die wahrheit: Der Bulgare und seine dunklen Geschäfte

Die albernen Gerichtsserien, die ständig im deutschen Fernsehen laufen, hätten in Irland keine Chance. Hier geht es in den Gerichtssälen noch absonderlicher zu als bei Barbara Salesch und Konsorten.

Vor zehn Tagen wurde der sechzigjährige Finanzberater Ted Cunningham wegen Geldwäsche zu hundert Jahren Gefängnis verurteilt. Allerdings darf er die Einzelstrafen von zehn Jahren, die er für jeden der zehn Anklagepunkte bekommen hat, gleichzeitig absitzen. Darüber hinaus sollten ihm wegen des Unterhaltungswerts seiner Verteidigungsstrategie noch ein paar Jahre erlassen werden.

Im Dezember 2004 hatte die Irisch-Republikanische Armee (IRA) die Northern Bank in Belfast überfallen und die Rekordsumme von 26,5 Millionen Pfund Sterling erbeutet - in Banknoten der Northern Bank, denn die Banken in Schottland und Nordirland dürfen seit fast 300 Jahren ihr eigenes Geld drucken. Wenige Wochen nach dem Überfall fand die Polizei 2,3 Millionen Pfund der Northern Bank in Cunninghams Keller. Cunningham hatte dafür eine Erklärung: Er habe zwei Bulgaren eine Kiesgrube verkauft. Leider gebe es keinen Kaufvertrag, und er wisse weder, wie die Bulgaren heißen, noch wie sie aussehen. Eines nachts sei ein dunkler Jeep auf den Friedhof gegenüber von seinem Haus gefahren, ein Mann habe ein paar Taschen ausgeladen und sei dann weggefahren. Als Cunningham nachsah, fand er 2,3 Millionen Pfund in den Taschen. Merkwürdig, wie diese Balkanvölker Geschäfte machen. Cunningham sagte vor Gericht beleidigt, dass die Polizisten, die ihn nach seiner Verhaftung vernahmen, sich bei seiner Geschichte scheckig lachten. Das taten die Geschworenen freilich auch.

Aber es wurde noch besser. Cunningham hatte dem befreundeten Juwelier John Douglas fünf Beutel mit insgesamt 250.000 Pfund übergeben, die der für ihn aufbewahren sollte. Douglas schob das Geld unter sein Bett, aber weil er seine Pantoffeln zwischen all den Scheinen nicht mehr finden konnte, stopfte er das Geld in einen Kleiderschrank. "Mammi meinte zu Ted, sie hoffe, dass das Geld sauber sei", sagte Douglas.

Cunningham hatte der Polizei erklärt, dass die Sache mit dem Geld vom ehemaligen Vizepräsidenten der IRA-Partei Sinn Féin und Exchef der Bank of Scotland in Irland, Phil Flynn, eingefädelt worden sei, nahm das aber vor Gericht zurück, weil er Angst habe, die IRA würde ihn andernfalls erschießen. Die Polizei habe ihn zu der Aussage gezwungen und ihn sechzig Stunden lang wachgehalten. "Wenn sie mir erzählt hätten, dass Mutter Teresa meine Schwester sei, hätte ich auch das unterschrieben", sagte Cunningham. "Bei den Amerikanern in Guantánamo wäre ich besser dran gewesen."

Wo aber sind die restlichen Millionen aus dem Bankraub geblieben? Vermutlich sind sie längst verbrannt worden. Der Überfall war nämlich zu erfolgreich: Die Räuber hatten fast zehn Prozent des Geldes erbeutet, das die Northern Bank im Umlauf hatte. So zog die Bank die Scheine ein, die nicht geklaut worden waren, und tauschte sie gegen Noten mit neuem Design.

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kari

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