Guantánamo leert sich: Uiguren ab auf die Bermudas

Die USA schicken immer mehr Häftlinge des Terrorcamps ins Ausland. Obama soll Pläne aufgegeben haben, wonach die USA selbst einige Freigelassene aufnehmen sollten.

Blauer Karibikhimmel über Guantánamo. Für einige der Häftlinge jetzt auch in Freiheit genießbar. : dpa

WASHINGTON taz | Sechs Insassen des umstrittenen Militärgefängnisses auf Guantánamo wurden in andere Staaten transferiert, darunter vier chinesische Muslime, meldeten US-Medien am Donnerstag. Die Uiguren, die auf eine Aufnahme in Deutschland gehofft hatten, sollen sich erleichtert gezeigt haben, zunächst auf die britischen Bermuda-Inseln gebracht worden zu sein. Zwei andere Gefangene, ein Iraker und ein Mann aus dem Tschad, seien in ihre Heimatländer geflogen worden, gab die US-Regierung bekannt. Bei dem Tschader handelt es sich um den jüngsten Guantánamo-Häftling: Mohammed al-Gharani war als 14-Jähriger in Pakistan aufgegriffen und dann an die US-Behörden übergeben worden

US-Medien berichteten am Freitag, die Obama-Regierung werde in den nächsten Tagen weitere Inhaftierte freilassen. Aus diplomatischen Kreisen verlautete, Regierungsbeamte seien optimistisch, dass Saudi-Arabien gewillt sei, die 96 auf Kuba festgehaltenen Jemeniten aufzunehmen.

Nach heftigem Widerstand einer Mehrheit der Kongressabgeordneten soll Obama allerdings Pläne aufgegeben haben, wonach die USA selbst einige freigelassene Guantánamo-Häftlinge aufnehmen sollten. Das meldete am Freitag die Washington Post unter Berufung auf namentlich nicht genannte Regierungsvertreter. Nach Meinung von Beobachtern werde dies die Bemühungen Washingtons behindern, europäische Länder zur Aufnahme von freigesprochenen Guantánamo-Häftlingen zu bewegen.

Bislang haben die USA in Berlin um die Aufnahme von elf Häftlingen angefragt, darunter neun der insgesamt 17 chinesischen Uiguren sowie zwei Männer aus Tunesien und Syrien. Die Liste liege der Bundesregierung vor, heißt es.

Die Überstellung der vier Uiguren in das britische Überseegebiet der Bermudas führte prompt zu Spannungen mit der Londoner Regierung. Diese sei verwundert darüber, nicht konsultiert worden zu sein. Die chinesische Regierung verlangt unterdessen weiterhin die Auslieferung der Uiguren, die sie als Separatisten verdächtigt. Bereits am Mittwoch hatte sich auch der Pazifikarchipel Palau bereiterklärt, bis zu 13 Uiguren aus Guantánamo aufzunehmen.

ADRIENNE WOLTERSDORF

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