Fans und Straftäter nicht in einen Topf

DATENSAMMLUNG Bremen setzt sich für eine Änderung der bundesweiten Datei „Gewalttäter Sport“ ein und hat einen Dringlichkeitsantrag gestellt. Die Polizei soll nicht mehr willkürlich Personen erfassen dürfen

„Die Datei ist so groß, da findet man die Straftäter nicht“

THOMAS HAFKE, FANPROJEKT BREMEN

Bremens rot-grüne Koalition will sich auf Bundesebene dafür einsetzen, dass Fußballfans nicht mehr ohne Weiteres von der Polizei in die bundesweite Datei „Gewalttäter Sport“ aufgenommen werden können. Am Mittwoch verschickten die beiden Fraktionen in der Bremischen Bürgerschaft einen Dringlichkeitsantrag mit dem Titel „Datei ‚Gewalttäter Sport‘ endlich rechtsstaatlich neu gestalten!“, der in der kommenden Parlamentssitzung am 20. Februar beschlossen werden soll.

Bisher kann die Polizei auch Personen in der Datei speichern, die keine Straftaten begangen haben, sich aber in der Nähe von mutmaßlichen Tätern aufgehalten haben. Das soll auf Bremer Wunsch nicht mehr möglich sein. Zudem sollen die Betroffenen informiert werden, wenn sie als „Gewalttäter Sport“ identifiziert wurden. Auch dies ist derzeit nicht der Fall. Das kann dazu führen, dass jemand an der Einreise in ein anderes Land gehindert wird – ohne darauf vorbereitet gewesen zu sein.

Thomas Hafke vom Fanprojekt Bremen erzählt etwa von einem Werder-Fan, der mit seiner Mutter nach Mallorca in den Urlaub flog und wieder ausreisen musste, weil die deutsche Nationalmannschaft auf der Insel spielte. Auch Hafke kritisiert die Datensammlung als unverhältnismäßig – und ineffektiv. „Ich bin durchaus dafür, auf besonders gefährliche Täter ein besonderes Auge zu werfen“, sagt Hafke. „Aber die Datei ist mittlerweile so groß, da findet man die doch gar nicht.“

Manchmal landen nämlich gleich mehrere Dutzend Menschen in der Datei, sagt Wilko Zicht vom bundesweiten Bündnis Aktiver Fußballfans, selbst Werder-Fan und Mitglied der Bremer Grünen. So seien Anfang 2010 von den Fans, die in drei Bussen als Ultra-Block zu einem Spiel nach Frankfurt gereist waren, die Personalien aufgenommen worden – danach waren sie als Gewalttäter registriert. Einer von ihnen hatte unterwegs mit einem Edding eine Autowaschanlage beschmiert.  EIB