Historische Aufschrift im KZ Auschwitz gestohlen

KRIMINALITÄT Schriftzug „Arbeit macht frei“ wurde von Unbekannten abmontiert. Täter „gut vorbereitet“

WARSCHAU dpa/taz | Unbekannte haben am Freitagmorgen den stählernen Schriftzug „Arbeit macht frei“ vom Eingangstor des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz gestohlen. Von den Tätern fehlte zunächst jede Spur. Es wurde spekuliert, der Träger mit den Buchstaben sei möglicherweise auf Bestellung abmontiert worden.

In Polen löste der Diebstahl, der einen Monat vor dem 65. Jahrestag der Befreiung des KZs stattfand, eine Welle der Empörung aus. Auschwitz-Überlebende zeigten sich schockiert. Avner Schalev, Präsident der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Israel, sprach von einem Anschlag auf die Erinnerung an die Judenvernichtung.

Dieser „Akt des Vandalismus“ sei ohne Beispiel, sagte der für den Schutz historischer Denkstätten zuständige polnische Minister Andrzej Przewoznik. Das Internationale Auschwitz Komitee forderte, der Schriftzug müsste gefunden und die Sicherheitsmaßnahmen an der Gedenkstätte verstärkt werden. Ersten Ermittlungen zufolge wurde die Tat von mindestens drei Dieben am frühen Freitagmorgen zwischen 3 und 5 Uhr verübt.

Die Täter seien gut vorbereitet gewesen, sagte der Sprecher der Gedenkstätte, Jaroslaw Mensfelt. Museumswächter hätten am Morgen den Diebstahl bemerkt. Für Hinweise, die zur Festnahme der Täter führen können, wurde eine Belohnung von umgerechnet rund 1.200 Euro ausgesetzt. Inzwischen wurde eine Kopie an der Original-Tafel angebracht.

Den gestohlenen Schriftzug „Arbeit macht frei“ hatten polnische Häftlinge ein halbes Jahr nach der Gründung des Lagers Auschwitz im Juni 1940 auf deutschen Befehl angefertigt. Im Unterschied zu anderen Konzentrationslagern ist im Schriftzug das B falsch herum dargestellt. Nach unbestätigten Berichten soll der Schmied den Fehler als Zeichen des Widerstands absichtlich eingearbeitet haben.