Niederlagenserie des deutschen Eiskockeyteams: Bier für den Coach

Nach Niederlagen gegen Dänemark und Österreich gerät Bundestrainer Uwe Krupp stark unter Druck. Doch der Eishockey-Bund will weiter mit ihm arbeiten.

Ein resignierter Bundestrainer nach der historischen Niederlage gegen Österreich. Bild: dpa

Die Eishockey-WM 2009 geht für die Nationalmannschaft zwar erst heute mit einer Partie gegen Ungarn zu Ende. Aber vorher steht schon fest: Reisen in Alpenregionen bekommen den deutschen Kufenflitzern überhaupt nicht. Nachdem sie 2005 in Österreich ein Debakel erlitten hatten und in die B-Gruppe abgestiegen waren, erlebten sie nun in der Schweiz wieder eine Katastrophe: Nach einem 1:2 gegen Frankreich, dem schlechtesten Spiel der vergangenen Jahre, landete die Auswahl von Bundestrainer Uwe Krupp erneut in der Abstiegsrunde, wo sie sich umgehend weiter blamierte, indem sie erst Dänemark 1:3 unterlag. Am Sonntag folgte nun ein 0:1 gegen Österreich - die erste WM-Niederlage gegen die Ösis seit 1934.

Nach insgesamt fünf Schlappen wäre das deutsche Team eigentlich abgestiegen, doch sie hatten Glück, denn als Ausrichter der WM 2010 sind sie gesetzt. Das war angesichts der kraft-, mut- und glücklosen Leistungen kein Trost. Denn die Deutschen wollten ja in der Schweiz Werbung für ihre Heim-WM machen, die sie im April mit einem Spiel in der Arena AufSchalke vor mehr als 70.000 Zuschauern eröffnen werden: gegen einen der Großen.

Beim Gedanken an diese Aufgabe dürfte manch einem Funktionär des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) schon vorab der Angstschweiß auf die Stirn treten. Denn in der Schweiz haben die Nationalspieler vor allem eines bewiesen: Druck können sie nicht aushalten. Wenn es nicht gut läuft, wenn sie unbedingt gewinnen müssen, flattern ihnen die Nerven. Abgesehen davon kann die deutsche Mannschaft auf internationalem Niveau ohnehin nur kämpferisch bestehen. Im technischen und spielerischen Bereich sind ihre Defizite weiterhin groß. "Wir haben alles gemacht, was man machen kann, um gut vorbereitet ins Turnier zu gehen. Wir haben Spieler von Weltniveau, der Trainerstab hat alles versucht. Trotzdem sind die Fakten, wie sie sind", stellte DEB-Generalsekretär Franz Reindl frustriert fest. Trainer Uwe Krupp sprach meist von der schlechten Chancenverwertung, vom Mangel an Glück - und wirkte dabei ebenfalls ratlos.

Mit Jochen Hecht (Buffalo Sabres) und Christoph Schubert (Ottawa Senators) hatte die deutsche Mannschaft diesmal sogar zwei Profis aus der National Hockey League (NHL) dabei - es nutzte nichts. Das Team fand nie zu sich und war vor allem in Sachen Chancenauswertung nicht konkurrenzfähig. Die DEB-Auswahl brauchte vor dem Österreich-Spiel im Schnitt etwa 25 Versuche für ein Tor. "Wir üben in jedem Training Torschüsse. Aber du brauchst auch mal einen Lauf", sagte Krupp.

Dass sich die deutschen Stürmer mit diesem Problem plagen, ist im Grunde logisch, denn in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) schießen, vor allem wenn es darauf ankommt, immer noch die Ausländer die Tore. Die Plätze eins bis vier im Scorer-Ranking der jüngsten Play-offs belegten Profis aus Nordamerika.

Der Bundestrainer, der mit der DEB-Auswahl seit dem Wiederaufstieg 2006 gut gearbeitet hatte, wurde zum Feindbild der deutschen Fans. Sie besudelten Krupp in Bern während des Frankreich-Debakels mit Bier und forderten lautstark seine Ablösung. Der DEB denkt trotzdem nicht daran, den 43-Jährigen rauszuwerfen. "Er steht außer Frage", sagte Reindl. "Ich wüsste nicht, welche Gründe es geben könnte, warum der Uwe nächstes Jahr nicht mehr Trainer sein sollte."

Das ist eine gute Entscheidung, denn Reindl muss froh sein, dass ein sachkundiger und ruhiger Mann wie Krupp, der als zweimaliger Stanley-Cup-Gewinner großen Respekt bei den Spielern genießt, sich das undankbare Bundestrainer-Amt überhaupt antut. Deutsche Coaches aus der DEL bieten sich nicht als Alternative an, denn es gibt kaum welche. Und was passieren kann, wenn ein Kanadier mit Visionen Bundestrainer wird, führte Krupps Vorgänger Greg Poss vor, der vom WM-Halbfinale fantasierte - und mit der deutschen Mannschaft abstieg.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.