Sexualstraftat an Corinna: Das Geständnis reicht nicht

Die sächsische Polizei will sich im Fall der vergewaltigten und getöteten Corinna nicht allein auf die Worte eines Betrunkenen verlassen und ermittelt weiter.

Mord an der neunjährigen Corinna: Der mutmaßliche Täter hat gestanden. Bild: dpa

DRESDEN taz | Auch nach der Verhaftung des mutmaßlichen Vergewaltigers und Mörders der neunjährigen Corinna im sächsischen Eilenburg werden weiterhin Spuren und Beweismittel gesichert. "Der Fall ist für uns noch nicht abgeschlossen", sagte Landespolizeipräsident Bernd Merbitz. Es handele sich jedoch um normale kriminalistische Routinearbeit, "um den Fall rund zu machen", betonte eine Sprecherin der Polizeidirektion Westsachsen. So werden das Gartengrundstück des Tatverdächtigen und weitere seiner Aufenthaltsorte untersucht, um den vermuteten Tatort zu identifizieren.

Das neunjährige Mädchen war am Dienstag nicht nach Hause zurückgekehrt und tags darauf tot im Fluss Mulde aufgefunden worden. Nach Hinweisen aus der Bevölkerung war Lutz Peter Sch. am späten Samstagabend als mutmaßlicher Täter gefasst worden. Noch am Vormittag desselben Tages wollen ihn Einwohner unter den 800 Eilenburgern gesehen haben, die der Ermordeten in der Eilenburger Stadtkirche gedachten. Als einer der ersten soll er ein Licht für sie angezündet haben. Bei seiner Festnahme hatte Sch. 2,8 Promille Alkohol im Blut. Als er danach stockend sein Geständnis ablegte, habe er sich nach Polizeiangaben selbst aber als vernehmungsfähig bezeichnet. Auch die Beamten schätzten ihn so ein.

Allein auf dieses Geständnis will die zuständige Leipziger Staatsanwaltschaft aber nicht bauen. Deshalb sollten alle "Puzzleteile" für eine lückenlose Beweisführung in einem Prozess gesammelt werden, sagte Sprecher Ricardo Schulz. Die Polizei hält das Geständnis aber für glaubhaft. Sch. besitze offensichtlich exklusives Täterwissen, meinte Landespolizeipräsident Merbitz.

Auf Anraten seines Anwalts Stefan Constabel hatte sich der Tatverdächtige bei seiner zweiten Vernehmung nicht mehr geäußert. Er habe seinen Mandanten bei der ersten Begegnung in einem "erschreckenden Zustand" vorgefunden, sagte er der Leipziger Volkszeitung. Seine Verwirrung hänge offenbar mit starken Entzugserscheinungen zusammen. Mittlerweile ist Sch. in eine Einzelzelle eines Leipziger Gefängnisses eingeliefert worden. Ein Arzt und ein Psychologe, die ihn untersuchten, schätzen ihn nicht als suizidgefährdet ein.

Die Familie der Ermordeten hat die Nachricht von der Festnahme des mutmaßlichen Täters mit Erleichterung aufgenommen. Nach Angaben ihrer Anwältin soll aber die Beerdigung Corinnas unter Ausschluss der Öffentlichkeit still und im engsten Verwandten- und Freundeskreis stattfinden. Das politische Echo in diesem Aufsehen erregenden Mordfall bleibt bislang zurückhaltend. So mahnte beispielsweise Sachsens SPD-Generalsekretär Dirk Panter mehr präventive Arbeit anstelle einer Debatte um schärfere Strafen an. Die NPD, die bereits einen Trauerzug in Eilenburg missbrauchen wollte, tut das Gegenteil. Ihr Landtags-Fraktionsvorsitzender Holger Apfel forderte erneut eine öffentlich zugängliche Sexualstraftäterdatei, ein Denkmal gegen Kindesmissbrauch in Leipzig sowie einen Volksentscheid zur Wiedereinführung der Todesstrafe.

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