Ver.di über Personalwechsel bei Discounter: Kein Neuanfang für Lidl

Der Lebensmitteldiscounter entlässt nach der Datenschutzaffäre den Deutschland-Chef. Der Gewerkschaft reicht das aber nicht. Sie findet, der Druck auf Lidl-Mitarbeiter sei immer noch sehr hoch.

Nur sieben Betriebsräte kümmern sich um die arbeitsrechtlichen Belange der Lidl-Beschäftigten. Bild: dpa

NECKARSULM/BERLIN dpa Der neue Lidl-Deutschlandchef Jürgen Kisseberth steht nach Ansicht der Gewerkschaft Ver.di nicht für einen Neuanfang bei dem Neckarsulmer Lebensmitteldiscounter. "Es ist zwar ein gutes und richtiges Signal, dass es eine neue Person an der Spitze gibt. Die kommt aber nicht von außen, sondern ist schon lange Teil des Lidl-Imperiums", sagte Gewerkschaftssprecherin Cornelia Haß am Dienstag.

Lidl hatte am Montag den bisherigen Deutschlandchef Frank-Michael Mros mit sofortiger Wirkung entlassen, nachdem bekannt geworden war, dass im Konzern systematisch Krankendaten von Mitarbeitern vermerkt wurden. Der ehemalige Bundesdatenschutz-Beauftragte Joachim Jacob hatte am Montagabend mitgeteilt, Lidl sei beim Datenschutz "auf einem guten Weg". Jacob berät den Lebensmittelriesen.

Haß hingegen sagte: "Eine geistige Umkehr beim Umgang mit Mitarbeitern ist dringend erforderlich. Sie scheinen aber immer noch unter Generalverdacht zu stehen." Ver.di kritisiert zudem, der Druck auf die Lidl-Mitarbeiter sei immer noch sehr hoch. Das zeige sich auch daran, dass es in den bundesweit mehr als 3.000 Lidl-Filialen nur sieben Betriebsräte gebe.

Nach Angaben der baden-württembergischen Aufsichtsbehörde für den Datenschutz im nichtöffentlichen Bereich muss die Konzernzentrale einen "umfangreichen Fragenkatalog" beantworten. Die Datenschützer wollen klären, wo Lidl diese Praxis anwandte. Ob erneut Bußgelder drohen, konnte die Behörde noch nicht sagen.

Zufällig in einer Mülltonne im Ruhrgebiet entdeckte Lidl-Unterlagen hatten den neuen Fall ins Rollen gebracht. Der Spiegel berichtete, in den Formularen sei beispielsweise festgehalten worden, wenn Mitarbeiter psychische Probleme hatten oder sich wegen eines unerfüllten Kinderwunsches behandeln ließen. Dem Unternehmen zufolge wurde die Arbeit mit den Listen im Zuge der Umsetzung des neuen Datenschutzkonzepts bei Lidl Ende 2008 eingestellt. Im März 2008 war bekannt geworden, dass Lidl Mitarbeiter bespitzelt hatte. Der Discounter musste Bußgelder von 1,5 Millionen Euro bezahlen.

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