Treue bis in den Tod: Krebskranke Fawcett heiratet

Love Story 2009: Farah Fawcett ist todkrank. Ihren Freund Ryan ONeal will sie trotzdem heiraten.

Ihr Leiden öffentlich gemacht: Ryan O'Neal und Farrah Fawcett. Bild: dpa

Es war eine Ankündigung im Blick der Öffentlichkeit. Im Interview mit einem amerikanischen TV-Sender versprach der US-Schauspieler Ryan ONeal, 68, seine langjährige Lebensgefährtin Farrah Fawcett, 62 und ebenfalls Schauspielerin, zu heiraten. Bis vor Kurzem waren die beiden (sie: "Drei Engel für Charlie", er: "Love Story") um ihre Privatsphäre bemüht. Nun ist ihr Leben durch seine Leukämie und ihren Darmkrebs öffentlich geworden. Er hat seine Krankheit besiegt, sie wird wahrscheinlich daran sterben und dokumentierte ihren Kampf in "Farrahs Story", einem TV-Feature.

"Ich schwöre bei Gott, das werden wir", sagte ONeal zur bevorstehenden Hochzeit in den vorab veröffentlichten Interviewsequenzen und bekreuzigte sich. Fawcett liegt zurzeit in Kalifornien im Krankenhaus, der gemeinsame Sohn sitzt wegen Drogendelikten im Knast, darf die Mutter aber dank der außergewöhnlichen Umstände besuchen.

Ein wenig erinnern diese an das öffentliche Sterben der Engländerin Jade Goody. Sie war durch die Teilnahme an der Sendung "Big Brother" berühmt geworden, und auch sie heiratete kurz bevor sie im März dieses Jahres an Gebärmutterhalskrebs starb. Der Bräutigam Jack Tweed stand unter Hausarrest, auch ihm wurde eine Ausnahmegenehmigung erteilt.

Die Inszenierung um das Sterben von Jade Goody wie auch die Vermarktung der Hochzeitsbilder waren durchschaubar, wenn auch verständlich: Es ging ums Geld. Vor dem Tod nutzte Goody noch die Instrumentarien, die überhaupt die eigene Berühmtheit nährten. Sie sollten den beiden kleinen Söhnen ein gewisses Auskommen sichern. Goody gab Interviews, verkaufte Bildrechte, zeigte sich als harte Geschäftsfrau, die davon besessen war, das finanziell Beste aus der Situation zu machen.

Im Fall von Fawcett und ONeal, deren Ruhm auf einer gewissen Leistung im Fach "Schauspiel" beruhte, liegen die Motive für die Dokumentation des Leidens und die überraschende Hochzeit wahrscheinlich nicht in der absoluten Vermarktung. Was aber dennoch beide vereint, ist der Glaube an ein Heilsversprechen der Ehe und ein öffentliches Siechtum. Beides geschieht freiwillig. Anders also als bei der Fotografin Annie Leibovitz und ihrer Lebensgefährtin Susan Sontag. In einer letztlich in Berlin gezeigten Ausstellung waren Bilder der krebskranken Sontag zu sehen. Das sei nicht in ihrem Sinne gewesen, behauptet ihr Sohn David Rieff, sie sei posthum erniedrigt worden.

Vielleicht ist die Präsentation der Krankheit und des Leidens, wie auch das Teilen des Glücks in Form der Eheschließung eine Art, die Hoheit über das Leben zu behalten. Und man verspricht sich an diesem Punkt eben nicht nur die Treue im Leben, sondern vor allem im Tod.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.