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Kritik an Deutscher BankAckermanns unethische Investments

Mitten in der Finanzkrise hat die Deutsche Bank enorme Gewinne gemacht. Sie investiert in Unternehmen, die die Umwelt zerstören.

"Leistung, die Leiden schafft": Kritischer Aktionär vor Josef Ackermann. Bild: dpa

Die Deutsche Bank hat enorme Gewinne gemacht. Mitten in der Finanzkrise hat die größte deutsche Bank im ersten Quartal einen Überschuss von 1,8 Milliarden Euro vor Steuern ausgewiesen. Doch nicht immer wurde diese Rendite redlich erwirtschaftet, monieren mehrere Nichtregierungsorganisationen.

So stört sich das Netzwerk Attac daran, dass die Deutsche Bank vor allem am Handel mit Staatsanleihen verdient hat. Das sind Papiere, die die Regierungen ausgeben, um ihre Defizite zu finanzieren. Der Handel mit den Staatsanleihen boomt, seit die öffentlichen Schulden durch Bankenrettungen und Konjunkturpakete explodieren. Davon profitierte die Deutsche Bank, wie sie in ihrem Quartalsbericht zugibt: Ihre Erträge aus dem Geschäft mit Staatsanleihen, Devisen und Zinsprodukten stiegen um knapp 200 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro - und machten damit fast die gesamten Einnahmen im Investmentbanking aus. "Die Deutsche Bank hat mit ihrem Schwerpunkt auf Investmentbanking die Krise mitverursacht", kritisiert Attac - und jetzt verdiene das Institut an den Aufräumarbeiten.

Der Dachverband der kritischen Aktionäre wiederum beanstandet, dass die Deutsche Bank weiter Tochterfirmen in Steueroasen betreibt. Daraus macht diese auch gar kein Geheimnis: Auf der Website ihrer "dboffshore" wirbt sie ganz offen mit "maßgeschneiderte Lösungen" für ihre vermögenden Kunden. Der Finanzexperte Gerhard Schick von den Grünen hat jüngst gezählt, dass die Deutsche Bank 499 Tochtergesellschaften in Steueroasen unterhält - davon allein 151 auf den Cayman-Inseln und 79 auf der Kanal-Insel Jersey.

Der Schaden ist beträchtlich: Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) schätzt, dass in Deutschland jährlich 100 Milliarden Euro an Steuern hinterzogen werden. An diesem lukrativen Geschäft ist allerdings nicht nur die Deutsche Bank beteiligt. Auch alle anderen Institute, inklusive der Sparkassen, unterhalten Tochterunternehmen in den Steueroasen.

Vor allem aber werfen die Kritiker der Deutschen Bank vor, beim Geldverdienen alle ethischen Kriterien außer Acht zu lassen. In dem Bericht "Bank secrets", für den die belgische Nichtregierungsorganisation Vlaanderen Netwerk die Geschäftspolitik verschiedener Finanzinstitute untersucht hat, kommt die Deutsche Bank am schlechtesten weg. Das Risiko unethischer Investments sei bei der größten Bank Deutschland "extrem hoch", heißt es.

Die deutsche Entwicklungsorganisation Urgewald wirft dem Marktführer vor, in "Kriege, Umweltzerstörungen und Menschenrechtsverletzungen verstrickt" zu sein. Zu seinen Kunden gehören Unternehmen, aus deren Finanzierung sich andere Geldgeber wie die britische Bank Barclays oder der Norwegische Pensionsfonds bereits zurückgezogen haben. Deren Begründung: Sie arbeiteten in Ländern, gegen die UN-Sanktionen verhängt wurden.

In welche Unternehmen investiert die Deutsche Bank? In Bergbau- und Energiekonzerne wie den US-Konzern Freeport, das chinesische Ölunternehmen CNPC/PetroChina, den südafrikanische Goldproduzent AngloGold Ashanti und den französische Atomkonzern Areva. Oder in die indisch-britische Minenfirma Vedanta, an der die Deutsche Bank dem jüngsten Jahresbericht zufolge über ihre Tochter DWS direkt beteiligt ist. Bereits mehrfach verhalf sie dem Unternehmen über die Herausgabe von Anleihen zu frischem Kapital - insgesamt in Milliardenhöhe. Die Vedanta-Tochter Sterlite Industries betreibt in Orissa an der Ostküste Indiens eine Aluminiumraffinerie und will nun zusätzlich eine Bauxitmine errichten. Die Bevölkerung und Umweltschützer wehren sich dagegen. Schon beim Bau der Raffinerie habe sich der Konzern über die Umwelt- und Indigenengesetzgebung hinweggesetzt, sagt der indische Umweltaktivist Samarandra Das. Die dortige Aluminiumproduktion arbeitet mit hochgiftigen Chemikalien und hinterlässt tonnenweise giftigen Schlamm. Das Trinkwasser ist verseucht, das fossile Grundwasser zu 70 Prozent verbraucht.

Die Deutsche Bank will diese Geschäfte nicht kommentieren. Sie verweist auf diverse soziale und ökologische Nachhaltigkeitserklärungen, die man unterzeichnet habe. Solche Kriterien seien "von zentraler Bedeutung für die geschäftlichen Tätigkeiten der Deutschen Bank" sagte ein Sprecher.

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22 Kommentare

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  • A
    anke

    @FREDERICO:

    Ja, der Eindruck drängt sich mitunter auf, dass sich Herr Ackermann und einge andere wichtige Leute "...in geheimen Sitzungen, zur Rettung der Krise zurückziehen". Und manchmal möchte man sogar wetten, Vertreter der taz wären auch geladen...

  • V
    vic

    @ Klaus Keller

     

    Als "Sündenbock" wird er verdammt gut bezahlt. Ich denke nicht, dass er mit diesem Etikett ein Problem hat.

  • P
    Patrik

    Fangt alle an...

     

    Geld nur noch an Gemeinwirtschaftliche Banken (z.B. GLS) und sich über die mickrigen Zinsen ehrlich freuen (und noch die Hälfte davon Spenden!), da sie weder den Boden vergiften, noch Menschen töten oder Arbeitsplätze vernichten. Geiles Gefühl sage ich Euch.

     

    Und sonst so weit es geht lokal, genossenschaftlich und gemeinnützig kaufen und handeln. Lieber das Geld in lokale Ineffizienz verteilt als weggeworfen in globale Geld Akkumulation.

     

    1x nachdenken und selbst handeln, handeln, handeln

  • FP
    Florian P.

    Kleine Nebenbemerkung: "unethische" Handlungen gibt es nicht in der deutschen Sprache, lediglich "unmoralische" oder "aus ethischer Sicht problematische" Verhaltensweisen.

  • KK
    Karl Kraus

    @joachim bovier

    Schau mal auf youtube den Film "wie macht die deutsch bank ihre gewinne". Dann recherchiere nach, wenn du es für nötig hältst.

    Wenn Geldbeträge so schnell wachsen, als seien sie gedüngt, dann muss man immer auf einen vergifteten Boden schließen. Oder darauf, dass Geld an anderer Stelle einfach entfernt wurde. Hihi.

  • A
    Andi

    @Zaza

     

    Für Sie scheint ja auch alles so einfach zu sein.

  • Z
    Zaza

    Ach, die Welt ist so einfach...

     

    Deutsche Bank = böse

    Ackermann = böse

    USA = böse

     

    und so weiter....

  • J
    JohnPaul

    Info's einholen wie grad geschehen und Bank bzw. noch andere Gewohnheiten wechseln. Sonst endet das tatsaechlich noch wie in T.C. Boyle's Ein Freund der Erde. Hat der Ackermann eigentlich Kinder? Ist er sich bewusst, was fuer einen Wahnsinn an Umwelt er da hinterlaesst.

  • J
    jan

    Es ist hilfreich, dass die TAZ endlich aus den Puschen kommt, ihren Rechercheauftrag ernstnimmt und sich endlich traut, über die unselige Rolle der Deutschen Bank in der aktuellen Krise zu berichten.

     

    Es ist die älteste Regel des Kapitalismus: Wo Blut fließt macht man die besten Geschäfte.

  • MN
    mein Name

    Die umweltzerstörerischen Projekte befinden sich übrigens nicht nur außerhalb Deutschlands, wie der Artikel so ein bisschen suggeriert. Die Deutsche Bank ist zur Zeit beauftragt, das in Mainz geplante Kohlekraftwerk zu finanzieren. Infos dazu:

    http://www.kohlefreies-mainz.de/news?category_id=38&item=638

  • S
    Sceptic

    @joachim bovier: Haben Sie den Artikel gelesen? Die Deutsche Bank kommt mitnichten ohne Staatsknete aus, sie zockt sie nur eleganter ab als andere. Da können wir unsere Steuern demnächst auch direkt als diese Verbrecher überweisen.

  • NB
    Norbert Beiter

    Das eine ist: es gibt sehr wohl ethische Banken, die ihre Beteiligungen offen legen und auch kommentieren. Aber dafür muss man sich interessieren und sich aktiv informieren. Ich empfehle Ihnen da mal die Umweltbank in Nürnberg oder die GLS-Bank.

    Das andere ist : natürlich ist es naiv, zu glauben, die Deutsche Bank könnte nur noch in ethisch korrekte Unternehmungen investieren. Da wüssten die wahrscheinlich bald nicht mehr, wohin mit ihren ganzen Milliarden.

    Aber ich bin froh, dass diese Tatsachen mal in die Öffentlichkeit gelangen. Und wahrscheinlich ist alles noch viel schlimmer, als was wir normalen Bürger erfahren.

     

    Liebe Grüße

     

    Norbert Beiter

  • V
    vic

    Ackermann und andere Krisengewinnler werden über derartige Berichte nur milde lächeln.

    Geld stinkt schließlich nicht.

    Zudem, irgendwer muss doch von Deutschlands Bronzemedaille in der Rüstungsweltmeisterschaft, sowie der Goldenen in der Europaliga profitieren.

  • MG
    Marco Grandmann

    Man kann natuerlich die Unbequemlichkeit auf sich nehmen und seine Bank mit den Fuessen waehlen, wie die Amis sagen. Also die Bank wechseln. Das Dumme ist, gibt es eine ethische Bank?

    Shareholder und Dividendenkassierer sind anonym und hinter dieser Anonymitaet laesst sich Gier recht gut verbergen. Man wirft wohl die Coladose in den Recyclingcontainer aber bei der Abstimmung der Aktienteilhaberkonferenzen stimmt man schoen anonym dafuer wo am meisten rausspringt. Gelle? Sieht ja keiner und Geld stinkt nicht . Leider kann man's auch nicht essen und es behaelt nur solange einen Wert wie Gegenwert vorhanden ist.Wie wir gerade sehen.

  • JB
    Joachim Bovier

    Die Kritik an Ackermann ist der pure Neid - schließlich macht er vor, wie man der Krise nicht nur ohne Staatsknete überlebt, sondern auch noch Rendite erzielt. Das passt den Verstaatlichern natürlich nicht.

  • PW
    Paul Wyss

    Geldanleger müssen sich vielmehr dafür interessieren, für was und wo ihr Geld verwendet wird, dann würde sich was bewegen!

  • KK
    Klaus Keller

    sündenbock

     

    seit altersher hat der chef der deutschen bank auch die rolle des sündenbocks no 1 in deutschland

    herhausen wurde deshalb opfer der RAF.

    die bank handelt nicht unethischer als die gesellschaft in der sie handelt.

     

    attac wirft ihr vor mit staatsanleihen geld zu verdienen. soll sie damit verlußte machen?

    ein staat sucht käufer für seine anleihen, der vermittler(dt.bank zb)bekommt eine provision darfür.

    die DWS legt global invetierende aktienfonds auf mit unternehmen rund um den globus und die inder zb wollen statt rohstoffe produkte verkaufe und nehmen auf die batur so viel/wenig rücksicht wie andere auch.(aluminiumwerk,pkw etc)

    renditeziele ? vergleichen sie das mal mit google,microsoft,amazon und vor allem anderen banken.

    steueroase, zu der kommen sie auch mit den von unseren politikern beaufsichhtigten sparkassen.

    die kritiker können gerne zur citigroup wechseln, diese wollte die dt.bank mal kaufen ich bin froh das dies nicht so gekommen ist.

    mir ist sie jedenfalls lieber als die commerzbank die die dresdner übenommen hat und wahrscheinlich demnächst die anzahl der filialen in deutschland halbiert und das ganze mit staatlicher beteiligung.

    was mich an der deutschen bank am meisten stört ist das sie mir nicht gehöhrt.

    klaus keller hanau

  • P
    priot

    was die Liedermacherzunft von Ackermann hält:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=NbyxdKKEhQk

  • F
    FREDERICO

    Dieser Schweizer Lump nebst Konsorten gehört hinter Schloss und Riegel, außerdem sollten solche Volksschädlinge mit ihrem Privatvermögen haftbar gemacht werden. Hat mal ein Staatsanwalt den Mumm so einen „Bangster“ vor Gericht zu zerren wird von ganz oben der Freikauf iniziiert! Denn unsere Politiker sind nicht besser, die meisten sind durch und durch korrupt. (Siehe http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?scsrc=2&date=2009-05-20&division=kulturzeit&cx=0 Link-die korrupte Republik) Aber nach außen singen diese Heuchler Loblieder auf unsere Verfassung die sie aus meiner Sicht brechen wenn sie sich mit solchen Bankverbrechern, unter ausschluss der Öffentlichkeit in geheimen Sitzungen, zur Rettung der Krise zurückziehen. Wir haben doch angeblich weder STASI noch GESTAPO wieso geht denn keiner von unseren ehrlichen Juristen, die es doch könnten, gegen diese Niedertracht vor?

  • S
    Sinon

    Wie wohlwollend wohl ganz Deutschland applaudiert und freigiebig gespendet hätte, wenn die Deutsche Bank von all diesen Verträgen und Partnerschaften zurückgetreten wäre und dadurch mit reiner Seele Milliardenverluste eingefahren hätte, für die der Staat hätte aufkommen müssen. Ganz ehrlich Leute: Schenkt euch euren Moralpredigten! Eine Bank ist nicht die Caritas, so traurig das auch ist.

  • PD
    Prof. Dr. J.

    Frage: Was sind Nachhaltigkeitserklärungen?

     

    Antwort: Gedruckte Lügen ...

     

    ... mit einem Heiligenschein von Seriosität, den sie sich z. B. durch akademische Titel ihrer Unterzeichner u. s. w. geben.

  • SG
    Stefan Giebel

    So lange Herr Ackermann nur von einer Super-Rendite sprach, war es egal, woher die Rendite kam. Es interessierte nicht. Getreu nach dem Motto: Erst das Fressen, dann die Moral.