„Je eher Stoiber erneuert, desto besser“

Bayerns Junge Union will „Fragen stellen“. Von „Putsch“ redet ihr Vorsitzender Manfred Weber jetzt nicht mehr

taz: Edmund Stoiber hat sich vor dem Parteitag für sein Hin und Her entschuldigt. Trotzdem war der Applaus nicht überwältigend …

Manfred Weber: Begeisterungsstürme wie im Wahlkampf gibt es beim Absegnen einer großen Koalition nie.

Aber er scheint nicht mehr zu überzeugen wie einst. Sie selbst haben am Wochenende zum „Putsch“ aufgerufen.

Wir haben als Junge jetzt eine ganz klare Messlatte. Die CSU muss sich inhaltlich und personell erneuern. Falls die Erneuerung kommt, werden wir Jungen am härtesten dafür kämpfen, wenn sie ausbleibt, werden wir weiter Fragen stellen.

Was heißt das genau?

Wir wollen eine Erneuerung des bayerischen Kabinetts, es ist eines der ältesten in ganz Deutschland. Und wir brauchen eine neue Grundsatzdebatte über die globalisierte Welt und das Bayern von morgen.

Und wer soll raus aus dem Kabinett? In welches Ressort soll frischer Wind?

Wir wollen keine Negativliste aufmachen, ich würde Herrn Stoiber gerne eine Positivliste aufstellen. Die Ernennung des neuen Kultusministers Sigi Schneider hat für Aufbruchstimmung gesorgt, weil er sein Handwerk sauber macht. Wir brauchen neue Köpfe wie ihn – 40 bis 50 Jahre alt.

Ist das eine Einzelmeinung? Stoibers Kritiker scheinen wieder zunehmend den Schwanz einzuziehen.

Wer an der Parteibasis unterwegs ist, spürt, dass nach wie vor viel Unruhe da ist und viel diskutiert wird. Und das ist eine über die letzte Zeit hinweg kumulierte Stimmung. Und das ist auch in der Landtagsfraktion zu spüren – das ist das Herz der Partei, dort sitzen viele Kreisvorsitzenden.

Wie lange hat Stoiber Zeit, um ihre Messlatte zu überspringen?

Die Signale, die ich spüre im Parteiausschuss und von Stoiber selbst, stimmen mich sehr optimistisch. Ich gestehe aber jetzt allen erst einmal ein wenig Ruhe zu nach den ganzen Aufregungen. Allerdings dürfen wir unsere Zielvorgabe nicht aus dem Auge zu verlieren.

Also: Erneuerung wann? Sie haben am Wochenende von einem halben Jahr bis zum Putsch gesprochen.

Morgen ist besser als übermorgen. Je eher, desto besser.

Interview: Max Hägler