Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Edmund Stoiber ist bedeutungslos, Banken surreal, die Engländer haben keine Autoindustrie - und der DFB hat Humor.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Keiner glaubt mir, dass ich ne Autofabrik bin, oder wenigstens ne Hypobank.

Was wird besser in dieser?

Flaggschiff von Opel wird umgetauft von "Insignia" in "Opel Fiskus".

20 Staats- und Regierungschefs der größten Industriestaaten saßen am Wochenende beim Weltfinanzgipfel erstmals in solch großer Runde zusammen. Was hat die Welt jetzt noch zu fürchten?

Nichts, wir sind gerettet. Alle wichtigen Laubenbesitzer der Kleingartenanlage schwören einander, das Eingangstor mit neuen, noch besseren Schlössern zu sichern. Dann kommt der nächste Tsunami und haut die Stadt weg. "Überzogene Bonuszahlungen an Manager sollen geächtet werden", mit solchen Drohungen kann man natürlich auch die Konjunktur abwürgen. "G 20 erwägen vorbeugende Maniküre des Dudu-Fingers" wäre noch so ein Horror. Als die RAF Geld, freies Geleit und Inhaftierte abpressen wollte, war die Haltung des Staates etwas klarer, finde ich. Wenn Banken erpressen und komplette Volkswirtschaften zu Geiseln nehmen, ist der Staat geschmeidiger.

Europa rutscht in die Rezession. Sollten wir uns sorgen?

Nö, wenn man lange genug davon quatscht, kommt sie auch. Das ist doch eher beruhigend. Immerhin wurde zuvor prima verdient, und bevor sich das in Lohnrunden ausdrückt, ist die Party vorbei. Die "Realwirtschaft" - hübscher Begriff, danach ist eine Bank also eher surreal, habe ich immer geahnt - hat enormes Potenzial, gerade was ökologische Erneuerung des Wohnbestandes, der Energieversorgung und der Mobilität angeht. Die vermeintlichen Handicaps der deutschen Industrie, also ökologische und ethische Widerstände gegen gestrige Produkte, werden ihr den Arsch retten. Hoffentlich. Doofmann-Energiefresser-ungesund-Produkte können die anderen längst besser als wir.

Der Buchmarkt ist um eine Biografie reicher: "Edmund Stoiber - Aufstieg und Fall" . Pflichtlektüre?

Auf dem Waschzettel wird Stoiber als "enger Weggefährte von Franz Josef Strauß" beschrieben. Das ist, nach 14 Jahren eigener Ministerpräsidentschaft, dann schon die Höchstnote in Bedeutungsmangel.

Thorsten Schäfer-Gümbel ist der neue Spitzenkandidat der hessischen SPD. Wie reißt er das Ruder rum?

Er könnte behaupten, so ne Art virales Marketing für "Brille: Fielmann" zu sein, oder sonst wie nach der Wahl auf Unfallflucht machen. Die SPD insgesamt ist jetzt ungefähr da, wo Deutschland beim Schlager-Grand-Prix strandete: als dort kein kompetenter Künstler mehr auftreten wollte, weil man sich eh nur noch blamieren konnte.

Kaum hat der Bundestag das VW-Gesetz verabschiedet, stellt die EU es wieder in Frage. Was ist so verwerflich an einem staatlichen Vetorecht?

Nix. Großbritannien etwa hat konsequent auf Staatseinfluss auf die Autoindustrie verzichtet. Dafür hat es jetzt keine Autoindustrie mehr. Das scheint der Leitgedanke des EuGH-Urteils über VW zu sein und nicht das schlechteste Argument, dieses neoliberale Markteuropa abzulehnen - wie es Holländer und Franzosen taten. Und was spräche dann gegen eine Staatsbürgerschaft für einen armen Autobauer wie Opel? Gute Idee - der Staat darf nicht mitreden, aber mit Steuermitteln durchfüttern. Respekt! Gerade Opels Mutter GM hat sich durch allerhand GMC- und Hummer-Jeeps und andere Techno-Dinos ruiniert. Nun soll ausgerechnet die halbwegs zukunftsorientierte europäische Tochter dafür büßen, und lieber noch: die europäischen Steuerzahler. Es wäre einfacher, Bush würde sich zum Abschied ein Stück aus dem Bundeshaushalt aussuchen. Wenn der Staat Geld gibt, soll er dafür Anteile bekommen. Das sichert auch Arbeitsplätze beim EuGH.

Die Sozialminister der Länder fordern mehr Geld für Kinder in Hartz-IV-Familien. Nur ein Rumdoktern an einem Gesetz, das abgeschafft gehört?

Hier tun sich Sozialminister etwa aus Hamburg und Nordrhein-Westfalen hervor - Christdemokraten, denen Hartz eben noch "nicht konsequent genug" war. Aber jetzt gehts gegen SPDler Scholz, da ist es andersherum gerade recht. Vielleicht hoffen sie, als Mitläufer eingestuft zu werden später.

Den Herstellern der Bionade gehen die Rohstoffe aus. Und nun?

Na ja. Foodwatch hat angemahnt, der Nachschub von Litschi in Bioqualität könne nicht ganz reichen. Daraus wird jetzt eine "Bio eh alles gelogen"-Nummer und morgen wird eine andere Sau durch die Brauerei gejagt. Für den Preis können die die Litschi einzeln mit dem Rad abholen aus China.

Und was machen die Borussen?

1,3 Millionen Gewinn im abgelaufenen Quartal. Und Dortmund erreicht das Standortwettbewerb-Finale um das "Deutsche Fußballmuseum". Letzter Wettbewerber: Gelsenkirchen. Der DFB hat Humor. Und wir Geld.

FRAGEN: FX, SVE

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