Schalke 04 auf Personalsuche: Und keiner will hin

Der FC Schalke 04, angeblich ein "geiler Club", hat in wenigen Wochen sein Image derart beschädigt, dass sich für die Posten des Cheftrainers und des Managers kein fähiges Personal findet.

Verkehrte Welt: Schalke bietet hoch dotierte Verträge an, aber keiner will sie. Bild: dpa

Der FC Schalke 04 sucht Jungköche für seine Cateringgesellschaft und Praktikanten für die Technische Abteilung, die sich um einen reibungslosen Ablauf bei Veranstaltungen in der Arena kümmert. In seinem Kerngeschäft bietet der Fußballclub auch offene Stellen an, prächtig dotierte sogar, allerdings nicht über die Internetseite des Vereins. Der Posten des Managers ist seit dem 9. März vakant, als Andreas Müller beurlaubt wurde. Vor einer Woche wurde auch Trainer Fred Rutten freigestellt. Nach einigem Murren erklärten sich dessen überaus loyale Assistenten Mike Büskens und Youri Mulder bereit, den Job übergangsweise anzutreten - bis ein neuer Übergangstrainer gefunden wird.

Ob auch Oliver Reck murrte, ist nicht bekannt. Jedenfalls komplettiert er das Übergangstrainer-Trio, das auch morgen bei Arminia Bielefeld auf der Bank sitzen wird. So war zumindest der Stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe. Verlässliche Aussagen über Schalke zu treffen, ist derzeit so schwer wie die Wettervorhersage für den 14. Oktober.

Nichts Genaues weiß niemand. Es ist nicht einmal bekannt, ob Bob der Baumeister inzwischen abgesagt hat. Der Alleskönner war von der als sehr seriös eingestuften FAZ als Managerkandidat ins Spiel gebracht worden. Das zeigt, wie es derzeit um das Erscheinungsbild des FC Schalke bestellt ist - eines "geilen Clubs, da wollen viele hin". Das sagte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies vor zwei Wochen, nachdem er quasi in der Fußgängerzone seines Heimatstädtchens Rheda-Wiedenbrück mit Oliver Kahn verhandelt hatte.

Der ehemalige Torwart fand den asiatischen Markt aber doch ein bisschen geiler als das Berger Feld, auf dem die Arena, die Geschäftsstelle und die Trainingsplätze stehen. Dort warten die Profis fast stündlich darauf, dass "schnell Entscheidungen getroffen werden". Diese Forderung geht auf Kevin Kuranyi zurück. Der Stürmer lieferte auch gleich die Erklärung mit, warum es bis jetzt nicht gelungen ist, die Schlüsselpositionen neu zu besetzen: "Jeder neue Trainer, den Schalke im Auge hat, wird sich überlegen: Soll ich mir das antun oder nicht?"

"Es ist keine einfache Situation für die Jungs und für uns", sagte Büskens, der gerne auf einen zweiten Einsatz als Teilzeitchef verzichtet hätte. Wobei die Frage noch offen ist, wer überhaupt aus dem Übergangstrio den Hut aufhat. Ein Trio ist es auch, das sich derzeit darum müht, die Weichen nach einer bislang fürchterlich erfolglos verlaufenen Saison neu zu stellen. Offiziell ist der Aufsichtsrat mit Tönnies an der Spitze für die Besetzung des Managerpostens zuständig. Der Vorstand mit Josef Schnusenberg und Peter Peters fahndet nach einem Trainer, der in der kommenden Spielzeit eine dann runderneuerte Mannschaft übernimmt. Die Personalkosten sollen von mehr als 50 Millionen Euro auf etwa 35 Millionen heruntergespart werden. Große Aufgaben stehen also für die drei Männer an, die zugeben, dass ihre Kompetenz im Fußballgeschäft eindeutig auf der kaufmännischen Seite liegt.

Erschwerend kommt hinzu, dass sie noch nie während ihrer Amtszeit Personalfragen lösen mussten. Der Managerwechsel von Rudi Assauer auf dessen ehemaligen Lehrling Andreas Müller war lange abgesprochen. Die zahlreichen Trainer, die in den vergangenen Jahren eingestellt und entlassen wurden, waren von ebenjenen Managern ausgesucht worden.

Tönnies, 52, und Schnusenberg, 68, verbindet nicht nur der gemeinsame Wohnort Rheda-Wiedenbrück, sondern auch eine lange berufliche Beziehung. Der selbstständige Steuerberater Schnusenberg arbeitet für die Unternehmensgruppe von Tönnies, die mit mehreren tausend Mitarbeitern mehrere Milliarden Euro Umsatz macht. Diese Nähe zwischen Vereinschef und Vorsitzendem des Kontrollgremiums ruft seit Jahren kritische Stimmen hervor und befeuert die Gerüchte, dass Tönnies im Fußballklub wie in seiner Firma allein das Wort führt.

Peter Peters, 46, ist als Geschäftsführer des FC Schalke und Vizepräsident des Ligaverbandes ein viel beschäftigter Mann. In der Winterpause bürdete er sich eine zusätzliche Belastung auf. Seit der Beurlaubung von Pressesprecher Gerd Voss koordiniert der gelernte Journalist die Öffentlichkeitsarbeit. Wäre diese Stelle ausgeschrieben, sollten sich Bewerber die Kuranyi-Frage stellen: "Soll ich mir das antun oder nicht?"

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