Rechnen mit Frau Scheeres

NEUES SCHULESSEN-GESETZ

Scheeres legt den Preis fest, den Rest regelt der Markt. Muss man das verstehen?

Es war die chinesische Tiefkühlerdbeere, die im Herbst eine Brechdurchfall-Epidemie auslöste. Allein in Berlin ging es 3.000 Kindern schlecht. Sie hatten ein mit Noroviren verseuchtes Dessert gegessen, das ein Caterer an Kitas und Schulen in Ostdeutschland geliefert hatte.

Aber die Kotzerei hatte auch ihr Gutes: Sie war der letzte Beleg dafür, dass sich an der oft mangelhaften Qualität des Berliner Schulessens etwas ändern musste. Schließlich können die Caterer derzeit pro Portion gerade mal 50 Cent in Lebensmittel investieren. Ab Februar 2014 soll es mindestens das Doppelte sein, so SPD-Bildungssenatorin Sandra Scheeres am Dienstag. Mehr noch: Künftig gelte ein Festpreis von 3,25 Euro pro Portion (für Zutaten und Zubereitung), um zu verhindern, dass Anbieter Dumping betreiben. Laut Scheeres ein „Paradigmenwechsel“ hin zur Qualität. Den Preis zahlen die Eltern: Für die Grundschulverpflegung müssen sie nun 37 Euro im Monat statt bisher 23 drauflegen.

Verwirrend war freilich, wie mantramäßig die Senatorin auf den „Markt“ setzte – und sie meinte nicht den Gemüsemarkt an der Ecke –, als es um den Essenspreis an weiterführenden Schulen ging. An denen gibt es nämlich keinen Zuschuss vom Land. Bei im Schnitt 16 Schultagen im Monat müssten nach den Gesetzen der Logik über 50 Euro für Schüler an Sekundarschulen und Gymnasien fällig werden. Aber Scheeres betonte mehrfach, sie erwarte niedrigere Preise. Denn die Caterer würden sich gut überlegen, wie viel sie verlangten. Bloß: Wie soll ein Anbieter unter eine Summe kommen, die sich aus verbindlichen Festpreisen ergibt? Der Widerspruch ließ sich nicht auflösen.

Ähnlich halbgar ist die mögliche Beschränkung auf „saisonale Produkte“ bei der – notwendigen – europaweiten Ausschreibung. Bliebe damit die chinesische Tiefkühlerdbeere außen vor? Auch das soll irgendwie der Markt richten: Im Rahmen der Angebotsabgabe der Caterer „wird unter anderem die Frage nach der Verwendung von Tiefkühlkost eine Rolle spielen“, so die Bildungsverwaltung. Chinas Bauern dürfen hoffen. BERT SCHULZ