DORIS AKRAP LEUCHTEN DER MENSCHHEIT
: Elefanten und Bingospiele

Die französische Dreyfus-Affäre, der kubanische Diplomatengepäckskandal, dass finnische Irak-Gate, der amerikanische Watergate-Skandal, sie alle sind Vertuschungsmanöver, die mehr Schaden anrichteten als der Skandal, den sie vertuschen wollten. Die Kundus-Affäre lässt sich wohl schon jetzt getrost in diese Aufzählung einreihen.

Denn der darin verwickelte deutsche Verteidigungsminister scheint über seine Verteidigung der Unwissenheit zu stolpern und muss befürchten, in die Galerie zurückgetretener Führungspolitiker aufgenommen zu werden, die wegen einer kleinen Unsauberkeit zugunsten eines sauberen Wahlkampfs ihr Amt verloren.

Im für alle Berufs- und Hobbypolitiker sehr zu empfehlenden Handbuch „Der perfekte Politiker. Ein Survival Buch“ (Berlin Press 2009) geben David Borgenicht und Turk Regan einfache Ratschläge, wie man sich aus Verstrickungen in Sex-, Mord-, Lügen-, Finanz- oder Machtaffären hinaus- bzw. gar nicht erst hineinmanövriert. So geben sie über die Jahrtausende bewährte politische Lehren aus, die sich aus den Elefantenhorden des altägyptischen Skandalkönigs Ptolemäus VIII. oder den Bingospielen der kanadischen Regierungspartei NDP ergeben: „Versuchen Sie, echte Leichen im Keller zu vermeiden“, „Vertrauen Sie keinem“, „Was nach einer schlechten Idee klingt, ist es vermutlich auch“ oder „Unwissenheit schützt nicht immer vor Konsequenzen“. So banal kann das politische Geschäft sein.

Die Autorin ist Kulturredakteurin der taz

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