Kommentar Verschärfung des Waffengesetzes: Körting zielt zu kurz

Körtings Initiative für eine Verschärfung des Waffengesetzes ist klug, zielt aber zu kurz. Nur wenn man Privatpersonen ganz verbietet, Waffen zu besitzen, kann das Risiko von Amokläufen verringert werden.

Fast muss man schon dankbar sein. Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) ist bundesweit einer der wenigen Politiker, die nach dem Amoklauf von Winnenden für eine erneute Verschärfung des Waffengesetzes plädieren. Auch sein demonstrativer Besuch eines Waffenhändlers ist klug. Denn so gelingt es dem Senator, einen Teil der Waffenlobby auf seine Seite zu ziehen. Und doch zielt Körtings Initiative am Ende zu kurz.

Denn der Vorschlag, alle Waffen mit einem System zu sichern, das nur den Inhabern der Knarren ihr blödes Geballer erlaubt, hätte den Amoklauf von Winnenden kaum verhindert. Schon laut der geltenden Gesetzeslage hätte der schießwütige Schüler gar keinen Zugang zur Pistole seines Vaters haben dürfen. Die hätte unerreichbar eingeschlossen gehört. Stattdessen lag sie offen im Kleiderschrank. Wenn also ein Vater bestehende Sicherheitsvorschriften missachtet, wieso soll er dann ausgerechnet neue, mit weiteren Kosten verbundene Regeln befolgen?

Wer das Risiko tatsächlich mindern will, muss den Besitz von Waffen für Privatpersonen komplett verbieten. Das klingt radikal. Und ist doch nur rational. Denn es gibt tatsächlich keinen einzigen nachvollziehbaren Grund, warum ein Normalsterblicher überhaupt eine Knarre besitzen muss.

Wer unbedingt das Schießgefühl haben will, soll sich an den Computer setzen - und Counterstrike spielen. Damit gefährdet man keinen einzigen Menschen. Und für Sportschützen, die es etwas unblutiger lieben, gibt es auch noch was in der Spielekonsole. Das Gute daran: Die Maus kann man nach Gebrauch gefahrlos offen liegen lassen.

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Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

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