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Schäuble beruft Gremium einGegen die Judenfeindlichkeit

Fast ein Jahr dauerte die Einberufung des angekündigten Gremiums zur Bekämpfung von Antisemitismus. Eine erste Untersuchung wollen die Experten an Jugendlichen vornehmen.

Obwohl verboten, springt dieser Mann über die Stelen des Holocaustmahnmals in Berlin. Bild: dpa

BERLIN taz | Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat am Mittwoch im Kabinett die Berufung eines Expertengremiums zur Bekämpfung von Antisemitismus bekannt gegeben. Die Bundesregierung setzt damit eine bereits im November 2008 verabschiedete Resolution um.

Die benannten Experten aus Wissenschaft und Praxis sollen künftig in regelmäßigen Abständen einen Bericht über antisemitische Tendenzen in den verschiedenen Teilen der Gesellschaft vorlegen und Empfehlungen aussprechen. Ständige Mitglieder sind Aycan Demirel von der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus, Hans-Julius Schoeps, Direktor des Moses-Mendelssohn-Zentrums für europäisch-jüdische Studien in Potsdam, und Olaf Farschid von der Berliner Senatsverwaltung.

Ebenso berufen wurden Elke Gryglewski, Leiterin des Hauses der Wannseekonferenz, die Antisemitismusforscherin Juliane Wetzel sowie Martin Salm, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft.

Die lange Zeitspanne zwischen Beschluss und Umsetzung durch die Regierung war bereits im Juli von einem Bündnis verschiedener NGOs kritisiert worden (taz berichtete). Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio-Stiftung, hatte damals das zögerliche Vorgehen der Bundesregierung kritisiert und die Notwendigkeit eines nachhaltig arbeitenden Gremiums betont.

Die erste Sitzung ist nun für den 9. September im Bundesinnenministerium geplant. Gremienmitglied Juliane Wetzel erklärte gegenüber der taz, dass eine fundierte empirische Untersuchung zu Antisemitismus unter Jugendlichen ein zentrales Anliegen sei. Dabei gehe es vor allem darum, Judenfeindlichkeit nicht zum Problem muslimischer Mitbürger zu machen. Laut Wetzel lassen etwa 15 bis 20 Prozent der Mehrheitsgesellschaft antisemitische Ansichten erkennen, die größte Gefahr gehe aber immer noch von Rechtsextremen aus.

Anetta Kahane von der Amadeu Antonio Stiftung zeigte sich zufrieden mit der Auswahl der Experten. Sie betonte, dass Antisemitismus in den neuen Bundesländern eine eigene Dynamik habe, auf die besonders eingegangen werden müsse.

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20 Kommentare

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  • TE
    The Editrix

    Wieso eine Knallcharge wie Stasi-Spitzel Kahane überhaupt noch das ... aufmachen darf, ist mir unverständlich. Die einzige Erklärung scheint zu sein, dass die Deutschen dadurch beweisen wollen, dass sie keine Nazis und Antisemiten mehr sind. Schließlich steht sie ja auf der derzeit "richtigen" Seite. Leider wird so ein netter Versuch schon im Kommentarbereich wieder ad absurdum geführt, wo diese Auslandsdeutsche die ältesten, abgestandendsten und widerlichsten antisemitischen Klischees herunterleiert. Man kann ihr eigentlich für diesen Realitätscheck nur dankbar sein. Diese Leute KÖNNEN NICHT anders. "Es denkt" in ihnen. Ich bin, trotz jahrelanger intensiver beruflicher und privater Kontakte, noch nie von Briten wegen der deutschen Vergangenheit angemacht worden, habe aber immer wieder beobachten können, das umgekehrt DEUTSCHE diese mit ihren geschichtsrevisionistischen Ansichten ungefragt belästigen.

  • S
    sternekoch

    Liebe Wahlschottin: Was eigentlich verstehst du genau darunter - "eine grundlegende Debatte über den Staat Israel" zu führen? Ob es Israel geben soll oder nicht?

  • E
    Elias

    @ wahlschottin:

     

    Natürlich kann eine Jüdin (bzw. ein Jude) AntisemitIn sein, wieso denn nicht?

     

    Schonmal was von Selbsthass gehört?

     

    All die mehr schlecht als recht als "Antizionisten" getarnten Antisemiten brauchen erst gar nicht mit ihren heißgeliebten Kronzeugen-Juden (als da wären Averni, Langer, Hecht-Galinski, Verleger usw.usw.) angelaufen kommen, macht Euren Scheiß wenigstens selbst...

  • M
    moslem.blogger.de

    Diskussion immer gutt, weissu. Gibt Nasis mehr Sait, um ihre Netz zu perfeksionieren, guckst du.

    Doische immer gern disgutieren.

  • F
    Franciscus

    Immer diese Diskussionen...

     

    Dabei ist es doch bald vorbei, wir müssen nur zuwarten, die Geburtsquote bei Migranten ist hoch, und bald wird die Scharia ganz demokratisch ins Grundgesetz eingeführt.

    Dann haben doch alle was sie wollten.

     

    Klimaschutz: www.klimafax.de Kostenlos papierlos faxen!

  • W
    wahlschottin

    Da bleiben aber zu wichtige Fragen offen: Was genau versteht die Kommission eigentlich unter Antisemitismus? Und was genau will sie dabei machen?

    Ich lebe im Ausland; als Deutsche kann ich regelmäßig meinen Gehaltsscheck darauf verwetten, daß in Gesprächen früher oder später das Thema Drittes Reich aufkommt. Ich bin mir der historischen Situation durchaus bewußt, ich bin mir aber auch der aktuellen Situation durchaus bewußt. Jedes Mal muß ich einen Spagat vollführen, um nicht als Antisemitin abgestempelt zu werden, nur weil ich nicht einverstanden bin mit der Art und Weise, wie Israel seine Politik macht. Ich habe nichts gegen die jüdische Religion; im Gegenteil, sie ist ziemlich faszinierend. Aber ich finde es rechtswidrig, was der Staat Israel mit und seit dem Sechs-Tage-Krieg veranstaltet(e); gleichermaßen finde ich es unverantwortlich, daß die Weltgemeinschaft dabei zusieht und stillhält. Israel kostet das kollektive Schuldbewußtsein derer, die damals schon stillgehalten haben, voll aus und kommt deshalb mit allem durch. Wenn ich diese Meinung vertrete, kriege ich sofort den Stempel "Judenfeindin" aufgedrückt. Was nicht stimmt -- diese Einstellung macht mich nicht zur Antisemitin, wenn überhaupt, macht sie mich zur Antizionistin. Aber der Unterschied wird in jedweder Diskussion einfach nicht mehr gemacht.

    Die Gefahr besteht in immer zunehmenderem Maße, daß Antisemitismus und Antizionismus in einen Topf geworfen werden und eine grundlegende Debatte über den Staat Israel (nicht die jüdische Religion!) überhaupt nicht mehr möglich ist. Die Diskussion, oder eher der Aufruhr, um die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes fällt einem dabei ein. (Ihr Name ist mir leider entfallen; aber taz berichtete.) Sie hat den Holocaust überlebt, ist nach Israel und gezogen und hat erster Hand miterlebt, wie sich dieser Staat auf der Weltbühne und in seinen eigenen "vier Wänden" benimmt. Nicht damit einverstanden zu sein, wird hier mit Judenfeindlichkeit gleichgesetzt. Wie kann eine Jüdin Antisemitin sein???

    Wenn die Kommission wirklich was erreichen will, muß sie sich zuallererst einmal darüber klar werden, mit was sie sich da beschäftigt. Und das bitte mit Rückgrat.

  • H
    hiroshima

    Der Jahrestag des Holocaustbombenabwurfs auf Hiroshima wird in der taz noch nicht mal erwähnt. Naja, macht ja die SZ auch nicht, die FAZ auch nicht, ... Vielleicht wäre es mal Zeit, dass in Deutschland ein Gremium zur Bekämpfung der Rassisten eingerichtet wird, das den Rassismus gegenüber Ostasiaten thematisiert. Aber nein, die Deutschen holen sich ihren moralischen Ablassschein von den Juden, dann können sie munter gegen Japaner und Vietnamesen hetzen und den Völkermord an diesen Völkern weiter leugnen. Bravo, Ihr Rassisten!

    Ach ja: Zensiert das ruhig, ist ja üblich hier!

  • SP
    Sabine Porter

    Der korrekte Name lautet: Julius H. Schoeps

  • HU
    Hinz und Kunz

    Gute idee, die aber an der realität nicht viel ändern wird. Immerhin ist man sich des problems bewusst. Auf ebenso dringend notwendige Schritte gegen Islamophobie wird man wohl noch länger warten müssen, denn im gegensatz zu Antisemitismus ist die ja inzwischen salonfähig.

  • SP
    Sabine Porter

    Der korrekte Name: Julius Hans Schoeps

  • TE
    The Editrix

    Wieso eine Knallcharge wie Stasi-Spitzel Kahane überhaupt noch das ... aufmachen darf, ist mir unverständlich. Die einzige Erklärung scheint zu sein, dass die Deutschen dadurch beweisen wollen, dass sie keine Nazis und Antisemiten mehr sind. Schließlich steht sie ja auf der derzeit "richtigen" Seite. Leider wird so ein netter Versuch schon im Kommentarbereich wieder ad absurdum geführt, wo diese Auslandsdeutsche die ältesten, abgestandendsten und widerlichsten antisemitischen Klischees herunterleiert. Man kann ihr eigentlich für diesen Realitätscheck nur dankbar sein. Diese Leute KÖNNEN NICHT anders. "Es denkt" in ihnen. Ich bin, trotz jahrelanger intensiver beruflicher und privater Kontakte, noch nie von Briten wegen der deutschen Vergangenheit angemacht worden, habe aber immer wieder beobachten können, das umgekehrt DEUTSCHE diese mit ihren geschichtsrevisionistischen Ansichten ungefragt belästigen.

  • S
    sternekoch

    Liebe Wahlschottin: Was eigentlich verstehst du genau darunter - "eine grundlegende Debatte über den Staat Israel" zu führen? Ob es Israel geben soll oder nicht?

  • E
    Elias

    @ wahlschottin:

     

    Natürlich kann eine Jüdin (bzw. ein Jude) AntisemitIn sein, wieso denn nicht?

     

    Schonmal was von Selbsthass gehört?

     

    All die mehr schlecht als recht als "Antizionisten" getarnten Antisemiten brauchen erst gar nicht mit ihren heißgeliebten Kronzeugen-Juden (als da wären Averni, Langer, Hecht-Galinski, Verleger usw.usw.) angelaufen kommen, macht Euren Scheiß wenigstens selbst...

  • M
    moslem.blogger.de

    Diskussion immer gutt, weissu. Gibt Nasis mehr Sait, um ihre Netz zu perfeksionieren, guckst du.

    Doische immer gern disgutieren.

  • F
    Franciscus

    Immer diese Diskussionen...

     

    Dabei ist es doch bald vorbei, wir müssen nur zuwarten, die Geburtsquote bei Migranten ist hoch, und bald wird die Scharia ganz demokratisch ins Grundgesetz eingeführt.

    Dann haben doch alle was sie wollten.

     

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  • W
    wahlschottin

    Da bleiben aber zu wichtige Fragen offen: Was genau versteht die Kommission eigentlich unter Antisemitismus? Und was genau will sie dabei machen?

    Ich lebe im Ausland; als Deutsche kann ich regelmäßig meinen Gehaltsscheck darauf verwetten, daß in Gesprächen früher oder später das Thema Drittes Reich aufkommt. Ich bin mir der historischen Situation durchaus bewußt, ich bin mir aber auch der aktuellen Situation durchaus bewußt. Jedes Mal muß ich einen Spagat vollführen, um nicht als Antisemitin abgestempelt zu werden, nur weil ich nicht einverstanden bin mit der Art und Weise, wie Israel seine Politik macht. Ich habe nichts gegen die jüdische Religion; im Gegenteil, sie ist ziemlich faszinierend. Aber ich finde es rechtswidrig, was der Staat Israel mit und seit dem Sechs-Tage-Krieg veranstaltet(e); gleichermaßen finde ich es unverantwortlich, daß die Weltgemeinschaft dabei zusieht und stillhält. Israel kostet das kollektive Schuldbewußtsein derer, die damals schon stillgehalten haben, voll aus und kommt deshalb mit allem durch. Wenn ich diese Meinung vertrete, kriege ich sofort den Stempel "Judenfeindin" aufgedrückt. Was nicht stimmt -- diese Einstellung macht mich nicht zur Antisemitin, wenn überhaupt, macht sie mich zur Antizionistin. Aber der Unterschied wird in jedweder Diskussion einfach nicht mehr gemacht.

    Die Gefahr besteht in immer zunehmenderem Maße, daß Antisemitismus und Antizionismus in einen Topf geworfen werden und eine grundlegende Debatte über den Staat Israel (nicht die jüdische Religion!) überhaupt nicht mehr möglich ist. Die Diskussion, oder eher der Aufruhr, um die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes fällt einem dabei ein. (Ihr Name ist mir leider entfallen; aber taz berichtete.) Sie hat den Holocaust überlebt, ist nach Israel und gezogen und hat erster Hand miterlebt, wie sich dieser Staat auf der Weltbühne und in seinen eigenen "vier Wänden" benimmt. Nicht damit einverstanden zu sein, wird hier mit Judenfeindlichkeit gleichgesetzt. Wie kann eine Jüdin Antisemitin sein???

    Wenn die Kommission wirklich was erreichen will, muß sie sich zuallererst einmal darüber klar werden, mit was sie sich da beschäftigt. Und das bitte mit Rückgrat.

  • H
    hiroshima

    Der Jahrestag des Holocaustbombenabwurfs auf Hiroshima wird in der taz noch nicht mal erwähnt. Naja, macht ja die SZ auch nicht, die FAZ auch nicht, ... Vielleicht wäre es mal Zeit, dass in Deutschland ein Gremium zur Bekämpfung der Rassisten eingerichtet wird, das den Rassismus gegenüber Ostasiaten thematisiert. Aber nein, die Deutschen holen sich ihren moralischen Ablassschein von den Juden, dann können sie munter gegen Japaner und Vietnamesen hetzen und den Völkermord an diesen Völkern weiter leugnen. Bravo, Ihr Rassisten!

    Ach ja: Zensiert das ruhig, ist ja üblich hier!

  • SP
    Sabine Porter

    Der korrekte Name lautet: Julius H. Schoeps

  • HU
    Hinz und Kunz

    Gute idee, die aber an der realität nicht viel ändern wird. Immerhin ist man sich des problems bewusst. Auf ebenso dringend notwendige Schritte gegen Islamophobie wird man wohl noch länger warten müssen, denn im gegensatz zu Antisemitismus ist die ja inzwischen salonfähig.

  • SP
    Sabine Porter

    Der korrekte Name: Julius Hans Schoeps