HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER
: Der Cousin aus Italien

„Du hast deine Teig, du hast dein Ricetta, aber zwei percente, die sind immer divers“

Cousin Paolo

Jetzt kommt Schwung in die Bude – die Bude unter den S-Bahnen, an den zwei Hauptverkehrsstraßen, neben den anderen drei Pizzaläden, etwas ab von Schuss. Denn Cousin Paolo ist angekommen. Cousin Paolo ist Pizzabäcker. Er kommt aus dem gleichen Dorf in Süditalien wie Stephano, der Betreiber. Aber im Gegensatz zu Stephano redet Paolo unglaublich gern und bäckt ebenso gern Pizzen. Wo Stephano diese Kunst schon seit seinem elften Lebensjahr ausübt und vor allem als einen Broterwerb sieht, backt Cousin Paolo aus Leidenschaft.

„98 percente ist gleich bei jede Pizze, du hast deine Teig, du hast dein Ricetta, aber zwei percente, die sind immer divers, immer verschieden!“ Vom Wasser hänge es ab (und der professionelle Pizzabäcker nimmt aus diesem Grunde immer Mineralwasser zur Zubereitung seines Teigs). Und ob beim Backen die Küchentür der Küche auf oder zu ist – denn das beeinflusst die Backzeit. Calzone sind noch mal ganz was anderes. Im Moment isst Paolo nur noch Calzone.

Er zückt sein Handy. Es funktioniert nicht auf den ersten Drücker. „Scheißteil. Hab ich in Italien gekauft.“ Sagt Paolo. Auf seinem Handy sind Fotos. Fotos seiner Pizzen. „Diese habe ich hier gebacken, am Wochenende.“ Ein schlecht beleuchtetes Handyfoto strahlt uns aus dem Display an. Es gibt kein Foto von Kindern, Ehefrauen, Geliebten. Nur Pizza. Oder Calzone.