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ErderwärmungDas Arktis-Klima ist gekippt

Das arktische System heizt sich auf - und selbst Bemühungen zur Reduktion des globalen Klimagasausstoßes werden den selbstverstärkenden Prozess vorerst nicht stoppen.

Keine geschlossene Eisdecke mehr: Der Klimawandel wirkt sich an der Arktis immer dramatischer aus. Bild: dpa

STOCKHOLM taz Das Arktis-Eis wird immer dünner. Und es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass das arktische System sich in einem selbstverstärkenden Erwärmungsprozess befindet, der in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr zu bremsen ist. Gleich wie erfolgreich die Bemühungen zur Reduktion des globalen Klimagasausstosses sein sollten: Das Arktis-Klima ist gekippt.

"Es sieht so aus, als ob es immer so weiter geht, gleich was wir machen", sagt Rasmus Tonboe vom dänischen Meteorologischen Institut DMI. Jahreszeitbedingt wachse zwar jetzt wieder die Eisdecke in der Nordpolarregion. Aber dieser Prozess gehe wesentlich langsamer als normal: "Die Temperaturen sinken langsam, weil es im Sommer extrem wenig Meereis gegeben hat und deshalb viel Wärme in das System gepumpt worden ist." WissenschaftlerInnen sprechen von der "arktischen Verstärkung" ("arctic amplification"). Der zunehmende Abschmelzprozess im Sommer führt dazu, dass die Sonnenenergie immer mehr vom eisfreien dunklen Meer "aufgesogen" und immer weniger von den schrumpfenden weissen Eis- und Schneeflächen reflektiert wird. Eine Entwicklung, die unaufhaltsam zu einer eisfreien Arktis führt. Nach Computersimulationen war mit diesem Prozess bislang frühestens in ein bis zwei Jahrzehnten zu rechnen.

Doch bereits jetzt steigt die Atmosphärentemperatur über der Arktis schneller an als über anderen Teilen der Erde. Nach aktuellen Daten des US-amerikanischen "National Snow and Ice Data Center" (NSIDC) lag im Oktober die Temperatur in der Arktis um 3 bis 5 Grad über den Normalwerten. An einigen Stellen sogar bis zu sieben Grad höher. Und die Lufttemperaturenlagen auch im November deutlich über dem langjährigen Durchschnitt, meldet NSIDC: "Teils weil das Meer immer noch Wärme an die Atmosphäre abgibt, teils aufgrund eines geänderten Musters der atmosphärischen Zirkulation, aufgrund der warme Luft in dieses Gebiet transportiert wird."

Im November war die Fläche mit neu gefrorenem Wintereis 680.000 Quadratkilometer kleiner als im Durchschnitt der Jahre 1979 bis 2000, zeigen Zahlen, die am Dienstag auf dem Jahrestreffen der "American Geophysical Union" in San Francisco vorgelegt wurden. Diese Verringerung entspricht fast zweimal der Fläche Deutschlands. Laut Klimaforscherin Julienne Stroeve vom NSIDC muß der Prozess hin zu einer "arktischen Verstärkung", den man in den letzten vier, fünf Jahren beobachten konnte, nun als Faktum angesehen werden: "Das was wir in unseren Klimamodellen prophezeit haben, können wir nun auch tatsächlich sehen."

Wenn dies alles nun früher geschieht, als erwartet, dürften auch die Modelle, auf welchen beispielsweise das UN-Klimapanel IPCC seine Vorhersagen stützt, nicht mehr stimmen, meint der kanadische Klimaforscher David Barber von der Universität Manitoba: IPCC rechnete mit einer im Sommer eisfreien Arktis für das Jahr 2100. Tatsächlich sei das ganze System aber in einer viel schnelleren und umfassenderen Veränderung und man könnte diese eisfreie Arktis nun bereits für 2015 erwarten: "Und diese Erkenntnis gilt es klar und effektiv den Politikern zu vermitteln."

Aufgrund von aktuellen Satellitenaufnahmen der NASA und neuen Daten, die Jason Box, Geografieprofessor an der Ohio State University auf der Konferenz in San Francisco präsentierte, führt diese immer schnellere Erwärmung nun auch zu einem massiven Abschmelzen des grönländischen Inlandeises. In diesem Sommer seien die grossen Gletscherzungen mit 184 Quadratkilometern geschrumpft. Dreimal soviel wie im Jahre 2007 - das ebenfalls bereits ein Rekordjahr war. Laut dem NASA-Forscher Jay Zwally führt das schmelzende Grönlandeis derzeit immerhin bereits zu einem jährlichen Anstieg des globalen Meeresspiegels um einen halben Millimeter: "Und diese Entwicklung wird sich fortsetzen."

David Lawrence vom US-amerikanischen "National Center for Atmospheric Research" (NCAR) befürchtet, dass der fortschreitende kräftige Rückgang der arktischen Eisdecke zu einer dreimal schnelleren Erwärmung der Arktisregion in diesem Jahrhundert führen könnte, als nach den bisherigen Klimamodellen errechnet. Martin Sommerkorn, Forscher am schottischen "Macaulay Institute" und Klimaratgeber des WWF: "Die Arktis ist ein Regulator des Klimas der gesamten Erde. Und wir sehen unbestreitbare wissenschaftliche Beweise für ein arktisches System, das an der Grenze steht, katastrophale Konsequenzen für den Rest des Planten auszulösen. Das verpflichtet uns mehr als je zuvor und ohne Verzögerung zu einem neuen globalen Abkommen über scharfe Reduktionen des Klimagasausstosses zu kommen."

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6 Kommentare

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  • JR
    Josef Raddy

    Der Artikel ist ein Super-Fake und Beispiel, wie man mit statistischen Spielereien die Leser betrügt. Das im Bericht erwähnte National Snow and Ice Data Center (NSIDC) hat genau das Gegenteil gesagt: Die Eisfläche der Arktis ist innerhalb eines Jahres (Dez2007 bis Dez2008) um ein Fläche GEWACHSEN (!!!), die zweimal so groß ist, wie Deutschland. Die TAZ macht nun daraus das Gegenteil, indem sie ein paar statistische Tricks anwendet. Kommt man sich da nicht albern vor? Habt ihr keine Angst, dass der Schwindel mal auffliegt?

  • K
    Karl

    Immerhin ein Erfolg:

     

    Die bisher für Prognosen verwendeten Modelle haben sich als absolut unbrauchbar erwiesen.

     

    Weiter im Tetxt dagegen wird das Gegenteil behauptet! Da offenbatr sich eine gewisse Beliebigkeit in der Aussage?

     

    Was soll der Unsinn mit "gekippt"; bezogen auf welchen Sachverhalt?

     

    Zudem interessant zu sehen ob, bei entsprechend großem Eismasseverlust, Grönland einen Sprung in der Aszendenzrate zeigt, so wie der fennoskandinavische Schild seit Ende des letzten Glazials.

     

    Glück auf!

  • BH
    Bernhard H. Johannes Wagner

    @ AST Reyntjes: Obwohl der Artikel mich eher traurig als fröhlich stimmt, hat mich Dein Dialog doch angenehm belustigt. Mit Blick auf Flavius Josephus, Longos und insbesondere Lukian sei übrigens ein Oxymoron, das ich einmal geprägt habe, das aber vielleicht dennoch witzig ist, zum Besten gegeben: Einige der geistreichsten Römer waren Griechen ;o))

  • S
    snowie

    H@allo A.Reynjes: Zwar glaube ich, dass Latein weniger notwendig und hilfreich ist, wie oft behauptet, aber eine Frage: Muss es nicht statt "Is est amicus ..." richtiger "Id est amicus ..." heißen? Vermutlich ein Tippfehler beim 2. Buchstaben, oder?

     

    (ernst gemeinte Frage, denn Latein war mein schlechtestes Fach, 'habe viel vergessen und zu Vielem fehlte mir die Motivation, es mir überhaupt erst zu merken - obwohl im Nachhinein es Spaß macht, manche Autoren zu lesen, wenn dafür eine freie Minute bleibt, aber auch die Zeit schmilzt einem ja irgendwie unter den Füßen weg ...).

     

    Zu meinem ersten Kommentar noch eine Ergänzung: Um das Klima vielleicht doch noch zu retten, sollte in Konjunkturpaketen enthalten sein, auf allen Kontinenten den Wind+Solarenergie-Stromanteil bis 2024 auf zusammen mehr als 80% zu steigen. Außerdem massiv Projekte zu fördern wie:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Afrikas_Gr%C3%BCne_Mauer_im_Sahel

    und http://de.wikipedia.org/wiki/Green_Belt_Movement

    und einfache, aber wirksame Dinge wie:

    http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Spiegelkocher.JPG&filetimestamp=20080806135603

  • AR
    ASt Reyntjes

    Eisbär an Königspinguin :

     

    Ursus maritimus funkt an Aptenodytes patagonicus:

    "Amicus certus in re incertaa cernitur."

     

    Euripides simst zurück: « Jawohl, im Unglück sind die guten Freunde am deutlichsten erkennbar.»

     

    Plautus fischt die Meldung ab (in 'Epidicus'): "Is est amicus, qui in re dubia re iuvat, ubi re est opus."

    Aber, fortuna in clausula: Keiner der Kumpels hat mehr die Latein-Brocken aus der Penne präsent. -

     

    Schule im Jahr der Bildung!

    Die alten Latein-Lehrer ausgestorben oder von den 68ern in Pension gemobbt; und die jungen interessieren sich nicht für Fauna aut Flora, wenn die nicht in den Gartenteich passen.

     

    ... transpolar sich Gottvaters und der anderen Götter Zungen verbreitend: 'per me et trans orbes'.

  • S
    snowie

    Das Blech aller unnützen Kfz von GM, Opel etc (mit Sonnenenergie) einschmelzen, dünne Folien daraus machen und damit schmelzende Gletscher abdecken - aber vorwiegend in Äquatornähe (weil das effektiver ist, wg. der dort höheren Sonneneinstrahlung), evtl. auch Wüstenflächen - das wäre doch mal eine schöner populistischer Vorschlag für die klimaschützende Grönlandreisende A. Merkel, oder?

     

    Etwas ernster: Ein Beispiel für die Tausenden von Versäumnissen der sogenannten Weltgemeinschaft:

     

    Die Sechura Wüste in Peru ist gut 10.000 km2 groß. Davon nur ein Zehntel mit Parabolrinnen- oder Heliostat-Solarkraftwerken zu nutzen, wie sie z.B. Ausra oder Solarmillennium etc. heute bauen, würde mehr Elektrizität erzeugen, als z.B. ganz Peru und Ecuador zusammen heute verbrauchen, oder anders gesagt, mehr Elektrizität, als z.B. 100 Mio. westeuropäische Privathaushalte.

     

    Natürlich könnten besagte Länder auch Solaranlagen auf Dächern installieren. Das würde sich ja nich ausschließen. Wo sind die Kredite der Weltbank? Ach so, ja, wie konnte ich vergessen, die sind für Erdölpipelines und andere umweltschädigende Projekte schon meistens vergeben.

     

    Die Energie eines solchen Wüstenprojektes ließe sich natürlich vielfach nutzen, z.B. für Meerwasserentsalzung. Oder besagte Länder könnten ihren gesamten Verkehr auf Elektrofahrzeuge umstellen und den Strom dafür daraus entnehmen (sogar die Verluste durch die langen Stromleitungen einberechnet würde der Strom dafür immer noch ausreichen).

     

    Nur ein Beispiel, wie gesagt. Es gäbe Tausende andere.

     

    Tempolimit 100 km/h auf europäischen Straßen (Feuerwehr, Notarzt, Polizei natürlich ausgenommen) wäre ein anderes Beispiel, dazu viel leichter und schneller umsetzbares.

     

    Ein internationales Verbot, Erdgas bei der Ölförderung abzufackeln wäre ein drittes Beispiel. u.s.w.