Schwäbischer Zeitungsmogul SWMH: Im Schattenreich der grauen Herren
Vergesst Springer: Der größte deutsche Abozeitungs-Konzern sitzt in Stuttgart und heißt SWMH. Er hasst öffentliche Aufmerksamkeit - und Karten über seine Verbreitung erst recht.
Im Hausjargon heißen sie die Dubmänner - in vielen Häusern übrigens. Denn Richard Rebmann, Geschäftsführer der Südwestdeutschen Medienholding und SWMH-Aufsichtsratschef Oliver Dubber lenken mittlerweile ein Zeitungsreich, das von der Pfalz bis nach Oberbayern reicht und vom Schwarzwald bis in die Uckermark. Seit der Mehrheitsübernahme beim Süddeutschen Verlag 2008 ist die SWMH die größte deutsche Abozeitungsgruppe - mit rund 2 Millionen Exemplaren täglich.
Dass immerhin die Auflagenzahlen veröffentlicht werden, überrascht eigentlich bei einer Presse-Holding, der ansonsten Diskretion über alles geht: Am Stuttgarter Pressehaus, wo die SWMH offiziell residiert, verweist gerade einmal ein bescheidenes Firmenschild auf den Zeitungsriesen. Weiterführende Geschäftsdaten gibt es kaum, und die wahren Strippenzieher sitzen auch gar nicht in der Schwabenmetropole: Die SWMH ist ein kompliziertes Geflecht aus formal selbstständigen Verlagen.
Die wichtigsten sind die Medien Union der Gebrüder Schaub aus Ludwigshafen, Rebmanns eigener Schwarzwälder Bote aus Oberndorf und die Südwest Presse (Ulm) des Verlegers Eberhard Ebner. Ebner steht wiederum der "Gruppe Württembergischer Verleger" vor, die wie die Medien Union rund 44 Prozent der SWMH-Anteile hält. Mit der vertrackten Konstruktion hat selbst das Bundeskartellamt seine Schwierigkeiten: Seit Jahren wird um die Frage prozessiert, ob die Medien Union wettbewerbsrechtlich zur SWMH zu zählen ist.
Innerhalb der Gruppe stehen nun tiefgreifende Umwälzungen an: Weil die über 700 Millionen Euro teure Übernahme der Mehrheit an der Süddeutschen Zeitung und den anderen Blättern des Süddeutschen Verlags drückt, die SWMH-Gesellschafter aber keinesfalls auf die gewohnten Renditen verzichten wollen, wird eisern gespart.
Die Redaktion der Sonntagszeitung Sonntag Aktuell wurde zum Jahresende gekündigt, ab 2010 kommt auch der überregionale Teil für die SWMH-Titel in Coburg, Hof und Suhl nicht mehr wie bisher aus der Region selbst - sondern rund 300 Kilometer entfernt aus Stuttgart.
Dort sorgen sich derweil die beiden ungleichen Schwestern Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten, wie lange ihre redaktionelle Eigenständigkeit noch gilt. Schließlich hat man jetzt mit der Süddeutschen Zeitung ein neues Flaggschiff im Konzern, dem die besondere Aufmerksamkeit Rebmanns wie Dubbers gilt. Was die grauen Herren der SWMH an der Isar genau vorhaben, weiß niemand.
Doch sie werden bald Farbe bekennen müssen: Der Vertrag von Süddeutsche-Chefredakteur Hans Werner Kilz läuft Ende 2010 aus. Spätestens im nächsten Jahr muss also ein Nachfolger für Deutschlands zweitwichtigste Zeitung gesucht werden. Wenn es nach dem Willen der Schaubs, Rebmanns & Co. geht, ganz diskret und unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Leser*innenkommentare
Jack Salinger
Gast
Meine Presse (oder Fresse?). Die vierte Macht im Staat wird von renditesüchtigen Dunkelmännern im Hintergrund gesteuert. Das ist wie eine Mini-Regierung, die keiner kennt, aber alles dirigiert. Kann man nur hoffen, dass die Mitarbeiter von Sonntag Aktuell, denen ich hiermit das Beste wünsche, einen besseren Job finden, und dass die Leser sich von diesen macht- und geldgeilen Idioten in den Chefetagen nicht länger verarschen lassen. Einfach keine Zeitung von denen kaufen. Lieber unabhängige Zeitungen lesen (in Berlin kenn ich da eine), da steht noch die Wahrheit drin. Sogar als eigenes Ressort.
Qualitätsjournalist, der
Gast
Vieleicht erkenne ich die Ironie nicht, aber das Bild zeigt allerhöchstens das ehemalige Redaktionsgebäude der SZ. Die schuften doch jetzt im Hochhaus. Ist das Euch etwa entgangen? Hatten doch sogar ein dickes Sonderheft dazu gemacht.
Stefan Plöchinger
Gast
Aus dem Haus im Bild ist die SZ allerdings vor vielen Monaten ausgezogen.