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++ für den Artikel!!
Gaanz klar,
die Tendenz ist da,
und sie geht vom "Otto"-normalo aus.
Immer passiv, weiss immer alles besser, und hat am ende sowieso wieder recht.Normale Mittelklasse, halt.
Unereichbar unbeirrbar, politisch inkorrekt bis zum Anschlag!
Viele verirren sich in der Debatte mit denen, weil Meinungsaustausch findet nicht statt oder nur einseitig.
Letzten endes vergisst man die eigentlichen Akteure.
Der eigentliche Skandal wird runtergefahren auf die Leute ohne PR-abteilung. Immer!
10. klässlerinnen haben mehr fürs deutsche wohl getan und sich wissen angeignet als Metaller im ganzen Leben, müssen sich das aber Tag für Tag abschwatzen lassen, für das Heil einer billigen "Konverstion" zwischen "Kollegen" auf Abbajt;
Leute die sich alles Butter haben vom Brot nehmen lassen!
Liebe taz-Autoren.
Bitte probiert mal folgendes: Wann immer Ihr über Bürgerbewegung in Deutschland schreibt, lest Euren Text nochmal durch. Und wenn Ihr da ne 68 stehen seht und weit und breit keine 89, dann einmal vor den Spiegel stellen und selbst ohrfeigen.
Dann wirds bestimmt bald besser.
***Anmerkung der Redaktion: Ein guter Gesichtspunkt!
Den Zusammenhang zwischen Depression und positivem Bezug zu Konsum würde ich mir gerne näher erläutern lassen. Da stimmt was nicht, Herr Knipphals.
Verknallt ist leider nichts von Dauer. Genauso wenig, wie die Halloween-Verbrüderung der Religionen. Einzig der Kommerz eint hier die Veranstalter dieses ur-amerikanischen Brauchs, der pestilenzartig durch das Land geistert.
Tut mir Leid, aber wenn Martinsumzüge, Herbstlaternen und Kartoffelfeuer mit so einem inhaltslosen Spektakel ersetzt werden sollen, dann lässt sich das nur als "Kultur-Imperialismus" bezeichnen. Wenn dagegen jemand aufsteht, dann ist das durchaus berechtigt, selbst wenn er aus der kirchlichen "Ecke" kommt. Weltoffenheit (Multi-Kulti), das muss sicher nicht damit einhergehen, die eigene Identität, die kommerzlose Freude, aufzugeben.
Eine Abteilungsleiterin bekommt 20 Prozent weniger Gehalt als ihr direkter Kollege im gleichen Betrieb. Jetzt wehrt sie sich vor Gericht.
Kommentar US-Präsident: Verknallt in Obama - aber richtig
Deutsche sind gut darin, sich soziale Bewegungen schlecht zu reden, weil sie nicht alle Ideale verwirklicht bekommen. Das gleiche droht nach dem Obama-Wahlsieg.
Bewegungsdenken hat eine Neigung zum Manisch-Depressiven. Wir Deutschen sind ganz gut darin. Erst feiert man, dass es eine neue soziale Bewegung gibt. Dann verbittert man darüber, dass sich nicht alle Ideale verwirklichen ließen. 68 verlief so, das rot-grüne Projekt teilweise auch. Inzwischen wird die Gefahr erkennbar, dass man von Deutschland aus genau dieses Denken auf Obamas Wahlsieg projiziert. Damit würden aber die falschen Lehren aus der grassierenden Verknalltheit in den gewählten US-Präsidenten gezogen.
Denn es ist eine uramerikanische Erzählung, die sich in den USA durchsetzte. Sie lautet: Jeder kann zum großen amerikanischen "Wir" dazugehören - jeder, der nur will, jenseits von Hautfarbe, Religion, Herkunft. Das ist die integrative Erzählung vom amerikanischen Traum, die Barack Obama verkörpert und die nach acht frustrierenden Bush-Jahren so viele Menschen mobilisierte. Diese Erzählung ist so amerikanisch wie McDonalds - nur dass sie sich leider nicht ebenso einfach und erfolgreich auf uns übertragen lassen wird. Denn in Deutschland wird immer noch eher auf Abgrenzung gesetzt - auch in linksliberalen Kreisen.
Drei Beispiele: Wenn hierzulande an Halloween deutsche und türkische Kids fröhlich gemeinsam durch die Straßen toben, hört man auch liberale christliche Stimmen, die das als beliebige Konsumkultur verteufeln - als ob man nicht froh sein sollte, dass ein paar Euro reichen, um Jugendliche verschiedener religiöser Prägungen zusammenzubringen. Bei Debatten um 68 geht es alten Kämpen immer noch darum, wie das damals "wirklich" war - anstatt sich zu freuen, dass inzwischen jede neue Generation die Bilder von 68 gebraucht, um ihren eigenen Willen zu einem selbstbestimmten Leben zu illustrieren: so wie Amerikaner das mit dem Erbe ihrer Bürgerrechtsbewegung tun. Und wenn gut ausgebildete Mittelstandspaare wieder in ehemals heruntergekommenen Bezirken unserer Innenstädte leben wollen, wittern die Soziologen gerne Gentrification - als ob Verschönerung der Lebenswelt kostenfrei zu haben wäre.
Die Lehre aus Obamas Wahlsieg wäre, auch in Deutschland nach integrativen Erzählungen zu suchen. Wie soll unser "Wir" aussehen, zu dem Minderheiten und Mittelschichten, Benachteiligte und Bürgerkinder Ja sagen können? Gelebte Multikulturalität, gute Traditionen, lebenswerte Innenstädte gehören dazu. Wer Obama bejubelt und zugleich wichtige Voraussetzungen seines Wahlsiegs - wie einen positiven Bezug zu Konsum und eine große Leistungsbereitschaft - nicht wahrhaben will, der wird demnächst tatsächlich depressiv werden.
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Kommentar von
Dirk Knipphals
Literaturredakteur
Dirk Knipphals, Jahrgang 1963, studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in Kiel und Hamburg. Seit 1991 Arbeit als Journalist, seit 1999 Literaturredakteur der taz. Autor des Sachbuchs "Kunst der Bruchlandung. Warum Lebenskrisen unverzichtbar sind" und des Romans "Der Wellenreiter" (beide Rowohlt.Berlin).