Gefangen in Afghanistan: Der geflüchtete Reporter
David Rohde, Korrespondent der New York Times, kletterte über eine Mauer und entkam den Taliban, die ihn verschleppt hatten.
So spektakulär wie viele seiner Berichte war jetzt auch die Flucht von David Rohde aus der Gewalt der Taliban: Gemeinsam mit einem afghanischen Kollegen entkam der US-Reporter am vergangenen Freitag über die Mauer eines Gebäudes im pakistanischen Nordwaziristan. Dort hatten die Taliban den 41-Jährigen, der am 10. November 2008 verschleppt worden war, festgehalten.
Der Journalist, der nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 drei Monate am Hindukusch verbracht und von 2002 bis 2005 das Südasienbüro der New York Times in Delhi geleitet hatte, war im vergangenen November nach Afghanistan gereist. Dort wollte er für ein Buch über das US-Engagement in Afghanistan recherchieren und war zu diesem Zweck mit einem führenden Taliban in der Provinz Lohar in der Nähe von Kabul zu einem Interview verabredet.
Für seine Berichterstattung über Pakistan und Afghanistan 2008 erhielt Rohde als Teil des Reporterteams der New York Times im vergangenen Frühjahr den Pulitzer-Preis - zum zweiten Mal. Bereits 1996 war der Absolvent der Historischen Fakultät der Brown-Universität im US-Bundesstaat Rhode Island mit der begehrten Trophäe ausgezeichnet worden. Damals hatte er für den Christian Science Monitor detailliert über das Massaker von Serben an 8.000 Muslimen im bosnischen Srebrenica berichtet. Im Zuge der Recherchen wurde er von den bosnischen Serben unter dem Vorwurf, ein Spion im Auftrag der bosnischen Muslime zu sein, für zehn Tage festgenommen.
Viel Aufhebens um seine Flucht wird Rohde, der zwei Monate vor seiner Verschleppung geheiratet hatte, nicht machen. "Er ist von der alten Schule", sagte sein Bruder Lee unlängst. "Das Letzte, was er will, ist, selbst die Geschichte zu sein. Er sollte Geschichtenerzähler sein."
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