Lübeck lässt weitere Federn

PLEITE Lübecks Traum von einer Hafencity platzt. Die Hansestadt verliert zweiten internationalen Investor

In Lübeck platzen die Träume reihenweise. Die Entwicklung einer Hafencity auf einer Halbinsel in der Trave vor der historischen Altstadt ist gestoppt. Der isländische Investor DCP steigt aus dem ambitionierten Projekt aus. Für 160 Millionen Euro hatte er auf dem Hafengelände einen neuen Stadtteil von 85.000 Quadratmetern errichten wollen – etwa einemZwanzigstel der Hamburger Hafencity.

„Das ist ein schwerer Rückschlag“, zitierten die Lübecker Nachrichten am Freitag Bürgermeister Bernd Saxe (SPD). Schuld sei die internationale Wirtschaftskrise, die den Inselstaat im Nordatlantik besonders hart getroffen hat: Island ist nahezu bankrott, keine europäische Bank wollte DCP die benötigten Kredite bewilligen.

Lübeck will nun nach einer Alternative suchen. Den Isländern wurden der Masterplan und mehrere Gutachten für 250.000 Euro abgekauft. Jetzt sollen Wege gefunden werden, nach dem Abriss der alten Hafenschuppen die vorgesehene Mischung aus Wohnungen, Geschäften, Büros und Gastronomie doch noch zu verwirklichen.

Viel Geld wird Lübeck nicht aufbringen können. Die einstige Königin der Hanse ist mit knapp einer halben Milliarde Euro verschuldet, das jährliche Haushaltsdefizit liegt derzeit bei rund 178 Millionen Euro.

Der Hansestadt droht bereits die Abwicklung ihres Flughafens. Nach dem Ausstieg des neuseeländischen Investors Infratil beschloss die Bürgerschaft im November, die Suche nach einem neuen Kapitalgeber bis Ende Februar 2010 zu begrenzen. Ist bis dahin kein Käufer gefunden, der den Airport Blankensee mit allen Risiken übernimmt, soll er abgewickelt werden. Mit rund 800.000 Fluggästen pro Jahr schreibt der Flughafen rote Zahlen: Mindestens 1,3 Millionen Passagiere wären erforderlich. Damit sind 160 Arbeitsplätze bedroht. SVEN-MICHAEL VEIT