Die SPD und die Frage ihrer Ehre

Der Parteiausschluss von Thilo Sarrazin wäre nur logisch

VON ALKE WIERTH

Was um alles in der Welt ist bloß in dieser Partei los? Da lädt der neue Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel MigrantInnen explizit in die SPD ein – während in Berlin ein hochrangiger Genosse dieselben übel vor den Kopf stößt. Nur noch mal zur Erinnerung – das hat Thilo Sarrazin gesagt: Eine „große Zahl an Türken und Arabern“ in Berlin habe „keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel“. Stattdessen seien die Türken dabei, Deutschland durch eine hohe Geburtenrate zu „erobern“.

Der deshalb von der SPD aus Spandau und Alt-Pankow angestrebte Parteiausschluss des Exfinanzsenators wurde mit der Begründung abgelehnt, Sarrazin habe weder gegen die Grundsätze der SPD verstoßen noch „ehrlos“ gehandelt. „Ehrlos“ sei ein Verhalten, das sich „von allgemein geltenden moralischen Vorstellungen“ entferne.

Ein brutales Menschenbild

Die SPD findet es also völlig in Ordnung, Menschen allein nach ihrer „produktiven Funktion“ zu bewerten. Und mit alten brutaldemagogischen Bildern von Einwanderern zu arbeiten, die sich zu Eroberungszwecken wild vermehren, entspricht nach ihrer Meinung inner- wie außerparteilichen Moralvorstellungen.

Da wärmt doch der kleine rote Hoffnungsschimmer, der vom westlichen und östlichen Stadtrand glimmt, das Herz. Die GenossInnen dort, die offenbar noch ein anderes Verständnis von sozialdemokratischer Moral und Ehre haben, wollen nun die Ablehnung des Parteiausschlussverfahrens anfechten. Hoffentlich wird die SPD ihnen für diese beharrliche Demonstration von Ehre irgendwann einmal ehrlich dankbar sein.