Destabilisierung in Pakistan: Anschlag auf Luxushotel in Peschawar

Bei einem Attentat werden 18 Menschen getötet und Dutzende verletzt. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat, es könnten aber die "Pakistanischen Taliban" dahinterstecken.

Ein Bild der Verwüstung: Das Pearl Continental Hotel liegt in Trümmern. Bild: reuters

DELHI taz | Einen Tag nach dem schweren Selbstmordanschlag auf das Fünf-Sterne-Hotel Pearl Continental in der nordwestpakistanischen Stadt Peschawar suchen Rettungsteams in den Trümmern nach Überlebenden. Das große Gebäude, einst ein Wahrzeichen der Stadt, ist durch die Explosion von etwa einer halben Tonne Sprengstoff teilweise eingestürzt. Mindestens 18 Menschen kamen dabei ums Leben, Dutzende wurden verletzt.

Ein Selbstmordkommando hat am Dienstagabend das Hotel angegriffen. Aufnahmen von Sicherheitskameras zeigen, wie zunächst ein Auto in die Sicherheitsschleuse vor das Hotel fuhr. Anschließend fielen Schüsse. Das Auto raste durch die geöffnete Schranke auf das Hotelgelände. Ihm folgte ein Kleinbus, dessen Fahrer offenbar darauf gewartet hatte, dass er freie Bahn auf das Hotel hat. Auf dem Parkplatz zündete er den Sprengsatz.

Dabei kamen auch zwei ausländische Mitarbeiter der UNO ums Leben. Sie hatten Hilfseinsätze im umkämpften, nahe gelegenen Malakand-Regierungsbezirk koordiniert. Eine deutsche Mitarbeiterin der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, die für das UN-Kinderhilfswerks Unicef arbeitete, wurde verletzt. Ein UN-Sprecher sagte dem pakistanischen Fernsehsender Geo TV am Mittwoch, die UNO werde ihre Arbeit im Konfliktgebiet auf unbestimmte Zeit aussetzen.

Bis zum Mittwochabend bekannte sich niemand zu der Tat. Doch der Anschlag erinnert an eine ähnliche Kommandooperation, bei der die selbst ernannten "Pakistanischen Taliban" vor zwei Wochen ein Polizeigebäude in der ostpakistanischen Stadt Lahore zerstört haben. Das Pearl-Continental-Hotel war aus mehreren Gründen ein offensichtliches Ziel: Zum einen kamen dort ausländische Besucher unter. Doch auch der pakistanische Geheimdienst ISI sowie US-Vertreter sollen das Pearl Continental als Basis für Aufklärungsoperationen in den umliegenden Stammesgebieten genutzt haben.

Einem etwa vor zwei Wochen veröffentlichten Zeitungsartikel zufolge sollen die USA erwägt haben, das Hotel zu kaufen, um ihre "diplomatische Präsenz" in der Region zu verstärken. Sehr wahrscheinlich diente es bereits als Kommandozentrale, in der pakistanische und US-geführte Einsätze gegen Taliban-Stellungen im nahen Grenzgebiet koordiniert wurden.

In anderen pakistanischen Städten erhöhten die Behörden die Sicherheitsmaßnahmen. In Karatschi im Süden des Landes kamen am Mittwoch mehrere Menschen ums Leben, als Polizisten auf gewalttätige Demonstranten schossen. Aus mehreren Städten in der südlichen Provinz Sindh wurden Schüsse gemeldet. Eine Regionalpartei hatte zu Protesten gegen den immer größeren Zustrom von Flüchtlingen aus dem Nordwesten des Landes aufgerufen. Daran zeigt sich, wie sehr der Krieg gegen die "Pakistanischen Taliban" schon jetzt das Land destabilisiert.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.