondern ignoriertes Stück europäischer Aufklärung.
sdtg
Gast
Mal so eine Frage aber wieviel Firmen mit guter Bilanz sind von den Banken zerschlagen und verspekuliert worden?
Solang unsere allwiessende idioten.. aehmm.. Journalisten so was nicht mit den Zahlen darlegen können und sich auf die Statistiken der Banken verlassen, so lange werde ich diesem Film glauben und gerne in der Frankfurter Börse urinieren..
Ihr freundlicher Ellitärer MCkenzie's Gesetze-schreibeling..
Moritz Schlarb
Gast
Interessanter Artikel. Jedoch nicht der erste den ich über diesen Film gelesen habe. In der neuen Ausgabe der NEON war ein Interview mit Herrn Wagenhofer veröffentlicht.
Was mir bei diesem Artikel hier in der taz fehlt, ist das taz-typische. Ich habe das Gefühl, er versucht die Nachteile des Kapitalismus und der Globalisierung schönzureden. Ist es nicht so, dass bei dem Prinzip "Geld arbeiten" zu lassen, zwar viele Tausend Menschen beschäftigt sind, die aber nichts produzieren, also nichts, was man im wirtschaftlichen Sinne ein Produkt nennen würde. Das ist doch realitätsfremd. Oder nicht?
Wenn Geld sich vermehrt, ohne dabei Bezug zur wirklichen Welt der Menschen und Dinge zu haben, ist das nicht irgendwie bizarr und es ist damit do h nicht verwunderlich, dass so eine Finanzkrise praktisch unvermeidbar ist, oder?
Ich dachte, das ist eigentlich eine Meinung, die mich mit der taz verbindet... Ist es nicht?
MfG
Moritz Schlarb
Max
Gast
Zustimmung zur Rezension!
Ein paar Zusammenhänge und Erkläungen hätten dem Film wirklich gut getan!
Die Aneinanderreihung von vermeintlich selbstentlarvenden - de facto eher peinlichen oder aus dem Zusammenhang gerissenen - Aussagen von Finanzjongleuren ist wenig weiterbildend. Interessant wäre es gewesen deren Argumente wirklich zu durchleuchten: Was sind die positiven und negativen Auswirkungen von Investitionen in Ländern wie Thailand, Indien, China? Wie viele Seiten hat die Medaille?
Die Episode über die Baumwollplantagen in Burkina Faso war sicherlich beeindruckend - aber genausowenig weiterführend. Zumal sie nichts mit Banken und Finanzmärkten sondern viel mit starken Agraglobbies zu tun hat. Da alle liberalen Politiker und Ökonomen seit Jahren gegen solchen Subventionswahnsinn argumentieren und Afrika eine der Regionen auf der Welt ist die eher unter fehlenden Investitionen als zuvielen leidet ist der Zusammenhang mit dem Rest des Films eher schwammig.
Noch enttäuschender war der Auftritt von John Perkins: dessen Geschichte ist seit langem bekannt und sie strotzt vor Ungereimtheiten. Diesem unglaubwürdigen Akteur völlig unhinterfragt eine Bühne zu bieten ohne seinen Verschwörungstheorien auf den Grund zu geben ist reichlich unprofessionell.
Auch Helmut Scheer einfach als "Bundestagsabgeordneten" ohne Parteizugehörigkeit vorzustellen wirkte wenig profesionell. Ob man in Dokumentarfilmen ausgerechnet Politikern eine Bühne für ihre Sicht der Dinge geben muss sei dahingestellt - ein ausführliches Interview mit Guido Westerwelle hätte vermutlich zu anderen Ergebnissen geführt. An dieser Stelle schien der Film auf das Niveau von Sabine Christiansen mit einem Gast zu fallen.
Sehr interessant war der Abschnitt über Spanien - aber auch hier sind zu viele Fragen und Zusammenhänge offen geblieben. Einfach den Eindruck zu erwecken alle Akteure wären gierig und dumm wird der Komplexität des Themas leider nicht gerecht. Hier wäre es nötig gewesen wirklich aufzuzeigen wer aus welchen Gründen investiert, welche Regularien und Anreize eine Rolle spielen und wer am Ende auf den Verlusten aus den Anlagen sitzen bleibt - all das fehlt und es bleibt der fahle Beigeschmack nur die Hälfte der Geschichte gesehen zu haben.
Sicherlich hat der Film seine interessanten, erschreckenden - zum Teil sogar "witzigen" - Momente, insgesamt kann er aber wenig Überzeugen da er einseitig und einsilbig bleibt, Zusammenhänge und Hintergründe unterschlägt oder verzerrt und es dem Zuschauer nicht ermöglicht in die wirkliche Komplexität des Themas einzusteigen. Schade!