Niederlage für Paderborner Arena

Das Oberverwaltungsgericht Münster stoppt per einstweiliger Verfügung den Stadionneubau in Paderborn. Anwohner hatten sich über zu große Verkehrsbelastung beschwert. Mehrere Millionen Euro wurden bereits verbaut

PADERBORN taz ■ Fußball-Zweitligist SC Paderborn 07 muss den Neubau seines Stadions stoppen. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) des Landes Nordrhein-Westfalen in Münster hat gestern die Baugenehmigung der Stadt Paderborn für einen Stadionneubau außer Kraft gesetzt. Offensichtliche Mängel im Bebauungsplan wurden als Begründung genannt: Für die geplante Stadionkapazität von 15.000 Zuschauern seien nicht genügend Parkplätze vorhanden. Die Stadt Paderborn hatte wegen fehlender Stellplätze die Stadionkapazität der so genannten „paragon-arena“ bereits auf 6.000 Zuschauer beschränkt. 1.100 Parkplätze sind vorgesehen. Drei Anwohner hatten beim Verwaltungsgericht Minden beantragt, die Genehmigung außer Vollzug zu setzen. Dem Antrag wurde in zweiter Instanz statt gegeben (Az.: 7 B 1823/05).

„Für meine Mandanten entsteht eine enorme Verkehrs- und Lärmbelastung“, sagt Rechtsanwalt Heinrich Loriz zur taz. Er vertritt gemeinsam mit dem ehemaligen Paderborner CDU-Landrat Rudolf Wansleben die Anwohner. Loriz sieht sich durch das Eilverfahren bestätigt. Das Urteil habe die Aussagekraft einer einstweiligen Verfügung, so Loriz. „Die letzte Instanz hat in unserem Sinne entschieden, wir warten nun auf die Berufung“ – und auf ein Entgegenkommen der Verantwortlichen. Bislang hätten zwischen Stadt und Anwohner keine ernsthaften Gespräche stattgefunden. „Die Stadt hat einfach in aller Schnelle 2,5 Millionen Euro oder mehr verbaut, ohne die Rechtssituation abzuwarten“, sagt Loriz. Er rechnet damit, dass der Baustopp wegen der Terminsituation der Verwaltungsgerichte über Jahre andauern werde.

„Wir wollen das Stadion und werden alles Notwendige tun, es so schnell wie möglich wieder ans Laufen zu bringen“, sagt Bürgermeister Heinz Paus (CDU). „Die Entscheidung hat uns überrascht, da sowohl unsere Fachleute als auch das Mindener Verwaltungsgericht anderer Auffassung sind.“ Er machte deutlich, dass man intensive Gespräche mit den Beteiligten, insbesondere den Anliegern, führen wolle.

Der Spatenstich für die „paragon-arena“ erfolgte am 12. Juli dieses Jahres. Die Gesamtkosten werden mit 12,5 Millionen Euro veranschlagt. Die Stadt Paderborn beteiligt sich mit 3,4 Millionen Euro am Stadionneubau. Neben dem Namensgeber Paragon AG versucht die Paderborner Stadion-Gesellschaft (PSG) über Bankkredite die Finanzierung zu sichern. Probleme gab es, nachdem die Stadtsparkasse Paderborn ihre Kreditzusage von der gesicherten Finanzierung des Gesamtprojektes abhängig gemacht hatte. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus.

Die Verantwortlichen des Vereins wollen sich heute zum Urteil äußern. Positiv werden die Reaktionen kaum ausfallen: Der Rasen des neuen Stadions wurde bereits verlegt, die Tribünen stehen ebenfalls zur Hälfte. Eigentlich sollte die Mini-Arena zum Rückrundenstart der zweiten Bundesliga, am 22. Januar 2006 gegen die Spielvereinigung Unterhaching fertig sein. Das Arena-Eröffnungsspiel gegen Bayern München wurde bereits vom 18. Januar auf einen Termin Mitte Mai gelegt – einen Monat vor Beginn der Fußball-WM in Deutschland.

Der SC Paderborn stieg in der vergangenen Saison erstmals in der Vereinsgeschichte in die Zweite Bundesliga auf – Vorgängerclub TuS Schloss Neuhaus stieg 1983 nach einem Jahr zweiter Liga als Letzter ab. Immerhin: Paderborn belegt derzeit den sechsten Tabellenplatz. Das 9.112 Zuschauer fassende Hermann-Löns-Stadion war in der laufenden Saison dennoch nicht einmal ausverkauft HOLGER PAULER