Porträt Fiat-Chef Marchionne: Experte für Totgesagte

Der Fiat-Chef Sergio Marchionne - drei Uniabschlüsse, kanadischer und italienischer Pass - könnte vielleicht bald Opel übernehmen.

Hatte bis vor fünf Jahren mit Autos nur privat zu tun: Sergio Marchionne. Bild: dpa

Erst Fiat, dann Chrysler, nun Opel: Sergio Marchionne schafft es womöglich, als rettender Engel totgesagter Automobilunternehmen in die Geschichte einzugehen. Dabei hatte der Fiat-Chef bis vor fünf Jahren mit Autos eigentlich nie professionell zu tun. Als Sohn eines Carabiniere vor 56 Jahren im abruzzischen Provinzstädtchen Chieti geboren, war er im Alter von 14 Jahren mit seiner Familie nach Kanada ausgewandert. Seinen Ehrgeiz bewies er erst einmal mit drei Uni-Abschlüssen: in Philosophie, Betriebswirtschaft und Jura.

Doch dann schlug Marchionne weder eine Anwalts- noch die ursprünglich anvisierte Universitätskarriere ein, sondern wurde Manager, erst bei dem Revisionsunternehmen Deloitte Touche, dann bei einem Verpackungskonzern. Der weltgewandte Manager mit kanadischem und italienischem Pass machte schließlich als erfolgreicher Sanierer auf sich aufmerksam, als er im Jahr 2002 an die Spitze der Societé Générale de Surveillance, weltgrößter Warenprüf- und Kontrollkonzern mit Sitz in Genf, rückte.

Da wurde auch Umberto Agnelli, der Letzte aus der Fiat-Dynastie, auf ihn aufmerksam. Fiat galt in den frühen 2000er-Jahren als Abwicklungsfall: Allein im Jahr 2003 machte das Turiner Traditionsunternehmen etwa 2 Milliarden Euro Verluste. Dann kam Marchionne, als operativer Chef neben dem neuen Unternehmenspräsidenten Luca Cordero di Montezemolo. Und Marchionne setzte, äußerst erfolgreich, auf neue Modelle, auf den modernisierten Cinquecento genauso wie den Grande Punto. Damit bugsierte er Fiat wieder in die Gewinnzone - und empfahl sich als Retter aus der Pleite. Obama will ihn für Chrysler; dort soll Fiat mit seiner Technik für den Bau schadstoffarmer Kleinwagen sorgen. Doch das reicht Marchionne nicht: Er verkündet, ein überlebensfähiger Weltkonzern müsse 5 bis 6 Millionen Autos bauen. Mit der Übernahme von Opel wäre er diesem Ziel ein Stück näher.

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