Kleine Wortkunde: Die modische Antwort auf die Krise
Schwarz wie die Wirtschaftslage: Der neue Depressionsstil der Modedesigner spielt mit Krisenelementen.
Langsam reichts! Wir können die ganzen schlechten Nachrichten in Verbindung mit der Finanzkrise wirklich nicht mehr hören. Nahezu jede Branche ist betroffen. Nun muss gerettet werden. Die Automobilindustrie beispielsweise mit der Abwrackprämie. Solche Extras braucht die Modebranche nicht. Sie erfindet sich lieber neu. Gibt der Kreation einen Namen: "Rezessionista". Und damit hat sich die Sache.
Rezessionista ist eine neue Wortkreation, die sich aus Rezession und dem aus dem Spanisch stammenden Suffix -ista zusammensetzt. Dies entspricht im Deutschen dem -in und im Englischen dem -ist am Ende eines Substantivs. Entstanden ist es als Pendant zu dem Modewort "Fashionista": der Person, die sich entweder entsprechend kleidet oder über Fashion schreibt.
Die Ära der Dauershopper, die ohne Bling-Bling nicht leben können, ist aber vorbei. Statt Konsumrausch gibt es jetzt Bescheidenheit. Passend zur Rezession eben. Designer denken dabei aber nicht an weniger Geld. Wäre ja auch seltsam, wenn die Ladys auf den Fashionweeks nun auf ihre Gucci-Teile verzichten würden. Oder sie zu normalsterblichen Preisen kaufen könnten. Nein, hinter dem Depressionsstil der neuen Rezessionistas verbirgt sich etwas anderes: klassische Schnitte in dunklen Tönen. Also hochgeschlossene Strickjacken und brave Hosen. Das Ganze dann in Schwarz. Damit wollen Designer den Frauen zu mehr Beständigkeit verhelfen.
Keine wirklich neue Idee. Schon häufiger hat sich die Mode an der Umwelt orientiert. Wir erinnern uns: Der wirtschaftliche Aufschwung der 60er-Jahre brachte den Minirock hervor. Bis in die 70er war Konsum angesagt. Doch die Hippies entwickelten ihren eigenen Stil: Lieber gar nichts tragen als den Kapitalismus unterstützen.
Ob die Mode diese Krise auffangen kann, bleibt allerdings fraglich.