Kolumne press-schlag: Verschrottung von Verbalmüll

Dass Bayern München zuletzt mit Problemen zu kämpfen hatte, ist eine Erfindung der Medien, findet Manager Uli Hoeneß.

Die Welt kann so einfach sein: Wenns nicht läuft im Leben, dann sind andere schuld. Man schiebt die Probleme einfach weg, den anderen zu. Die müssen mit dem Krempel klarkommen, den man selbst entrümpelt hat. "Die Medien" sind eine beliebte Rumpelkammer. Alles passt hier hinein: der Frust der Trainer, der Unmut der Spieler, die Angst der Vereinsbosse und die Sorgen der Manager. Groß wie ein Hangar ist der Schrottplatz der Medien. Die Lagerung der Altlasten kostet nicht mal was. Alles ist gratis. Ist das nicht toll!

Bayern-Manager Uli Hoeneß ist ein gern gesehener Gast im Medien-Hangar. Er kommt oft vorbei und stellt olles Zeug ab beziehungsweise lässt das für sich erledigen. Extra für ihn wurde in der letzten Zeit angebaut, heißt es, damit auch jede Projektion reinpasst. "Die Unruhe haben doch nur die Medien gemacht. Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht und uns keine Blöße gegeben", sagte er nach dem 5:1 seiner Bayern gegen Hannover. Nach dem 5:0 in Lissabon hatte er sich über "80 Prozent negative Presse" beschwert, obwohl doch ein Kantersieg nach der Hoeneßschen Rechnung für 99 Prozent superpositive Presse hätte sorgen müssen.

"Das ist doch der Witz des Jahres", schimpfte er. Der Kopf von Hoeneß lief wieder einmal rot an, was ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass wieder eine Lieferung in den Medien-Hangar ansteht. Allerlei Schrott steht dort herum. Zum Beispiel der: "Die Hetzjagd muss endlich ein Ende haben. Die sachliche Diskussion sollte wieder im Vordergrund stehen." Die Schuldigen an der Diskussion über schlechte Schiedsrichterleistungen waren auch hier: die Medien. Dass Hoeneß sich stets um die Versachlichung aller laufenden Fußballdebatten bemüht, ist jedem Fußballfan ja hinlänglich bekannt. Er gilt als Norbert Lammert des Fußballwesens.

Wie gesagt: Die Medien nehmen alles auf (sich). Uli Hoeneß kann man keinen Vorwurf machen, denn er nutzt nur ein kostenloses Angebot zur Triebabfuhr - oder sagen wir besser: zur Verklappung unschöner Gedanken. Wenn er mal wieder loslegt, stehen die meisten Vertreter der Medien, also die servilen Möbelpacker und hilfsbereiten Lagerverwalter, nur mit offenem Mund oder ziemlich verschüchtert da und schreiben die Bestellung des Managers mit. Es kommt ihnen meist gar nicht in den Sinn, Hoeneß oder sonst einen Rotkopf aus der Fußballzunft zu fragen, was ihre Tirade denn nun wieder solle. Nein, es ist ihnen daran gelegen, dass die Verbalverschrottung wie geschmiert läuft. Es ist ein Geben und Nehmen, Verschrottungsprämie inklusive. Vergütet wird mit Schlagzeilen. "Bayern schießen sich aus der Krise", heißt es dann. Sie sind einfach wunderbar, diese Medien. Und Uli Hoeneß auch. MARKUS VÖLKER

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