Kommentar Schaeffler: Die Kosten der Konsolidierung

Schaeffler hat seinen Schuldenberg selbst verbockt, jetzt müssen die Arbeitnehmer dafür einstehen - trotzdem gibt es einen kooperativen Ansatz.

Es ist leicht, sich über die Vorgänge bei Schaeffler zu echauffieren. Erst wurden die Arbeitnehmer jahrelang nicht an der Unternehmensführung beteiligt, dann verschätzte sich die pelzbehangene Firmenchefin bei der Übernahme von Continental und bürdete Schaeffler einen Schuldenberg von mindestens 10 Miliarden Euro auf. Und jetzt sollen die Arbeitnehmer mit Lohnverzicht die Zeche zahlen und 250 Millionen Euro an Personalkosten einsparen, damit noch mal Geld von Banken und Bundesregierung fließt.

Doch die reine Empörung würde den immensen Problemen nicht gerecht werden, die die gesamte Zuliefererbranche gerade zu bewältigen hat. Bereits vor der Krise hatten Experten einen Konsolidierungsprozess sowohl der großen Autohersteller als auch ihrer Lieferanten vorhergesagt. Der Absatzeinbruch durch die Wirtschaftskrise vor allem bei den Nutzfahrzeugen wirkt nun wie ein Brandbeschleuniger. 22 Zulieferer in Deutschland haben zwischen Januar und März Insolvenz angemeldet. Bis Ende des Jahres könnten insgesamt bis zu 80 Prozent der Unternehmen Konkurs gehen, erwartet zum Beispiel die Unternehmensberatung Oliver Wymann. Davon wären dann bis zu 100.000 Arbeitsplätze betroffen.

So weit ist Schaeffler - zumindest in den deutschen Werken - noch nicht. Die 250 Millionen Euro, die jedes Jahr eingespart werden sollen, können auch anders als über den Abbau von 4.800 Stellen zusammenkommen. Es dürfte ein Erfolg des kürzlich begonnenen Dialogs zwischen IG Metall und Schaeffler sein, dass betriebsbedingte Kündigungen vorerst keine Option zu sein scheinen. Dieser kooperative Ansatz ist richtig, ein befristeter Lohnverzicht darf ebenfalls nicht ausgeschlossen sein. Und auch die Banken, der Staat und die Automobilhersteller müssen mit an den Tisch geholt werden. Möglicherweise könnte Schaeffler dann zu einem Modell für die Branche werden, mit dem auch andere Unternehmen die Krise überleben.

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