Der Moderator rückt sich selbst ins Bild

Zuerst war es so wie früher. Der Wirtschaftsminister geht, und Stoiber teilt mit, wie es weiterläuft: Nachfolgeregelung bis Anfang Januar, Angelegenheit geklärt. Genau das „Hopplahopp“, das ihm Joachim Herrmann, Chef der CSU-Landtagsfraktion, letzte Woche vorgeworfen hat. Genau der Stil, den die Fraktion Stoiber um die Ohren gehauen hat. Und dann macht er’s wieder so. Deshalb hat sich Herrmann gestern vor die Journalisten gestellt und gesagt: „Man wird über den Zeitplan noch mal reden.“

Es war eine kleine Machtdemonstration des Mannes, den die Stoiber-Krise der CSU gestärkt hat. Natürlich würde Herrmann das nie so sehen. Er würde immer sagen: Die Fraktion ist gestärkt. Der Franke stellt sich gern als Moderator dar. Wohl dosiert hat er immer nur so viel Kritik an Stoiber geübt, wie die Stimmung in der Fraktion hergegeben hat.

Nach Stoibers Berlin-Absage hat er bei der CSU-Klassenfahrt zum Vatikan ein wenig gegrantelt. Das Echo war stark, da hat Herrmann nachgelegt. Einsame Entscheidungen treffe Stoiber, er breche die Dinge übers Knie. Die Fraktion hat Stoiber daraufhin fünf Stunden gegrillt, und hinterher hat Herrmann gesagt: „Mit meiner Kritik habe ich nur artikuliert, was viele Kollegen und Kolleginnen in der Fraktion bewegt.“

Zufällig nützt es Herrmann, dass die Stimmung hochgekocht und dann wieder ein wenig abgekühlt ist. Wenn Stoiber jetzt geht, würde ihn wahrscheinlich Innenminister Günther Beckstein oder Staatsminister Erwin Huber beerben. Herrmann könnte bis zur Rente verkünden, was für ein „unheimlich interessanter“ Job der Fraktionsvorsitz ist. Geht Stoiber erst in ein paar Jahren, sieht es besser für ihn aus. Beckstein und Huber sind dann zu alt, um den Generationswechsel zu symbolisieren. Herrmann ist 49 Jahre alt.

Herrmann würde nie sagen, dass er ganz nach oben in Bayern will. Der Jurist beschreibt sich lieber als einen, den Stoiber mit Ende zwanzig als Regierungsrat in die Staatskanzlei holte. Dabei haben seine alten Kumpels aus dem Bundesvorstand der Jungen Union längst ihre eigenen Staatskanzleien: Roland Koch, Peter Müller, Christian Wulff. Auf die Frage, ob er schon mal überlegt habe, wie man das Arbeitszimmer des Ministerpräsidenten einrichten könnte, reagierte er im Sommer in einem Interview richtig erschrocken. „Bestimmt nicht, ganz bestimmt nicht.“

Es ist sein Prinzip, sich langweilig zu machen, sich als Diener darzustellen. In Erlangen auf dem Gymnasium war er Klassen- und später Schulsprecher. Die Mitschüler hätten ihn einfach gewählt. „Das hat mich auch später eigentlich immer wieder gewundert.“

GEORG LÖWISCH