Rektoratsbesetzer ziehen ab

Aus Protest gegen die Neustrukturierung ihrer Uni probten Greifswalder Studierende 24 Stunden lang den Aufstand. Dann bot der Rektor Gespräche an, und man einigte sich friedlich – zur großen Erleichterung der Sekretärin

Gestern Nachmittag klang die Sekretärin noch etwas genervt: Ja, die Besetzung finde seit 24 Stunden statt, sie wolle aber nichts dazu sagen. Zu dem Zeitpunkt hielten sich knapp 20 Studierende im Rektorat der Greifswalder Uni auf – uneingeladen. Aus Protest gegen die neuesten Stellenpläne waren sie gekommen: „190 Stellen will das Bildungsministerium streichen, 187 bietet der Rektor an. Das ist inakzeptabel“, schimpfte der Sprecher der Besetzer, Benjamin Schöler.

Kurz darauf hatte sich die Lage aber bereits entspannt. „Wir haben gerade das Rektorat verlassen“, teilte der Studentensprecher per Handy mit. Rektor Rainer Westermann habe Gespräche angeboten, und sie hätten das Angebot angenommen. Fürs erste sei die Besetzung damit „unterbrochen“.

Was die Studenten in Greifswald erregt, sind nicht die bloßen Stellenstreichungen, die das Bildungsministerium in Schwerin verlangt. Sondern die Schwerpunkte, die Rektor Westermann dabei setzen will. Philosophische und Theologische Fakultät sollen bluten, dafür aber die „Lebenswissenschaften“ ausgebaut werden, inklusive Psychologie. Westermann ist Psychologie-Professor.

Es sei völlig unklar, ob ein solches Angebot am Stellenmarkt bestehen könne, sagt Studentensprecher Schöler. Dann sagt er noch den Satz: „Die Zukunftsfähigkeit der Uni Greifswald steht auf dem Spiel.“

„Es ist natürlich ein großer Einschnitt, der da bevorsteht, das tut allen Beteiligten weh“, zeigt die Sprecherin von Bildungsminister Hans-Robert Metelmann (parteilos) für die Proteste Verständnis. Und selbst Westermann möchte über die Besetzer seines Rektorats nichts Böses sagen. Es sei eine „sehr friedliche Angelegenheit“ gewesen, er habe den Studenten darum erlaubt, eine Nacht in seinen Räumen zuzubringen. Zuvor hätten die Besetzer eine Erklärung unterzeichnet, dass sie für mögliche Schäden aufkommen, und ihre Personalausweise vorgezeigt.

„Das Bestreben der Studierenden, eine Lösung zu finden, die für die ganze Universität akzeptabel ist, finde ich sehr gut“, sagt Westermann. „Es ist unwahrscheinlich, dass wir zu schnellen Ergebnissen kommen“, sagt Studentensprecher Schöler. wie