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Kommentar ErzieherInnenIm Schatten des Ernährers

Kommentar von Claudia Pinl

An der schlechten Lage der ErzieherInnen wird sich nichts ändern, solange finanzielle Anreize das patriarchale "Ernährermodell" stützen.

A ngesichts immer noch schlechter Pisa-Ergebnisse und nicht erreichter "Ausbildungsreife" vieler Jugendlicher scheint jetzt endlich parteiübergreifend erkannt, wie wichtig eine frühkindliche Bildung und Erziehung ist. 4 Milliarden Euro hat der Bund 2007 für den Ausbau von Kinderkrippen bereitgestellt. Weitere Milliarden fließen aus dem Konjunkturpaket II. Da ist es nur konsequent, wenn die Gewerkschaften jetzt höhere Gehälter für ErzieherInnen und verwandte Berufe fordern - und die 14.000 ErzieherInnen bundesweit im Warnstreik sind.

Mit im Schnitt 1.920 Euro brutto im Monat kann niemand auf Dauer ein eigenständiges Leben führen. Es fragt sich aber, ob der Wille wirklich vorhanden ist, aus dem klassischen Frauenberuf eine qualifizierte und entsprechend bezahlte Tätigkeit zu machen. Das Schneckentempo, mit dem Kommunen die vom Bund bereitgestellten Milliarden für den Krippenausbau abrufen, spricht dagegen. Auch die Tatsache, dass 60 Prozent der ErzieherInnen lediglich in Teilzeit beschäftigt sind. Der Schatten der traditionellen deutschen Familienideologie lastet schwer auf der Szene. Zu viele der Beteiligten sind im Herzen davon überzeugt, dass Familie, sprich die nicht berufstätige Mutter, immer noch die beste Erziehungsinstanz sei, Krippen und Kitas lediglich "ergänzend", sozusagen im Stand-by-Modus für die Familie, daseinsberechtigt sind.

Daran wird sich nichts grundlegend ändern, solange finanzielle Anreize das patriarchale "Ernährermodell" stützen: durch Ehegatten-Splitting und Kinderfreibeträge im Steuerrecht, kostenlose Mitversicherung von Ehefrauen in der Sozialversicherung, steuer- und sozialversicherungsrechtlich subventionierte Mini- und Midi-Jobs für die "Zuverdienerin". Solange dieses Stützkorsett für die Ernährerfamilie erhalten bleibt, wird die dringend notwendige Aufwertung des Erzieherberufs nicht stattfinden.

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5 Kommentare

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  • I
    Irene

    "Mit im Schnitt 1.920 Euro brutto im Monat kann niemand auf Dauer ein eigenständiges Leben führen."

    Echt nicht? Das wären mal fast 4000 Mark gewesen, so wenig finde ich das nicht.

     

    Und glaubt wirklich jemand, dass Frauen wegen ein paar Hundert Euro Ehegattensplittingvorteil zuhause bleiben, statt einer gutbezahlten und befriedigenden Arbeit nachzugehen? Was ist das für ein Menschenbild?

  • RS
    Robert Semler

    Ist mit 1920€ ein menschenwürdiges Leben möglich? Scheinbar schwer vostellbar für die Autorin,lediglich ein Traum für Zeitarbeiter, Friseusen etc. Wer mit dem Geld nicht zurechtkommt, besitzt nicht genug Verstand,um die hohe Verantwortung eines Erziehers zu schultern. Es ist beschämend und eine Ohrfeige für Millionen Menschen, die gezwungen sind, mit weit weniger auszukommen, daß auch "nicht konservative" Medien in dieses Geheul mit einstimmen. Echt wieder peilich...

  • C
    claralutz

    ... wer lesen kann, ist schwer im vorteil:

     

    "im schnitt 1.920,- € brutto" verdienen erzieherinnen. d.h., in der regel haben die alleinstehenden erzieherinnen mit lstk 1 rund 1.000 € netto raus.

     

    und das für eine 40-stunden-woche in gruppen mit bis zu 20 lauten und anstrengenden kindern. warum es da nicht noch mehr unmotivierte oder kranke erzieherinnen gibt, fragt frau sich, mann offenbar nicht.

  • LP
    Ludwig Paul Häußner

    Durch ein Grundeinkommen aus dem "Schatten des Ernährers"

     

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    Die Situation in deutschen Kindergärten, Kitas und Kinderkrippen ist dringend verbesserungsbedürftig.

     

    Doch allein mit mehr Geld für Erzieherinnen ist es nicht getan. Natürlich sollten Erzieherinnen zumindest wie eine Grundschullehrerin bezahlt werden.

     

    Doch das von Frau Pinl skizzierte Problem lässt sich nicht mittels steuerlicher Kosmetik lösen.

     

    Das Problem ist von der Wurzel her zu lösen!

     

    Die Produktivität einer Erzieherin kann nie mit der Produktivität einer Ingenieurin mithalten.

     

    Deshalb brauchen wir einen völlig neuen Denkansatz!

     

    Wir brauchen ein bedingungsloses Grundeinkommen, finanziert aus der MwSt, die, wie der Name schon sagt, den in der Volkswirtschaft arbeitsteilig geschaffenen Mehrwert besteuert. Aus höheren MwSt-Einnahmen, die EU lässt 25% zu und in Schweden und Dänemark sind diese MwSt-Sätze längst Realität, kann ein solches Grundeinkommen finanziert werden.

     

    Volkswirtschaftlich wird durch eine höhere MwSt und ein bedingungloses Grundeinkommen der Faktor Arbeit billiger.

     

    Das hat zwei positive Konsequenzen:

     

    1. in den sozialedukativen wie auch sozialkaritativen Berufen können mehr Menschen arbeiten

     

    2. die Erwerbseinkommen können in diesen Bereichen steigen.

     

    Durch beide Punkte ist nicht nur eine bessere Betreuung der Kinder möglich, sondern durch kleinere Gruppen auch ein Arbeiten mit weniger Stress.

     

    Das bedingungslose Grundeinkommen und eine höhere MwSt - mehr Infos unter: www.unternimm-die-zukunft.de - sind d i e sozialen Basisinnovationen, um den Wandel in die nachindustrielle Wissens- und Kulturgesellschaft erfolgreich zu gestalten.

     

    Beim gleichen Grundeinkommen für Mann und Frau braucht es weder Ehegattensplittung und die Frau kann endlich aus dem "Schatten des Ernährers" heraustreten - gleichberechtigt - wie weiland Eva aus Adams Rippe.

     

    Ludwig Paul Häußner

    Dipl. Pädagoge / Diplom Betriebswirt (BA)

    Universität Karlsruhe (TH) - IEP

  • M
    michaelbolz

    Das mit den im Schnitt 1920 Euro ist natürlich hart.

    Ja, wer kann davon schon leben?

    Eine doppelte Ungerechtigkeit.