US-Präsident in Ghana: Obama mahnt die Afrikaner

Der US-Präsident fordert mehr Eigenverantwortung um die Probleme des Kontinents zu lösen.

"Die Zukunft Afrikas liegt in den Händen der Afrikaner": Obama in Ghana. Bild: dpa

ACCRA rtr/taz | Ob bei der Bekämpfung von Kriegen, Korruption oder Krankheiten: Afrika muss sein Schicksal mehr in die eigenen Hände nehmen, um seine Probleme zu lösen. Diesen Appell richtete Barack Obama bei seinem ersten Besuch als US-Präsident in Schwarzafrika an die Völker des Kontinents. "Die Zukunft Afrikas liegt in den Händen der Afrikaner", sagte er am Samstag in Ghana.

Zwar habe das Erbe des Kolonialismus dazu beigetragen, Konflikte in Afrika zu schüren, sagte Obama, fügte jedoch hinzu: "Aber der Westen ist nicht verantwortlich für die Zerstörung der Wirtschaft Simbabwes während des vergangenen Jahrzehnts oder für Kriege, in denen Kinder als Kämpfer rekutiert werden." Das wahre Potenzial des Kontinents könne nur bei einer guten Regierungsführung freigesetzt werden. Daran habe es in viel zu vielen Ländern viel zu lange Zeit gefehlt. Jenen Ländern, in denen dies umgesetzt wird, stellte er höhere Entwicklungshilfe in Aussicht.

Bei seiner Stippvisite in dem westafrikanischen Land gab Obama den bislang detailliertesten Einblick in seine Afrika-Politik. Dabei geißelte er Korruption und Rechtsbrüche als eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu Wachstum und Entwicklung. Wohlstand sei in keinem Land zu schaffen, in denen die Regierungen die Wirtschaft ausbeuteten, um sich selbst zu bereichern oder in denen die Polizei von Drogenhändlern bestochen werde. "Kein Unternehmen will in einen Ort investieren, in dem die Regierung 20 Prozent von der Spitze abschöpft", sagte Obama. An die jungen Menschen Afrikas gerichtet sagte er: "Ihr habt die Macht, eure Anführer zur Verantwortung zu ziehen und Institutionen aufzubauen, die der Bevölkerung dienen." Seine Rede schloss er mit seinem Wahlkampslogan: "Yes, we can!"

Obamas Besuch wurde auf dem ganzen Kontinent entgegengefiebert, da sein Vater gebürtiger Kenianer und er der erste farbige Präsident der USA ist. Wiederholt nahm er Bezug auf seine Abstammung. Dadurch hätten Obamas Worte mehr Gewicht gehabt als die anderer Präsidenten, sagte der Kommentator Joel Kibazo. "Obamas Besuch war ein prägender Augenblick für Afrika", sagte Mohammed ibn Chambas, Vorsitzender des westafrikanischen Regionalbündnisses ECOWAS.

In Ghanas Hauptstadt Accra versammelten sich unzählige Menschen - viele von ihnen in Obama-T-Shirts - auf den Straßen, um einen Blick auf den US-Präsidenten zu erhaschen. Zahlreiche Mauern und Strommasten waren mit Obama-Plakaten geschmückt. Auf ihnen war sein Wahlkampfmotto zu lesen: "Change" (Wandel).

Obama kam im Anschluß an den G8-Gipfel nach Ghana. Er betonte, sein Besuch solle zeigen, dass Afrika nicht von weltpolitischen Themen ausgeschlossen sei. Die USA hätten ein fortwährendes Interesse an der Entwicklung Afrikas, sagte Obama. Nach einem Treffen mit seinem Kollegen John Atta Mills nannte er das Land als Vorbild für den gesamten Kontinent. Ghana sei ein Beispiel für eine gut geführte Wirtschaft. Mills bezeichnete Obamas Besuch als positives Signal. Ghana sehe sich dadurch in seinem Demokratie-Kurs bestätigt. Wirtschaftsreformen hatten noch vor Ausbruch der weltweiten Wirtschaftkrise zu einem starken Wachstum und hohen ausländischen Investitionen geführt.

Zum Abschluss seines nicht einmal 24-stündigen Aufenthalts besuchte Obama eine ehemalige Sklavenfestung. Seine Frau Michelle stammt von Afrikanern ab, die als Sklaven nach Amerika verschifft worden waren. Der Ort sei eine Erinnerung daran, dass Menschen dazu imstande seien, sehr Böses zu tun, sagte Obama und verglich die Besichtigung des Forts mit seinem Besuch im früheren Konzentrationslager Buchenwald im vergangenen Monat.

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