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"Immerhin werden nun in London Grundsatzfragen diskutiert: das richtige Profil von Parlamentariern, [..]"
Da fällt mir spontan zu ein:
Kandidaten einer Wahl zum Land- bzw. Bundestag ...
MÜSSEN ...
- sich klar und eindeutig für die Werte(!) der Menschen dieser Gesellschaft und ihrer Verfassung aussprechen (und das nicht vergessen!!)
- sich für legale, praktikable Wege der Gestaltung dieser Gesellschaft aussprechen
- persönliche Erfolge und Referenzen anführen können, welche sie außer- und innerhalb der Politik gesammelt haben
- eine hohe Allgemeinbildung basierend auf unserer Kultur besitzen
- der deutschen Sprache mächtig sein, d.h. Alltags- und Hochsprache gleichermaßen beherrschen
- der englischen Sprache mächtig sein
- mit IT professionell umgehen können
- ihren Arbeitsbereich sehr gut beherrschen
- ihre Selbstorganisation meisterlich betreiben
und
- das Grundgesetzes auswendig können(!)
SOLLTEN ...
- mindestens drei Fremdsprachen beherrschen
- immer im Bereich mit der höchsten Professionalisierungspassung eingesetzt werden
- ein weites soziales Netzwerk unterhalten
- eine hohe Kompetenz in einem Fachbereich besitzen
- stets für Überstunden bereit und geeignet sein
Mir fallen bestimmt noch ein paar mehr ein! :-) Ich freue mich schon darauf, demnächst die am besten geeigneten Menschen dieses Landes in den Rängen der Parlamente zu finden. :-)
Seit ihren Erfolgen bei den Landtagswahlen im Osten werden wieder Forderungen nach einem Parteiverbot der AfD laut. Wäre das eine gute Idee?
Kommentar Spesenskandal in Großbritannien: Kein Grund zur Selbstgefälligkeit
Der britische Spesenskandal zieht immer weitere Kreise. Die Krise des Vertrauens in die parlamentarische Demokratie hat zugenommen. Eine Grundsatzdiskussion ist deshalb dringend notwendig.
Es ist auf den ersten Blick unverständlich, wie ein Skandal um ungerechtfertigte Wohnkostenabrechnungen von Abgeordneten eine fest etablierte, ehrwürdige parlamentarische Demokratie an den Rand einer Staatskrise führen kann. Aber was Großbritannien in diesen Tagen erlebt, ist weniger wegen der - im internationalen Vergleich relativ geringen - Summen wichtig: Der Skandal ist ein Symptom für die zunehmende Unfähigkeit der politischen Klasse nicht nur in London, mit den Realitäten der globalisierten Welt souverän umzugehen, sich auf Augenhöhe mit dem Volk zu bewegen und die Herausforderungen einer beispiellos komplexen Wirtschaftskrise zu meistern.
Wer bei seinen eigenen Nebenkosten schummelt und sich monatelang heftig gegen mehr Transparenz wehrt, dem traut man nicht zu, eine kriselnde Bank zu retten, geschweige denn eine Volkswirtschaft zu sanieren oder auch nur im Alltagsgeschäft die Interessen seiner Wähler zu vertreten.
Die Krise des Vertrauens in die parlamentarische Demokratie ist nicht auf Großbritannien beschränkt. Von Griechenland über Lettland bis Island haben europäische Länder allein im letzten halben Jahr schwere Erschütterungen und Vertrauensverluste in die Kompetenz ihrer Regierenden erleben müssen. Ganz zu schweigen von Staaten in ärmeren und instabilen Weltregionen, die sich meist ohnehin nur mit einer mal mehr, mal weniger akzeptablen Mischung von Zuckerbrot und Peitsche vor ihren Bürgern legitimieren können.
Immerhin werden nun in London Grundsatzfragen diskutiert: das richtige Profil von Parlamentariern, die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit, das ideale Verhältnis von Mandatsträger und Partei, von Legislative und Exekutive. Und aller Voraussicht nach wird es bald in Großbritannien einen Regierungswechsel geben, der zumindest den politischen Rahmen für einen Neuanfang bieten könnte.
Von diesen Grundsatzdiskussionen könnte nicht nur Deutschland lernen, wo heute die Selbstgefälligkeit angesichts von sechzig Jahren Grundgesetz und Bundesrepublik überwiegt; die Debatte betrifft auch eine politisch gelähmte EU, die sich zunehmend darauf beschränkt, ihre schiere Existenz als hinreichenden Grund zur Zufriedenheit anzusehen. Sage keiner, außerhalb Großbritanniens seien alle so glücklich mit ihren Institutionen, dass ihnen schmerzhafte Fragen über deren Zukunft erspart blieben.
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Kommentar von
Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.