Kurzkritik: Andreas Schnell über die Jungen Akteure
: Zerplatzte Träume

Ab 12 Jahren ist die Inszenierung von „Warum das Kind in der Polenta kocht“ empfohlen. Dabei geht es darin eigentlich ganz schön brutal zu. Der Roman von Aglaja Veteranyi, auf dem die neue Inszenierung der Jungen Akteure basiert, erzählt die Geschichte einer Rumänin, die dem Ceaucescu-Regime mit ihrer Familie in den goldenen Westen entflieht und in ständiger Sorge um ihre Mutter lebt. Die verdient ihr Geld damit, an den Haaren in der Zirkuskuppel zu hängen und mit Feuer zu jonglieren.

Bis zu dem Unfall. Danach muss sich die Tochter zwar nicht mehr um die Mutter sorgen, aber dafür jetzt selbst Geld für die Familie verdienen, als Stripperin. Armut, Entwurzelung, sexueller Missbrauch durchziehen „Warum das Kind in der Polenta kocht“, Träume vom besseren Leben zerplatzen reihenweise. Und der goldene Westen? Schlimmer als daheim.

Veteranyi erzählt aus einer Kinder-Perspektive, deren Poesie die Brutalität aufbricht. Für die Inszenierung im Brauhauskeller haben Regisseurin Nathalie Forstmann und Rebecca Hohmann den Stoff weitgehend enthistorisiert – was das Stück geradezu surreal wirken lässt, verstärkt noch dadurch, dass der Text und die Figuren zwischen den sechs jungen Akteurinnen mäandern. Ein spielfreudiges Ensemble, ein tolles Bühnenbild, ein Stoff, der auch Erwachsene fordert – ein Abend, der lange nachhallt.