die wahrheit: Neues aus Neuseeland: Sir Ed entthront und Schaffurz verspottet

Manchen Menschen ist nichts heilig. Schon gar nicht Bestsellerautor Jeffrey Archer, der wegen Meineids in einem britischen Gefängnis saß und einen Roman über Jesus schrieb...

Manchen Menschen ist nichts heilig. Schon gar nicht Bestsellerautor Jeffrey Archer, der wegen Meineids in einem britischen Gefängnis saß und einen Roman über Jesus schrieb. Hinter Gittern sähen ihn die meisten Kiwis am liebsten wieder. Denn der ehemalige konservative Politiker hat sich an Neuseelands größtem Idol vergriffen: Sir Edmund Hillary, Erstbezwinger des Mount Everest. Darauf steht in diesem Teil der Südhalbkugel lebenslanger Kerker.

Archers jüngstes Vergehen ist zwischen zwei Buchdeckel gepresst und unter dem Titel "Paths of Glory" erschienen. In dem Heldenepos geht es um den englischen Bergsteiger George Mallory, der 1924 zuletzt wenige hunderte Meter vor dem Gipfel des Everest gesehen wurde und kurz darauf von einem Felsvorsprung stürzte. Der Bestsellerautor behauptet in dem halb aus Fakten, halb aus Fiktion gestrickten Schmöker, sein Landsmann sei "der erste Mensch, der auf dem Dach der Welt stand". Der Beweis für Mallorys Gipfelsturm sei die Tatsache, dass kein Foto seiner Frau bei ihm gefunden wurde, als man seine Leiche 1999 barg. Er hatte vorher versprochen, ihr Porträt auf der Bergspitze zu lassen.

Um den Tod ranken sich noch ganz andere Gerüchte, auf die Jeffrey Archer in seinem Roman aber großzügig verzichtete: Mallory habe seinen Bergkumpan Andrew Irvine nicht nach dessen alpinen Fähigkeiten ausgesucht, sondern weil die zwei eine innige Beziehung verband. Brokeback Mountain, sozusagen: Auch der angebliche Lover brach sich den Rücken. Irvines Leiche wurde nie geborgen. Für die Fans von Sir Ed - also Gesamtneuseeland - ist das neueste Werk aus den Händen des englischen Autors schlimmster Frevel. "Beleidigung von Sir Ed" titelte die wichtigste Sonntagszeitung empört und beschimpfte Archer als "gescheiterten Politiker und verurteilten Lügner".

Die Behauptung, Sir Ed sei vielleicht gar nicht der größte Bergfex aller Zeiten, sei "absurd". Graeme Dingle, ein alter Freund von Hillary, entrüstet sich über Archer: "Er träumt wohl. Es besteht überhaupt keine Chance, dass Mallory es zur Spitze schaffte." Die Engländer seien "ziemlich sensibel", wenn es um die Erstbesteigung des Himalajariesen ginge. Bei einem solch entscheidenden Wettrennen von einem einfachen Bienenzüchter aus einer Kolonie am Ende der Welt geschlagen worden zu sein, das habe den britischen Stolz schwer verletzt.

Der neuseeländische Stolz wurde gerade in Amerika mit Füßen getreten: Das Wall Street Journal machte sich auf seiner Webseite darüber lustig, dass die Kiwis den Methanausstoß ihrer Schafe und Kühe erforschen. Denn das, was bei den Huftieren hinten als heiße Luft rauskommt, schadet im fast industriefreien Kiwiland der Atmosphäre mehr als alle anderen Treibhausgase von der grünen Insel.

"Laufen wir bald alle mit Sensoren am Hintern herum?", spottete ein Kommentator. Wenn die Kiwis eines fast so übel nehmen wie eine Beleidigung von Sir Ed, dann sind es geschmacklose Witze über Schafe. Zum Beispiel der, warum Kiwis so gerne Gummistiefel tragen: Damit man die Hinterbeine vom Schaf hineinstecken … Nein, das geht entschieden zu weit!

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