Sächsischer Filz: Kein Superman für Dresden

Vetternwirtschaft in Dresden. Der Manager von Ex-Boxer Axel Schulz und Parteifreund der Oberbürgermeisterin sollte für viel Geld Dresdens Supermanager werden. Ein Gericht stoppte alles.

Wahre Träume: Als Ex-Boxmanager und OB Riesas konnte Wolfram Köhler sogar die Boxlegende Muhammad Ali (r) in seinem Städtchen empfangen. Bild: dpa/archiv

DRESDEN taz | Wolfram Köhler hat schon einige Karrieren hinter sich. Ab September sollte der ehemalige Oberbürgermeister im sächsischen Riesa, ehemalige Staatssekretär für die sächsische Olympia-Bewerbung 2012 und ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete in Dresden der Super-Stadtmanager werden. Doch das sächsische Oberverwaltungsgericht stoppte jetzt alle Verträge. Grund: ein exorbitant hohes Gehalt.

Für 250.000 Euro Jahresgehalt wollte Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) ihren Parteifreund Köhler in die Stadt holen. So viel verdient nicht einmal sie selbst. Eine knappe Mehrheit des alten Stadtrates traf unmittelbar vor der Kommunalwahl im Juni die Entscheidung: Der Manager des Boxers Axel Schulz und derzeitige Kleinunternehmer in Florida/USA soll an die Elbe kommen.

Das verhinderte das Oberverwaltungsgericht nun und bemängelte das "ungewöhnliche Auswahlverfahren", bei dem es einen "deutlich erhöhten Informationsbedarf" gegeben hätte, dem die Stadtverwaltung nicht entsprach.

Die verbissene Geheimhaltung der "dubiosen Verträge" durch Oberbürgermeisterin Orosz zeige, "wie sehr der schwarze Filz wuchert", kommentierte Linken-Fraktionschef André Schollbach im Stadtrat.

Die Linksfraktion hatte dagegen geklagt, dass Köhler als Chef der Messe, des Sportstättenbetriebes und als Veranstaltungsmanager dieses lukrative Gehalt jährlich verdienen sollte - und hat gewonnen. Daraufhin warf Köhler den Job hin.

Gekränkt monierte der verhinderte Supermanager in seiner Absage die "strukturellen Probleme" im Dresdner Rathaus, die verhinderten, dass die Stadt dank seiner Qualitäten "in eine neue Liga" aufsteige. Köhler macht seine Kritiker und etwas wolkig auch die Verhältnisse für sein Scheitern verantwortlich - bei sich selbst sieht er keine Schuld.

Dabei gibt sein Lebenswandel durchaus Anlass zu Zweifeiln an seiner Eignung. Geschäfte seiner Freundin und moralische Bedenken bei Verträgen Riesaer Gesellschaften mit der Verbundnetz Gas AG führten 2003 zu seiner Beurlaubung als Olympia-Staatssekretär.

Sein Landtagsmandat schmiss er nach acht Monaten hin, weil er sich "wie ein Komparse" und "auf der Auswechselbank" fühlte. Beleidigt fügte er der Weltliteratur 2005 im Alter von 36 Jahren seine Memoiren "Mr. Riesa - in Deutschland gehts auch anders" hinzu.

Dennoch wollte ihn die Dresdner Stadtverwaltung als großen Zampano an die Spitze von Stadtmarketing und Veranstaltungsmanagement holen. Widerstände äußerten die derzeitigen Inhaber der für Köhler vorgesehen Posten und einige Bürgermeister. Köhler beschimpfte sie als "Fürsten."

Bei den Grünen, der Linken und im Kulturbürgertum der Stadt wurde befürchtet, dass mit Köhler der endgültige Imagewandel Dresdens von einer Stadt der Kunst und Hochkultur hin zu banalen Pop- und Sportevents vollzogen werden sollte. Diese Sorge hat ihnen das Oberverwaltungsgericht mit seinem Urteil abgenommen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.