Kommentar Iran-ALBA-Connection: Der Feind meines Feindes

Hugo Chavez und seine Freunde setzen auf den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad. Der Iran wird als strategischer Partner des Wirtschafts- und Integrationsbündnisses Alba gesehen.

Wie Venezuelas Hugo Chávez letzte Woche für seinen Amtskollegen Ahmadinedschad im Iran auf die Barrikaden stieg - da konnte man schon eine Gänsehaut kriegen. Anlässlich eines Gipfels des alternativen Wirtschafts- und Integrationsbündnisses Alba im venezolanischen Carabobo zog der Volkstribun gegen die iranische Opposition vom Leder. Er wollte in den Protesten die Handschrift des Imperialismus erkennen. Denn an der lupenreinen Sauberkeit des offiziell verkündeten Wahlsiegs sei nicht zu zweifeln.

Es sind solche kaum nachvollziehbare Ausfälle, die nicht nur den Gegnern des abgesetzten honduranischen Präsidenten Manuel Zelaya Angst machen. Denn auch Außenministerin Patricia Rodas, die in Vertretung Zelayas an dem Gipfeltreffen teilnahm, setzte ihre Unterschrift unter die Abschlusserklärung, in der die "verleumderische Kampagne gegen dieses Bruderland" verurteilt wurde.

Der Iran wird als strategischer Partner der Alba betrachtet. Rege höchstrangige Besuchsdiplomatie in den letzten Jahren festigte diese Achse. Iranische und venezolanische Ingenieure bauen gemeinsam Ölanlagen. Iran ist von zentraler Bedeutung für die Förderpolitik der Opec und damit für ein hohes Ölpreisniveau. Nicaragua liefert Rindfleisch in die iranische Republik und lockert so seine einseitige Abhängigkeit vom Exportmarkt USA.

Die alte Regel "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" müsste sich in Zeiten von Obamas Entspannungspolitik langsam überlebt haben. Doch Chávez und seine Freunde halten an der radikalen Rhetorik fest, auch wenn die Beziehungen zu Washington realpolitisch ganz freundlich sind. Diese verbale Kraftmeierei macht es den konservativen Oligarchien Lateinamerikas leicht, Chávez und Alba pauschal zu verdammen und eine wenig informierte Öffentlichkeit auf ihre Seite zu ziehen.

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*1955 in Wien; † 21. Mai 2023, taz-Korrespondent für Österreich und Ungarn. Daneben freier Autor für Radio und Print. Im früheren Leben (1985-1996) taz-Korrespondent in Zentralamerika mit Einzugsgebiet von Mexiko über die Karibik bis Kolumbien und Peru. Nach Lateinamerika reiste er regelmäßig. Vom Tsunami 2004 bis zum Ende des Bürgerkriegs war er auch immer wieder in Sri Lanka. Tutor für Nicaragua am Schulungszentrum der GIZ in Bad Honnef. Autor von Studien und Projektevaluierungen in Lateinamerika und Afrika. Gelernter Jurist und Absolvent der Diplomatischen Akademie in Wien.

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