Berliner Kulturwirtschaft: Ab jetzt nur noch reich und sexy

Auch im 3. Kulturwirtschaftsbericht boomt die Kreativbranche - einschließlich der Verlierer.

Die Berliner Kultur und die kreativen Berufe laufen nach Ansicht des Senats nicht nur künstlerisch, sondern vor allem wirtschaftlich in einer beeindruckenden Erfolgsspur. Seit dem Jahr 2000 erwirtschaften bildende Künstler, Theaterleute und Designer, Film- und Fernsehschaffende sowie die gesamte Verlags- und Kommunikationsbranche jährlich stetig steigende Umsätze - zuletzt satte 21 Milliarden Euro.

Mit diesen Zuwächsen hievte die Kulturwirtschaft ihren Anteil an der gesamten Berliner Wirtschaft auf 13 Prozent und stand 2008 hinter der Dienstleistungsbranche und dem produzierenden Gewerbe auf dem dritten Rang. Im Vergleich zu 2006 steigerten die Kreativen ihre Umsätze damit um mehr als 3 Milliarden Euro.

Diese Zahlen aus dem dritten "Berliner Kulturwirtschaftsbericht 2008" - der am Montag im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses debattiert wurde - legen die Vermutung nahe, dass Berlin nicht mehr nur "arm und sexy" daherkommt. Es scheint in der Kulturbranche jetzt wohlhabender zuzugehen.

So verdienen die Kreativen in den rund 22.000 Institutionen und Betrieben heute insgesamt mehr Geld als noch 2006. "Das Wachstum und die Einkommen haben sich zum Teil deutlich erhöht im Gegensatz zu anderen Branchen", sagte Almuth Nehring-Venus, Staatssekretärin in der Wirtschaftsverwaltung, die mit den Ressorts Kultur und Stadtentwicklung den Bericht erstellte. Als Grund nannte sie die Einkommen etwa in Kommunikationsberufen. Diese seien "erheblich" gestiegen.

Während Kulturstaatssekretär Schmitz von einem "Hype" und der großen Bedeutung der Kulturwirtschaft für Berlin sprach, gossen Thomas Birk (Grüne) und Brigitte Lange (SPD) Wasser in den Kreativwein. "Die Kultur boomt, angekommen bei allen Kulturschaffenden ist der Boom aber nicht", sagte Lange. So liege das Durchschnittsnettoeinkommen der über 100.000 Kreativberufler bei 1.750 Euro im Monat. 60 Prozent der Freiberufler auf dem Kulturarbeitsmarkt verdienten zudem noch weniger und "liegen in Bereich der Armutsgrenze". Lange und Birk forderten den Senat auf, auf soziale "Mindeststandards" für Künstler hinzuarbeiten und ihnen günstige Ateliers oder Wohnräume zu sichern. "Sonst kommt das große Geld niemals bei allen Kreativen an", orakelte Birk.

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