Kommentar Porsche: Patriarchen unter sich

In Gutsherrenart haben sich Piëch und VW gegen Porsche durchgesetzt. Aber der ewige Familiestreit ist nur in eine neue Runde gegangen. Doch das System hat in einer EU keine Zukunft.

Die Schlacht zwischen Porsche und VW ist geschlagen, der Sieger heißt Ferdinand Piëch. Der VW-Aufsichtsratsvorsitzende und Porsche-Erbe hat den Angriff des jüngeren Rivalen Wendelin Wiedeking abgewehrt. Der Porsche-Chef wollte den Wolfsburger Konzern übernehmen, jetzt kommt alles anders, Porsche wird Tochter des VW-Konzerns, und Wiedeking ist seinen Job los. Piëch wird oberster Aufseher eines Konzerns, der die Lücke schließt, die General Motors hinterlassen hat.

Mit weniger wird sich Piëch wohl nicht zufrieden geben. Er, der nach eigener Aussage einen Kampf entweder gewinnt oder erschossen wird, ist der Prototyp eines Patriarchen, für den vor allem PS und Potenz zählen. Er führte VW mit Phaeton, Bugatti und Bentley in die Luxusklasse. Insofern passt Porsche ins Konzept.

Doch es ging gar nicht in erster Linie um eine ausgeklügelte Strategie für die Zukunft von Volkswagen. Es ging allein um Macht und um die Frage, ob sich die Piëchs oder Porsches im Kampf um das Erbe von Ferdinand Porsche durchsetzen. Letztere mögen zwar eher zu Konsens und Kompromissen bereit sein, doch sie haben bis zum Schluss den ebenfalls patriarchal agierenden Wiedeking den Rücken gestärkt.

Letztendlich ging es also um eine Neuauflage des ewigen Familienstreits. Und darin liegt die eigentliche Problematik für VW. Denn spätestens wenn der mittlerweile 72-jährige Piëch nicht mehr ist, werden neue Machtkämpfe ausbrechen.

Die Zukunft des womöglich bald größten Automobilherstellers der Welt mit knapp 400.000 Mitarbeitern wird auf den Ledersofas bei Piëchs und Porsches zu Hause entschieden. Auch das ist eine Folge der jetzt geschlagenen Übernahmeschlacht, in der Porsche nach und nach die freien VW-Aktien auf dem Markt einsammelte.

Damit der VW-Konzern nicht in den kommenden Machtkämpfen zerrieben wird, ist es wichtig, diejenigen Kräfte im Aufsichtsrat zu stärken, die nicht zur Familie gehören. Für eine Übergangszeit hilft hier das VW-Gesetz, das wohl aber bald von der EU gekippt wird. Mittel- und langfristig muss über das Aktienrecht eine andere Zusammensetzung der Aufsichtsräte bei VW und anderer Großkonzerne erzwungen werden.

Wenn nicht nur Kapitalgeber und Arbeitnehmer, sondern auch externe Experten mitbestimmen dürften, wäre eine Unternehmenspolitik nach Gutsherrenart schwerer durchzuhalten.

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