US-Fernsehserie "Gossip Girl": Schöne böse Welt

Dekadent, skrupellos und machtgeil: Die US-Serie "Gossip Girl" sieht der New Yorker Oberklasse beim Intrigenspinnen zu (samstags, 16 Uhr, ProSieben).

Die Teenager der erfolgreichen Serie langweilen sich zwischen Cocktailpartys und Bällen. : dpa

Wenn das Fernsehen tatsächlich ein bisschen die Realität der Jugend abbildet, dann ist die Welt ein kalter, böser Ort geworden. Wie heimelig war es da noch in den Neunzigern, als "Beverly Hills 90210" den Samstagnachmittag revolutionierte. Die Sonne schien, und Brenda und Brandon strahlten dazu. Gut, es gab die reichen Kids mit ihren Problemen, aber Familie Walsh half immer. Etwas größer waren die Sorgen dann bei "OC California" in den frühen Nullerjahren. Doch der tiefste Absturzpunkt der Upperclass-Kids dieser Serie ist lediglich so etwa der Nullpunkt, von dem aus es bei "Gossip Girl" weiter bergab geht.

Ohne die Finanzkrise gehts derzeit ja gar nicht, deshalb auch hier: Dank der 2007 in den USA gestarteten Serie weiß man, wie es so weit kommen konnte. Dekadent, skrupellos und machtgeil agieren die Familien der New Yorker High Society auf der blau-stahlgrauen, glattpolierten Oberfläche. Die meist geschiedenen Eltern arbeiten im Finanz- oder Modebusiness, die Kids verprassen das Geld.

Neben den ewigen Teenie-Fragen: Wie komm ich auf die Party? Auf welches College soll ich? Wie krieg ich sie ins Bett? und Wie werde ich meine Eltern los? gibt es in "Gossip Girl" vor allem Intrigen.

Das ist ein bisschen "Eiskalte Engel", ein bisschen "Der große Gatsby" und modisch auf der Nachfolgelinie von "Sex and the City", wobei die Klamotten so opulent sind wie zuletzt beim "Denver Clan". Die Figuren langweilen sich zwischen Cocktailpartys und Bällen, es gibt Büffelmozarella, uralten Whiskey, allerlei Drogen, ein Poolhaus und eine Sommerresidenz.

"Wir haben Anspruch auf unseren Treuhandfonds, auf ein Haus in den Hamptons, auf jeden Fall auf ein Drogenproblem, aber Glück steht nicht auf der Agenda", fasst Chuck treffend zusammen. Er ist der böseste der Bösen, unterstützt wird er von Biest Blair. Die versucht, möglichst schnell ihre ehemals beste Freundin Serena wieder loszuwerden und den Platz als Schulqueen zu verteidigen, den Serena ihr überließ. Denn die hat sich ein Jahr zuvor auf der Flucht vor dem Bösen der Welt und in sich selbst ins Internat eingewiesen. Doch jetzt ist sie zurück, ein besserer Mensch. Oder? Für noch mehr Besserung sorgen die zwei Mittelklasse-Geschwister, die nur dank eines Stipendiums an der Eliteschule sind.Wer also mit wem, warum und vor allem wie?

Dafür interessiert sich besonders die Bloggerin "Gossip Girl", die aus dem Off kommentiert und alle News sofort verbreitet, weshalb die Teenager alle ständig debil auf ihr Handy starren. Es bleibt unbekannt, wer sie ist, vielleicht sogar ein Er? Leider ist gerade diese dominante Stimme zu brav - weder witzig noch zynisch noch klug. Das enttäuscht anfangs. Doch es wird besser, das verraten die Folgen, die im Original gratis im Internet zu sehen sind. Dort gibt es auch Links zu den Modelabels und Prestigeprodukten der Serie. Die Merchandisingpalette ist reichhaltig, die Jugendbuchreihe, auf der "Gossip Girl" als Serie beruht, verkauft sich munter.

Das alles ist sehr zeitgeistig, sehr unterhaltsam - allein, es fehlt das Herz. Könnten da nicht Brenda und Brandon für einen Gastauftritt reinschauen, nur so als Hoffnungsschimmer?

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