Bürgermeister ermordet: Düsterer als Leipzig ist nur die Nacht

In seinem fünften "Tatort" stößt das MDR-Duo Saalfeld und Keppler auf Organ- und Menschenhandel, Ausbeutung und Prostitution (So., 20.15 Uhr, ARD).

In dem MDR-Tatort "Mauerblümchen" müssen Kommissarin Eva Saalfeld und Kommissar Andreas Keppler den Tod eines Bürgermeisters aufklären. Bild: dpa

Am Anfang deutet alles auf einen harmonischen Abend zwischen einer ziemlich jungen Frauen und einem arrivierten Herrn hin. Sie fahren zu ihm nach Hause und während sie im Bad fröhlich von ihren Karriereplänen erzählt, raucht er auf der Terrasse. Wenig später aber liegt der Leipziger Bürgermeister für "Ordnung und Umwelt" erschlagen und mit durchgeschnittener Kehle in seiner eigenen Blutlache, von dem attraktiven Mädchen fehlt jede Spur. Und die Gattin will nichts von dem bestialischen Verbrechen gehört haben, obwohl es geschah, während sie ein paar Zimmer weiter schlief.

Schnell bringt das MDR-Ermittler-Duo Eva Saalfeld (Simone Thomalla) und Andreas Keppler (Martin Wuttke) in Erfahrung, dass der Politiker in dem Bauunternehmer Stefan Rose, mit dem er sich am Abend vor seinem Tod noch getroffen hatte, einen sehr hemdsärmeligen Gegenspieler hatte. Ein Motiv hat er auch. Rose stürmt vor den Augen der Ermittler nicht nur in die Amtsstube des Rathauses, um sich seine eigenen Drohbriefe gegen den Toten wieder anzueignen, sondern hat als Beleg für seinen dunklen Charakter auch noch ein totes Reh im Kofferraum. Aber auch sonst wimmelt es im Tatort "Mauerblümchen" von sinistren Figuren, denen man ihre hässlichen Absichten allerdings genregemäß nicht auf den ersten Blick ansieht.

Schnell entwickelt sich der fünfte Fall für Saalfeld und Keppler weg von einem möglichen Politskandal hin zu einer Geschichte über jene monströsen Abgründe von Organ- und Menschenhandel, Ausbeutung und Prostitution, die uns aus dem Osten Deutschlands so besonders gern nahe gebracht werden. Und das ist leider noch nicht mal originell erzählt (Buch: Simone Schneider), zumal uns das Motiv des Täters im letzten Drittel des "Tatorts" gewissermaßen nachgereicht wird.

Gleichwohl hat Regisseur Johannes Fabrick ("Jenny Berlin", "Schleudertrauma") sein "Tatort"-Debüt ebenso gefällig wie stimmig inszeniert, was auch an der Besetzung der Nebenrollen liegt: Sophie von Kessel gibt die unglückliche Gattin so überzeugend wie Helmut Zierl den smarten Hotelbesitzer Jörg Stein und Arved Birnbaum den rabiaten Bauluden Rose. Dass Simone Thomallas darstellerische Fähigkeiten begrenzt sind, fällt in "Mauerblümchen" ausnahmsweise weniger stark ins Gewicht, zumal sie diesmal eher ihre körperliche Fitness als ihre Mimik konturieren darf.

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