Kommentar Kämpfe in Pakistan: Naives Appeasement

Die Regierung in Islamabad stärkte die islamistischen Fanatiker mit einer naiven Appeasement-Politik.

Die Islamisten, die sich heftigste Gefechte mit den pakistanischen Sicherheitskräften in der Region Buner liefern, sehen sich derzeit im Aufwind und gehen motiviert in immer neue Kämpfe. Schuld daran hat die Regierung in Islamabad. Denn sie stärkte die Fanatiker mit einer naiven Appeasement-Politik.

Erst vergangenen Monat hat Präsident Zardari ein Abkommen unterzeichnet, wonach im Swat-Tal nördlich von Islamabad die Scharia, die dort bis 1969 als Stammes-Gerichtsbarkeit in Kraft war, wieder eingeführt werden sollte. Der Staat sollte die Gerichte einrichten und die Richter ernennen. Es war der Versuch, die Fanatiker durch ein Entgegenkommen zum Frieden zu bewegen.

Doch es dauerte gerade einmal eine Woche, bis die Extremisten, bestärkt durch diesen "Sieg", in die Region Buner südlich des Swat-Tals einfielen. Gerade einmal 100 Kilometer von Islamabad entfernt patrouillierte die islamistische Soldateska durch die Straßen, konfiszierte CDs und DVDs und drohte Friseuren mit Mord, sollten sie ihren Kunden weiter die Bärte schneiden. Ein Horrorszenario. Islamabad blieb nach einem Aufschrei der USA nichts anderes übrig, als seine Armee zu entsenden.

Die Politiker verstehen offenbar noch immer nicht, dass sich religiöse Fanatiker durch Entgegenkommen nicht beschwichtigen lassen. Am Wochenende erklärte die Regierung der Nordwestgrenzprovinz, dass in der Region Malakand ein staatliches Scharia-Berufungsgericht eingerichtet wird. Die Antwort der Fanatiker ließ nicht lange auf sich warten: Sie wiesen die Ankündigung zurück. Sie wollen die Region vollständig kontrollieren, inklusive Justiz. Islamabad sollte endlich erkennen, dass die Islamisten Verhandlungen und Kompromisse dazu nutzen, ihre Macht zu zementieren.

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