Real unterliegt Juventus: Giftpfeile im Köcher

Real Madrid lässt sich zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit von Juventus Turin und dem gut aufgelegten Del Piero schlagen.

Freude nach dem ersten Tor: Juventus-Spieler Alessandro Del Piero. Bild: dpa

MADRID taz Als Alessandro Del Piero in der Nachspielzeit ausgewechselt wurde, brandete Beifall auf im Bernabeu-Stadion. Viele der 70.000 erhoben sich sogar für den Schützen beider Treffer zum 2:0 (1:0)-Auswärtssieg von Juventus Turin. Es war der größte Applaus des Abends; er galt einem gegnerischen Spieler.

Der letzte Rivale, dem die Anhänger Real Madrids derart huldigten, war Ronaldinho, als der vor drei Jahren mit dem FC Barcelona einen 3:0-Triumph in der Hauptstadt zelebrierte. Wie damals sind die Zeiten schlecht für den erfolgreichsten Klub der Welt. Es rumort bei Real. Trainer Bernd Schuster kassierte Pfiffe, Präsident Ramón Calderón Schmährufe von etwa 500 Fans, die ihm am Ausgang der Ehrentribüne auflauerten.

Schon die Partie vor zwei Wochen in Italien war ja verloren gegangen. Seither scheiterte der Krösus auch in einem Pokalhinspiel bei einem Drittligisten und kam in der Liga bei Almeria nur zu einem Remis. Die Flops gegen Juve lassen die Fans erahnen, dass die Königlichen höchsten Ansprüchen nicht genügen. Gefestigte Spitzenteams leben von einer Spielidee, einem Stil. Daran können sie sich auch in stürmischen Zeiten festhalten wie Schiffbrüchige an einem Stück Holz. Bei Real aber ist keine Philosophie zu erkennen. In der Ära der "Galacticos" konnte der Verein auf das Talent der genialsten Fußballer des Planeten bauen. "Schuster hat keinen Plan", wetterte El País.

Real zehrte zuletzt von Leidenschaft und dem Erbe des Ergebnistrainers Fabio Capello. Irgendwie rissen sie die Spiele immer aus dem Feuer, irgendwie machte van Nistelrooy einen rein und brachte Torwart Casillas noch eine Hand an den Ball. Am Mittwoch suchte van Nistelrooy nach Verletzung seine Fitness. Schuster hatte die schlechte Idee, den formstärksten Angreifer Higuaín lange auf der Bank schmoren zu lassen, was auch Diego Maradona auf seiner ersten Dienstreise als argentinischer Nationaltrainer missfallen haben dürfte. Wieder hielt der Deutsche an Raúl fest, anstatt van der Vaart aufzubieten. Und dann fiel kurzfristig auch noch der einzige Flügeldribbler aus.

Weil der Kauf von Cristiano Ronaldo im Sommer scheiterte, sich Robinho absetzte und Ersatz ausblieb, bleibt Schuster nur Arjen Robben, um von außen gegnerische Abwehrblocks zu sprengen. Doch der Holländer ist so verletzungsanfällig, dass er nicht mal das Warmlaufen überstand. Mittelfeldspieler Guti resümierte die Malaise: "Es fehlt an Qualität", sagte er, "und wir müssen anfangen, eine Mannschaft zu sein, auf dem Platz und abseits davon."

Die Turiner dagegen haben sich seit dem Hinspielerfolg gefangen. Sie taten diesmal wenig - aber genug gegen Real. Die Abwehrreihe wurde nach vorne geschoben, um van Nisterooy und Raúl vom Strafraum fernzuhalten. Und im Angriff genügte die Klasse des Kapitäns. Mit 33 rennt Del Piero keinem mehr davon. Aber mit dem Ball am Fuß zückt er einen der beiden Giftpfeile, die ihm im Köcher bleiben: Pass und Schuss.

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